Sieben Formate, die Eltern weiterschauen, wenn die Kinder schon im Bett sind

Draußen leuchtet der Mond riesig am Nachthimmel, drinnen hat es sich der etwas zu klein geratene Lord Farquaad in seinem Bett gemütlich gemacht: Die Brust behaart, ein Martiniglas in der Hand, die Zebradecke über den Beinen, den Blick gerichtet auf … ein Abbild von Prinzessin Fiona im Zauberspiegel. Dabei scheint den Lord irgendetwas unter der Decke plötzlich zu überraschen. Und mit verstohlenem Blick zieht er sich die Decke noch ein Stückchen höher über die nackte Haut.

Zu den Filmen der vierteiligen Shrek-Reihe gehören Erwachsenenwitze wie Ohrenschmalz zum Oger. Doch nicht nur an zweideutigem Humor, sondern auch an versteckten Lebensweisheiten, tiefgründigen Charakteren oder cleveren Plots fehlt es vielen Kinderfilmen nicht. Auch solchen, die auf den ersten Blick bunt und albern wirken.

Wir haben sieben Filme aus der Rubrik Netflix Kids gesammelt, die sich wirklich für die ganze Familie lohnen.

1. Das Seeungeheuer

Das wahre Ungeheuer ist für den Seemann Jacob Holland die kleine Maisie, die sich als blinde Passagierin in einem Fass mit auf sein Boot schmuggelt, um mit ihm Monster zu jagen. Jacobs Karriere als Held der Meere begann ähnlich wie Maisies. Aber: „Das ist nicht dasselbe“, sagt er zu der Kleinen, um sie von ihrem Vorhaben abzuhalten, und meint damit: „Wir sind nicht dasselbe.“ Denn sie ist ein Waisenmädchen mit dunkler Hautfarbe. Und er war ein weißer, privilegierter Junge, als auch er unerlaubt zur See fuhr. Doch schon bald stellt sich heraus: Die beiden haben dasselbe Feuer in sich. Und werden zu Verbündeten.

Das Seeungeheuer ist eine Film gewordene Botschaft, die für viele Erwachsene genauso lehrreich sein kann wie für Kinder. Denn Maisie lässt sich nicht von anderen sagen, wer sie ist oder was sie kann. Was andere von ihr erwarten, spielt keine Rolle. Und so jagt sie nicht nur Ungeheuern unerbittlich hinterher, sondern auch den eigenen Träumen. Und übertrifft am Ende alle Erwartungen.

2. Chihiros Reise ins Zauberland

Mit der zehnjährigen Chihiro werden sich auch Erwachsene identifizieren können – und identifizieren wollen. Denn ihre Eltern kommen in diesem Zeichentrickfilm nicht gut weg. Nachdem Chihiros Mutter und Vater wegen ihrer Gier in Schweine verwandelt wurden, bricht das Mädchen auf, um sie zu retten. Voller Mut, Unvoreingenommenheit und Neugier erlebt sie auf ihrer Reise ins Zauberland Abenteuer, immer begleitet von mysteriösen Gestalten wie Ohngesicht, den Rußmännchen und der Hexe Yubaba.

Chihiros Reise ins Zauberland ist zwar mit kindlicher Fantasie gestaltet, wird aber vor allem von Metaphern getragen. Wie der Hexe, die ihren Dienern die Namen raubt. Denn jeder Name im Film hat eine besondere Bedeutung. Chihiro bedeutet zum Beispiel „Fragen stellen“. Mit den Namen stiehlt die Hexe auch die Identität ihrer Arbeiter. Diese Symbole zu entschlüsseln und die Tiefgründigkeit der Charaktere zu begreifen, bedarf ganz bestimmt eines gewissen Alters. Nicht ohne Grund ist die Studio Ghibli Produktion der weltweit meist ausgezeichnete Zeichentrickfilm.

3. Man vs. Bee

Über vier Jahre war es still um Rowan Atkinson, den Schauspieler, der Mister Bean vor mehr als 30 Jahren zu einer Leinwand-Legende gemacht hat. In der Serie Man vs. Bee kehrt er nun zurück auf die Bildschirme, ohne etwas von seiner Absurdität verloren zu haben. Das zeigt auch schon der in seiner Einfachheit geniale Plot. Die Idee dazu kam von Atkinson selbst: Ein Mann wird in einem riesigen Haus 90 Minuten von einer winzigen Biene belästigt. Los geht es mit zerbrochenen Vasen, enden wird es mit Flammenwerfern und einem Gerichtsprozess.

