Diese zehn Verfilmungen sind besser als die Buchvorlage

„Das Buch war besser.“ – Dieser Satz fällt häufig. Jede Film- und Serienadaption wird von Fans mit der Lupe geprüft und auseinandergenommen, dass auch ja keine Nebenfigur fehlt. Manche finden, die gedruckte Seite sei immer das Nonplusultra.

Aber heute brechen wir einige Bücherwurm-Herzen, denn wir sagen: „Stimmt nicht!“ Hier sind zehn Filme und Serien, die besser sind als ihre Buchvorlage.

1. Der Pate

Der Vergleich ist fast schon unfair: Klar, der Roman von Mario Puzo ist gut. Aber der Film von Francis Ford Coppolas gilt als Meisterwerk des Kinos. Der Pate hält sich sehr nah an die Geschichte der Buchvorlage, aber übertrifft diese, indem er das Potential seines Mediums ausschöpft.

Häufig wird in Buch-Film-Vergleichen deutlich, was das Medium Buch besser kann als Film: Tiefe Einblicke in Charaktere, ihre Motivationen, Überzeugungen, Gedanken. Doch diese Adaption schafft Spannung, hat Wucht. Der Film schlägt zu, bis der Atem wegbleibt. So sprachlos wird man beim Lesen einfach nicht.

Denken wir nur an die Schlussszenen des Films, in denen Mafioso Michael Corleone die Konkurrenz kaltblütig ausschaltet. Die Mordszenen sind gegengeschnitten mit der Taufe von Michaels Patenkind, zu sakraler Orgelmusik. Die Montage ist eine Masterclass im Filmemachen; etwas, das nur in diesem Medium möglich ist.

Der kulturelle Einfluss, die Bedeutung des Films (und seiner Fortsetzung) hat Höhen erreicht, an die das Buch nicht herankommen kann. Er zementierte Marlon Brando und Al Pacino als Stars im Hollywood-Firmament. Und er landet noch fünfzig Jahre nach seiner Veröffentlichung in den Netflix Top 10 und treibt Fans zu den Drehorten auf Sizilien, wo man am liebsten zum ikonischen Soundtrack von Nino Rota im Alfa Romeo die Serpentinen entlang düsen will.

2. You – Du wirst mich lieben

Die Psychothriller-Serie You – Du wirst mich lieben geht nächstes Jahr in die fünfte und letzte Staffel. Der Erfolg der Serie liegt wohl irgendwo zwischen Angst und Anziehung: Penn Badgley spielt Joe Goldberg, einen sehr attraktiven Serienkiller.

Die gleichnamige Buchvorlage von Caroline Kepnes hatte selbst schon eine große Fangemeinde gefunden, die sich über drei Fortsetzungen freuen durfte. Und warum ist die Serie nun besser als die Buchreihe? Ganz einfach: Die Serie gibt uns mehr.

Viele Film- und Serienadaptionen müssen runterkürzen; Charaktere und Szenen streichen, Drehorte reduzieren, Zeit raffen. You macht das Gegenteil. Die Serie nimmt sich Zeit, mehr Zeit sogar als das Buch. Mit zusätzlichen Szenen und Charakteren wie Maddie Johnson, Annika und Elijah wird mehr Spannung aufgebaut. Wir haben länger etwas von Joe Goldberg. Und mal ganz ehrlich: Wir wollen alle mehr von Joe Goldberg.

3.  Jurassic Park

Bei Jurassic Park müssen wir nicht lange diskutieren; Regisseur Steven Spielberg ist ein Totschlagargument. Kaum jemand hat den modernen Blockbuster-Film so geformt wie er.

Aber wir wollen nicht gemein sein: Das Buch von Michael Crichton ist auch gut, galt sogar als Phänomen und ist mit seinen Themen immer noch aktuell. Der Autor versteht es, Wissenschaft verständlich zu machen und weiterzuspinnen – im wahrsten Sinne des Science-Fiction-Genre.

Nur: Der Film ist besser. Denn es ist eine Sache, von Dinosauriern zu lesen, und eine ganz andere, sie zu erleben. Mit revolutionären Special Effects, einem unvergesslichen Soundtrack von John Williams und einem Cast, der sich so faszinierend wie unterhaltsam zeigt, wurde der Film nach seiner Premiere 1993 zum umsatzstärksten Film seiner Zeit.

