Science-Fiction ist ein ganz besonders spektakuläres und in seinen erzählerischen Möglichkeiten geradezu grenzenloses Filmgenre. Klare Sache, so etwas wie Grenzen gibt es im Universum nicht, entsprechend frei lässt sich über die Dinge fantasieren, die dort passieren könnten. Und da sich in den letzten vierzig Jahren die Möglichkeiten der Special Effects sowie Kamera- und Computertechnik rasant entwickelt haben, werden die Produktionen auch visuell immer beeindruckender. Wirklich gute Sci-Fi-Geschichten sind aber immer mehr als nur brillante Technik. Diese filmische Kunstform hat alle Möglichkeiten, existenzielle Fragen aufzuwerfen, aus der weiten Entfernung einen viel umfassenderen Blick auf unsere menschlichen Probleme zu richten und auch mal eine politische Haltung einzunehmen. Aber bei allem Anspruch darf sie natürlich auch einfach unterhalten und für ein wenig Ablenkung vom Alltag sorgen. Hier sind zehn Angebote für außerweltlich gute Unterhaltung auf Netflix.
Interstellar (2014)
In einer nicht näher definierten Zukunft ist es um die Erde schlecht bestellt, die Menschheit droht zu verhungern. Eine zunächst mysteriöse Erscheinung im Zimmer seiner jungen Tochter Murph, schickt Farmer und Ex-Pilot Cooper (Matthew McConaughey) auf eine existenzielle Mission. Eine geheim operierende NASA-Division hat vor knapp 50 Jahren ein Wurmloch nahe Saturn entdeckt. Eine Entdeckung, die es ermöglichen könnte, die Zivilisation in eine benachbarte Galaxie umzusiedeln. Außerdem steht Professor Brand (Michael Caine) mit seiner Theorie zur Vereinigung von Quantenphysik und Gravitation kurz davor, ein derartiges Unterfangen möglich zu machen. Zusammen mit einer Crew um Brands Tochter Amelia (Anne Hathaway) bricht Shuttle-Kapitän Cooper auf, den bestmöglichen Planeten für einen Neustart auszusuchen. Interstellar zeigt eine Reise ins Ungewisse, auf der Zeit im wörtlichen Sinne relativ ist. Sie erweitert sich zu einer fundamentalen Geschichte über Wissenschaft und die Grenzen des Erklärbaren, über Glaube, Liebe, Hoffnung und fundamental menschliche Werte. Neben der tiefgründigen Story machen ein toller Cast, faszinierende Bilder und einer der besten Hans Zimmer-Soundtracks der letzten Jahre diesen Film zu einer fast schon erleuchtenden Erfahrung.
Ex Machina (2015)
Wenn Interstellar das epische Spektakel ist, ist Ex Machina das Kammerspiel.
Programmierer Caleb (Domhnall Gleeson) zieht bei einem Firmengewinnspiel das große Los. Er gewinnt einen Besuch im Anwesen des Unternehmensgründers, dem exzentrischen Tech-Milliardär Nathan (Oscar Isaac). Dieser forscht hier völlig abgeschieden an der Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz und spannt Caleb für seine Versuche ein. Er soll die Androidin Ava (Alicia Vikander) einem einwöchigen Turingtest unterziehen. Mit dieser in den Fünfzigern entwickelten Methode kann festgestellt werden, ob eine Maschine menschenähnliches Denkvermögen entwickelt hat oder gar ein eigenes Bewusstsein. Als sich die Rollen langsam verschieben, gerät das Vorhaben zunehmend aus den Fugen, bis sich ein lebensbedrohliches Katz- und Maus-Spiel zwischen den Protagonisten entwickelt. Das Regie-Debüt des britischen Autors Alex Garland (The Beach) ist ein feinsinniges, mitunter beklemmendes Filmerlebnis, das einen auch noch Tage später beschäftigen wird.
Blade Runner 2049 (2017)
Blade Runner 2049 ist Dennis Villeneuves Fortsetzung von Ridley Scotts Blade Runner aus dem Jahr 1982. Hier muss der Replikantenjäger Officer K (Ryan Gosling) in einem dystopischen Los Angeles veraltete Exemplare aufspüren und terminieren. Bei einer Mission stößt er auf die Überreste einer zeugungsfähigen Replikantin. Eine so sensationelle wie gefährliche Entdeckung, die den Chef der Menschmaschinen-Schmiede Tyrell Corporation, Niander Wallace (Jared Leto) auf den Plan ruft. In einem Wettlauf gegen die Zeit – der auch zu einem Wiedersehen mit Ur-Replikant Rick Deckard (Harrison Ford) führt – gilt es das verschollene Kind und damit den Schlüssel aufzuspüren, der die Maschinen den Menschen endgültig ebenbürtig machen würde. Einmal mehr rückt hier die Frage nach Identität in den Mittelpunkt, die Frage danach, was uns eigentlich menschlich macht.
