Das Ende von Spaceman erklärt: Ist der Spinnen-Alien Hanuš echt oder eingebildet?

Achtung: Dieser Artikel enthält Spoiler für Spaceman.

Am Ende von Spaceman findet Jakub (gespielt von Adam Sandler) wieder nach Hause – oder doch nicht? Die letzten Momente des Films sind zweideutig, aber sie deuten auf einen inneren Frieden hin, nach dem die Hauptfigur die ganze Zeit gestrebt hat. „Was ich an jeder Form von Kunst mag, ist, dass sie einen mit eigenen Gedanken zurücklässt“, sagt Regisseur Johan Renck gegenüber Netflix. „Wenn ich einen Film ausschalte oder das Kino verlasse und etwas aus dem Film immer noch mitschwingt, ist das ein Erfolg – und mein Ziel als Filmemacher.“

Spaceman: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt läuft seit dem 23. Februar 2024 auf Netflix. Im Interview teilen Regisseur Renck und sein Cast ihre Gedanken zum neuen Sci-Fi-Drama und erklären das Ende des Films.

Jakub (Adam Sandler) blickt in die Chopra Wolke.

Was ist die Chopra-Wolke?

Basierend auf Jaroslav Kalfařs Roman Spaceman in Bohemia erzählt Rencks Film die Geschichte von Jakub, einem Astronauten auf der surrealen Reise zur Erforschung der Chopra-Wolke, einem mysteriösen Weltraumphänomen. Genau 189 Tage nach Beginn seiner Reise hat er den äußeren Orbit von Jupiter erreicht und meldet sich per Funk bei seiner Vorgesetzten, Commisioner Tuma (Isabella Rossellini). Sie teilt ihm mit: „Dieses Phänomen hat unseren Himmel in den letzten vier Jahren heimgesucht. Nun haben deine Bilder die Welt in den Bann gezogen.“

Die große Frage, was die Wolke ist, wird im Film nie ganz beantwortet. Aber Jakubs spinnenartiger blinder Passagier Hanuš bezeichnet ein kleines Teil davon als „ein Körnchen vom Anfang“. Damit ist der Anfang des Universums gemeint. Aber in der Praxis führt die Untersuchung der Chopra-Wolke Jakub dazu, einen anderen Anfang zu erforschen – nämlich den seiner eigenen Beziehung.

Lenka (Carey Mulligan) und Jakub (Adam Sandler) kommen sich in seinen Weltraum-Halluzinationen nahe.

Warum ist Lenka wütend auf Jakub?

Die Chopra-Wolke scheint Halluzinationen hervorzurufen, in denen Jakubs Erinnerungen an seine entfremdete Ehefrau Lenka (Carey Mulligan) zurückkehren. Lenka überlegt, ihren Mann zu verlassen, unter anderem weil er sie allein auf der Erde zurückgelassen hat – dabei ist sie schwanger!

„Es gibt das Klischee der Ehefrau, die zu Hause bleibt und unglücklich ist und sich darüber beschwert, dass ihr Mann weggeht, um etwas Großes zu schaffen“, erklärt Mulligan. „Ich hatte das Gefühl, dass diese Rolle so interessant war, weil sie wirklich etwas zu sagen hat. Sie trifft die Entscheidung, wegzugehen und es allein zu schaffen. Ich finde, es liegt eine große Kraft in ihrer Entscheidung. Sie suhlt sich nicht einfach in ihrem Leid und in der Tatsache, dass er nicht da ist. Sie isoliert sich nicht wirklich, sie isoliert sich nur von ihm. Das braucht sie in diesem Moment, um zu überleben.“

„Für mich geht es in der Geschichte um Isolation und Distanz und unerreichbare Liebe“, sagte Renck. „Es ist in erster Linie eine Liebesgeschichte, mit diesem so einzigartigen Setting: einer Solo-Reise im Weltraum. Die perfekte Metapher für Einsamkeit.“

Jakub (Adam Sandler) und Lenka (Carey Mulligan) am Flussufer, wo sie sich das erste Mal küssten.

Kommen Jakub und Lenka wieder zusammen?