Ein paar Töne der Musik reichen, und wir sehen den Brontosaurier vorbeistapfen, hören den Velociraptor kreischen, ducken uns vor dem T-Rex. Willkommen im Jurassic Park!

4. Das Damengambit

Wer wusste schon, dass hinter der Drama-Serie Das Damengambit eine Buchvorlage steht? Der gleichnamige Roman von Roman Tevis wurde schon 1983 in den USA veröffentlicht. Aber eine deutsche Übersetzung hätte es ohne die Serie wohl nicht gegeben.

Das Buch ist in den Achtzigern nicht gerade schlecht angekommen. Der New York Times Kritiker schrieb, es sei der beste Roman über Schach seit Lushins Verteidigung von Vladimir Nabokov. Doch erst die Serie holte Tevis‘ Geschichte aus der Schach-Nische und machte sie zum internationalen Hit.

Manchmal schafft es ein Film oder eine Serie, einem vergessenen Buch Leben einzuhauchen. Das Damengambit mit Anya Taylor-Joy in der Hauptrolle tut 2020 genau das – und verdiente stolze elf Emmy Awards. Und löste einen so großen Hype aus, dass Schachbretter in zahlreichen Läden weltweit ausverkauft waren. Ein Jahr später und ganze 38 Jahre nach dem Original kommt dann die deutsche Buchübersetzung. Fazit: Die Serie hat einfach besser gezogen.

5. The Shawshank Redemption

Riskante These: Eine Filmadaption, die besser sein soll als die Romanvorlage von Stephen King? Literarische Ikone Stephen King, kaum jemand kann bessere Geschichten knüpfen! Und trotzdem ist der Film besser.

Dabei galt The Shawshank Redemption zum Release 1994 als Flop. Gerade einmal 16 Millionen Dollar machte der Film in zehn Wochen auf Kinoleinwänden. Nicht einmal das Produktionsbudget von 25 Millionen Dollar wurde davon gedeckt.

Das war damals. Aber heute gilt The Shawshank Redemption als einer der besten Filme aller Zeiten. Warum? Um ein Zitat aus dem Film aufzugreifen: „Geologie ist die Lehre von Druck und Zeit. Das ist alles, was es braucht. Druck und Zeit.“

Der Gefängnisausbruchsfilm bedient sich meisterhaft dem Medium und findet in Tim Robbins und Morgan Freeman Hauptdarsteller, die besser nicht sein könnten. Keine Ahnung, was sich das Casting-Team gedacht hat, als Morgan Freeman in die Rolle von Red, im Buch ein weißer Ire, gesteckt wurde. Aber es stimmt eben einfach. Racebending lange vor dem Trend – solche Entscheidungen heben den Film über die Seite hinaus und geben ihm heute Kultstatus.  

6. Bridgerton

Bridgerton machte schon vor dem Serienstart Schlagzeilen mit einer kontroversen Entscheidung. Denn in den Hauptrollen der adeligen Sharma Familie wurden schwarze Schauspieler*innen besetzt – anders als in den Büchern von Autorin Julia Quinn.

Liebe ist eben vielfältig. Der Cast von Bridgerton schafft es, dass dieses Gefühl auch beim Zuschauen ankommt und wurde damit zum Musterbeispiel für Inklusion.

Das heißt nicht, dass die Bücher nicht selbst schon beeindruckend und spannend sind, immerhin veröffentlichte Quinn ganze acht Bände, lange bevor Fans die Serie auf Netflix entdeckten. Aber die Serie sticht  hervor, weil sie nicht einfach nur abschreibt. Sie nimmt die Geschichte, geht ein paar Schritte weiter und öffnet sie für ein größeres, diverses Publikum.

Davon mal ganz abgesehen: Die Musik der Serie bringt eine ganz neue Energie in die Geschichte, mit orchestralen Versionen von Popsongs. Unser Favorit: Dancing On My Own von Robyn. Der erste Tanz von Anthony und Kate zu ist einfach schwer zu übertreffen.

7. The Night Agent

Gabriel Basso wurde mit seiner Rolle als Geheimagent Peter Sutherland zum neuen Hollywood-Schwarm. Aber die Serie ist nicht nur wegen seinen Bizeps-, Trizeps- und Deltamuskeln besser als das Buch.