Die neun Mini-Folgen von teilweise nur zehn Minuten sind die perfekten Film-Häppchen – wenn man es schafft, nach einer Folge auszuschalten. Denn für Kinder ist Man vs. Bee einfach nur ein Heidenspaß, für Eltern jedoch endlich wieder ein bisschen Atkinson-Humor, der sie mit Mister Bean vielleicht schon ihr ganzes Leben begleitet.

4. Kung Fu Panda

Der Pandabär Po ist etwas schwerfällig, isst gern und arbeitet im Nudelrestaurant seines Vaters. Bald soll er dort selbst die Geheim-Nudelsuppe kochen, für die ihm bloß noch das Wissen um eine letzte Zutat fehlt. Doch bevor es dazu kommen kann, führt ein unverhoffter Zufall zum anderen und Po landet als auserwählter Drachenkrieger beim Kung Fu Meister Oogway. Zunächst scheint Po ein hoffnungsloser Fall. Bis sein Meister auf eine Idee kommt und sich der Panda als hartnäckiger Schüler erweist. Am Ende lüftet Po sogar das Geheimnis der Drachenrolle.

Die Geschichte ist mit viel Humor erzählt, sodass die Außenseiter-mit-einem-Traum-Geschichte nicht zu kitschig wird. Der erste Film der Kung Fu Panda-Reihe war so erfolgreich, dass er mehrere Fortsetzungen, Serien und Kurzfilme nach sich zog. Am 14. Juli erscheint die neueste Serie: In Kung Fu Panda: Der Drachenritter muss Po seine Heimat verlassen und um die Welt reisen – auf der Suche nach Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und einer Sammlung magischer Waffen.

5. Rettungshund Ruby

Ruby ist ein schwieriger Fall. Eine Mischlingshündin, die von vier verschiedenen Familien immer wieder zurück ins Tierheim gebracht wird. Zu aufmüpfig, zu wild. Bis State Trooper Dan Rubys Potenzial für die Hundestaffel sieht. Geduldig lernt er mit ihr, verliert nie den Glauben an sie – und wird dank Ruby endlich ins Rettungsteam aufgenommen.

Berührend ist Rettungshund Ruby vor allem deshalb, weil der Film auf einer wahren Geschichte beruht. Wäre Ruby nicht adoptiert worden, hätte ihr ein Schicksal gedroht, dass vielen schwer erziehbaren Tieren in amerikanischen Tierheimen blüht: Wer kein Heim findet, wird eingeschläfert. Dieses Thema rückt in dem Film allerdings in den Hintergrund und macht die Geschichte vollkommen kinderfreundlich. Mit einer schönen Botschaft: Jede*r hat eine zweite Chance verdient, und manchmal auch eine fünfte.

6. Mein Lehrer, der Krake

Dieser Film beginnt mit einem Burn-Out, doch dürfte er nicht nur deshalb die Aufmerksamkeit einiger Eltern auf sich ziehen. In der südafrikanischen Dokumentation Mein Lehrer, der Krake begibt sich der ausgebrannte Tierfilmer Craig Foster in die Tiefen des Atlantiks. Dort begegnet er einer Oktopus-Dame, die ihm aus seinem emotionalen Tief helfen wird. Der Film beschreibt die daraus entstehende Beziehung zwischen Mensch und Tier und die persönliche Entwicklung des Filmemachers – dem durch den Kraken seine eigene Verletzlichkeit vor Augen geführt wird.

Neben all den Emotionen im Film bietet die Doku ganz besondere Einblicke in das Leben am Grund des Meeres: Wie sich binnen Sekunden die Farbe des Kraken ändert oder das Tier einem Haiangriff entkommt, bloß durch die eigene Cleverness. Der Naturfilm zeigt gefühlvoll eine neue Welt auf, ohne belehrend zu sein.

7. Eine Reihe betrüblicher Ereignisse

Neil Patrick Harris spielt in der märchenhaft gestalteten Serie den hinterlistigen Grafen Olaf, der die Vormundschaft von drei Waisen übernehmen will, um so an das Erbe der Baudelaire-Familie zu gelangen. Die drei Geschwister Violet, Klaus und Sunny müssen Olaf immer wieder entkommen und entdecken auf ihrer Suche nach Obhut nicht nur das wahre Gesicht des Grafen, sondern auch einige dunkle Geheimnisse ihrer restlichen Verwandtschaft.

Die Serie Eine Reihe betrüblicher Ereignisse beruht auf der gleichnamigen Buchreihe von Daniel Handlers Alter Ego Lemony Snicket. In insgesamt 13 Büchern hat er die Geschichte der Geschwister erzählt und damit viel Material für facettenreiche Charaktere und einige Wendungen geliefert, die auch für Erwachsene unvorhersehbar sind.

Netflixwoche Redaktion

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