In der Schlussszene sehen wir Jakub und Lenka bei einem verträumten Wiedersehen am Flussufer. Doch das bedeutet nicht unbedingt, dass er es nach Hause geschafft hat. Es scheint, dass Jakub von der rivalisierenden südkoreanischen Chopra-Expedition aufgegriffen wurde – aber die Parallele zu seinem und Lenkas erstem Kuss lässt vermuten, dass es sich bei diesem Moment einfach um seine Versöhnungsfantasie handelt. Es ist eine nostalgische Rückkehr zu ihrer jahrelange Verbundenheit und ein Schuldgeständnis von Jakub, der bereut, dass er sie verlassen hat.

„Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, wäre ich nie weggegangen“, sagt Jakub von einem treibenden Raumschiff aus zu Lenka. Es ist ein optimistisches Ende für zwei verlorene Seelen. Aber wie es weitergeht, hängt von ihnen ab.

Die Alien-Spinne Hanuš (gesprochen von Paul Dano) ist heiß auf Schokoaufstrich.

Ist Hanuš die Weltraumspinne echt?

„Er ist eine Kreatur aus dem Anfang der Zeit, die Jakub aufsucht“, sagt Renck. „Wir sind nicht allein im Universum. Wir wissen, dass es Hanuš da draußen gibt.“ Also: Ja, Hanuš die Weltraumspinne ist echt!

Das uralte, spinnenartige Wesen, das im englischen Originalton von Paul Dano gesprochen wird, ist Jakubs einziger Freund während des gesamten Films. Eine Stimme der Vernunft, wenn auch nicht immer eine vernünftige Stimme. Renck vergleicht ihn mit anderen seltsamen Weisen in Science-Fiction-Filmen: HAL in 2001: Odyssee im Weltraum oder Yoda in Star Wars – aber mit einer ganz eigenen Note. „Dieses Wesen von Hanuš ist in Filmen schon dargestellt worden“, so Renck. „Wir hatten natürlich kein Interesse daran, nur eine Kopie dieser Figur zu zeigen. Und Paul hat das verstanden.“

Wenn Dano selbst nicht am Set war, gab es einen kuscheligen Stellvertreter für die außerirdische Kreatur. „Wir hatten eine riesige Plüschspinne, die wir aufstellen konnten, damit unser Kameramann Jakob Ihre wusste, wo Hanuš sein wird“, sagte VFX Supervisor Matt Sloan. „Und wir hatten ein 3D-gedrucktes Hanuš-Gesicht als Augenlinie für Adam, mit dem er sprechen konnte.“

Was auch immer Hanuš ist, er ist genau der Gesprächspartner, den Jakub braucht, um seine Tortur zu überstehen. „Die Idee, dass man seine Menschlichkeit einer Kreatur erklären muss, die nicht menschlich ist, hat etwas wirklich Schönes“, erklärt Jaroslav Kalfař, der Autor der Buchvorlage. „Wir sind alle sehr unterschiedliche Menschen auf dieser Erde, und wir missverstehen uns oft, aber am Ende haben wir gemeinsame Erfahrungen und Gefühle.“

Hanuš (gesprochen von Paul Dano) mag zwar gruselig aussehen, doch hinter dem Spinnenkörper steckt viel Wärme und Weisheit.

Was passiert mit Hanuš am Ende von Spaceman?

Gegen Ende des Films wird klar, dass Hanuš im Sterben liegt und von einem Parasiten verzehrt wird, der schon seine Heimatwelt zerstört hat. Während er und Jakub sich dem nähern, was Hanuš nur „den Anfang“ nennt, teilen sie einen letzten Moment im Vakuum des Weltraums. Hanuš hat Jakub geholfen, sich selbst zu finden, auf seine eigene Weise.

„Ich führe diese inneren Dialoge mit mir selbst, wenn die Dinge herausfordernd oder schwierig sind“, erklärt Renck. „Und ich finde, dass diese Gespräche viel Klarheit bringen. Wir alle tragen ein äußeres und ein inneres Ich in uns.“

Als sich die freundliche Riesenspinne im Finale des Films im Weltraum auflöst, ist das ein tragischer Moment für seinen neu gewonnenen Freund. „Ich hoffe, dass Hanuš anfangs ein bisschen unheimlich scheint, denn das wäre er auch in echt. Ich meine, er ist eine riesige Spinne!“, sagt Dano. „Aber er ist eine gute Seele und ein weises Wesen. Er ist ein Reisender durch Raum und Zeit. Es fiel mir leicht, ihn zu lieben, und ich hoffe, das Publikum tut es auch.“

JOHN DILILLO, TUDUM

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