The Night Agent basiert auf dem gleichnamigen Roman von Matthew Quirk. Der ehemalige Journalist verpackte seine jahrelangen Recherchen in den politischen Verschwörungsthriller, der 2019 erschien.

Mit der Serienadaption von 2023 kamen einige große Veränderungen. Zum Beispiel: Der schlimmste Bösewicht im Buch war Dimitri Sokolov, ein russischer Auftragskiller. In der Serie wird er ersetzt durch das Killer-Duo Dale und Ellen. Das mordlustige Paar ist unberechenbar und lässt selbst die Fans des Buches rätseln, wie die Geschichte enden soll.

Das Ergebnis: Die Serie bricht mehr Genre-Klischees. So ist die Geschichte nuancierter und spannender als das USA-gegen-Russland Narrativ aus dem Buch.

8. Heartstopper

Ja, hier begeben wir uns auf dünnes Eis. Denn Fans lieben die Graphic Novels von Alice Oseman. Zurecht! Die queere High-School-Liebesgeschichte hat auch als Comic schon viele Herzen erwärmt – und wir würden nichts daran ändern.

Aber: Die Serie ist trotzdem besser. Und zwar weil es eine Serie ist, die sich wie ein Comic anfühlt. In den süßesten Momenten fliegen animierte Blätter bunte Schleifen um Charlie und Nick. Heartstopper spielt mit Medien und Genres. Die Serie ist nicht einfach nur eine filmische Adaption, sondern ein mediales Mash-Up, mit dem Besten aus Film und Graphic Novel.

Doch es gibt noch einen zweiten (und dritten) Grund: die Hauptdarsteller Joe Locke und Kit Connor. Manche Schauspieler*innen verkörpern unsere Lieblingscharaktere so gut, dass die Geschichte nicht mehr ohne sie zu denken ist. Und wir können die Comics nicht mehr lesen, ohne uns dabei Joe Locke und Kit Connor vorzustellen. 

9. Auslöschung

Ein Sci-Fi-Thriller mit Horror, der an Lovecraft erinnert – der Roman von Jeff VanderMeer ist bei Genre-Fans beliebt. Doch der Film von Regisseur Alex Garland ist besser, aus einem Grund: das Ende. Das hat selbst der Buchautor im Interview im The Watch Podcast gesagt:

„Das Ende [vom Film] ist so umwerfend – und in mancher Hinsicht anders als im Buch. Es scheint die Art von Ende zu sein, über die Leute noch jahrelang in der Kneipe reden werden, wie bei 2001: A Space Odyssey.“

Wir bleiben bei Auslöschung lieber Spoiler-frei, also was genau am Ende vom Film so gut ist, muss selbst erlebt werden. Nur ein paar Worte: Wo das Buch ungewiss und abstrakt bleibt, wird der Film konkret, existentiell und philosophisch. Der Film macht sichtbar, was sich auf der Buchseite vage anfühlt. Und hinterlässt so einen Eindruck, der für sich selbst steht – und bleibt.

10. The Wolf of Wall Street

Geld, Sex und Drogen: Das Leben von Börsenmakler Jordan Belfort lässt sich gut verkaufen. Das wusste auch er selbst; deswegen hat er mit seiner Biografie einkassiert. Was das Lesen immer wieder unangenehm macht. Denn der Betrug, die Ausnutzung, die Gier wird in seinen Seiten mehr verherrlicht als problematisiert. Nach dem Motto: Findet ihr das denn nicht geil?

Nein, eben nicht. Und weil der Film das zu zeigen weiß, ist er besser als das Buch. Martin Scorsese inszenierte die Geschichte mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle des schleimigen Wertpapierbetrügers. Die Kombination der beiden Filmikonen ist schon stark genug – und brachte DiCaprio mal wieder nah an den Oscar.

The Wolf of Wall Street prangert den Börsenbetrug an und zeigt, dass man mit illegalem Geld auch (und besonders) kein gutes Leben findet. DiCaprio wird in seiner Rolle zum Gesicht des systematischen Missbrauchs. Der Darsteller verschwindet in dem seelenlosen Charakter und zeigt uns: Das Geld ist Dreck und das Leben bemitleidenswert.

Netflixwoche Redaktion

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