Dune – Der Wüstenplanet (1984)
Zu Beginn des 11. Jahrtausends entbrennt ein Machtkampf der Menschen um die Vorherrschaft über das galaktische Imperium. Fürst Leto Atreides wird samt Familienanhang auf den Wüstenplaneten Arrakis versetzt. Hier wird von monströsen Sandwürmern eine Droge namens Spice produziert, die für die Weiterentwicklung der Menschheit eine entscheidende Rolle spielt. Im Konflikt mit dem entmachteten Harkonnen-Clan (darunter Musiker Sting in einer Nebenrolle!) entpuppt sich Sohn Paul Atreides (Kyle MacLachlan) als Retter in spe, der die unterdrückten Völker in die Freiheit führen wird. Die visionäre, wenn auch streckenweise etwas wirre Original-Verfilmung des wegweisenden Genre-Klassikers von Frank Herbert war für Regisseur David Lynch ein Mammutprojekt. Zufrieden war er mit dem Ergebnis am Ende leider nicht. Im Gegensatz zu einer großen Fanbase, die der Film bis heute hat. Inzwischen gibt es mit Denis Villeneuves Verfilmung des Stoffs fast 40 Jahre später endlich eine weitere Version.
Auslöschung (2018)
Fünf US-Wissenschaftlerinnen (Natalie Portman, Jennifer Jason Leigh, Gina Rodriguez, Tuva Novotny und Tessa Thompson) werden von einer geheimen Regierungsorganisation ausgesandt, um mysteriöse Vorkommnisse an der südlichen Atlantikküste aufzudecken. Im zwölften Anlauf einer Expedition brechen sie in die isolierte Area X auf und kämpfen schnell gegen surreale Mutationen, übernatürliche Phänomene und um ihren eigenen Verstand. Auslöschung ist eine psychedelische, streckenweise unbequeme aber künstlerisch absolut wertvolle Interpretation des Romans von Jeff VanderMeer, die sich den Regeln des Mainstreams weitgehend entzieht.
Auch hier führte wieder Alex Garland Regie, schlägt aber diesmal eher die Richtung Sci-Fi-Horror ein. Und es gibt Oscar Isaac zum Zweiten. Diesmal in einer Nebenrolle als Natalie Portmans traumatisierter Ehemann, der den ganzen Wahnsinn bereits als Teil von Expeditionsteam Nummer 11 mitmachen musste und als einziger jemals zurückgekehrt ist. Bis jetzt.
Mirage – Parallelwelten (2018)
Weil sie einem Jungen in der Vergangenheit das Leben rettet, verändert sich für die Krankenschwester Vera (Adriana Ugarte) die eigene Gegenwart. In diesem spanischen Sci-Fi-Drama werden zwei untrennbar miteinander verwobene Geschichten im Abstand von 25 Jahren erzählt. Kein neues, aber auch hier sehr spannendes Motiv, das atmosphärisch dicht erzählt wird und mit zahlreichen Wendungen gespickt ist. Und Álvaro Morte – bekannt als der Professor aus Haus des Geldes – ist auch mit von der Partie.
Oxygen (2021)
Als Elizabeth Hansen (Mélanie Laurent) in einer Kryoeinheit aufwacht, hat sie keine Erinnerung daran, warum, oder wie lange sie bereits in der Kältekapsel liegt. Die Sauerstoffreserven schwinden, sie gerät in Lebensgefahr. Ihre einzige Hoffnung ist das Lebenserhaltungs- und Informationssystem M.I.L.O., das ihr jedoch entscheidende Auskünfte verweigert. Mit wachsender Panik kehren fetzenhafte Erinnerungen zurück, die Hansens Realität ins Wanken bringen und elementare Fragen aufwerfen. Dieser Sci-Fi-Albtraum mixt clever unterschiedliche Genre-Aspekte und lebt vom minimalistischen Setting sowie der starken Schauspielleistung seiner Protagonistin. Für klaustrophobisch veranlagte Cineasten dürfte er allerdings eine harte Prüfung sein.
Edge Of Tomorrow (2014)
Major William Cage (Tom Cruise) hat sich im Kampf gegen außerirdische Invasoren nicht mit Ruhm bekleckert und wird, zum Fußsoldaten degradiert, auf eine reichlich aussichtslose Mission zur Rettung eines besetzten Europas geschickt. Zusammen mit der kampferprobten Soldatin Rita Vrataski (Emily Blunt) zieht er in die Schlacht und gerät dort chancenlos in ein aliengemachtes Zeitschleifen-Chaos. Wie im Computerspielmodus geht es aber immer und immer wieder von vorne los, bis Cage irgendwann den Bogen halbwegs raus hat. Als das Und täglich grüßt das Murmeltier im Science Fiction-Universum, ist Edge Of Tomorrow ein wahnwitziges Action-Spektakel, das richtig Laune macht. Zugleich kommen Cruise-Fans und -Hasser gleichermaßen auf ihre Kosten, denn noch nie wurde der Star so gnadenlos und auch herrlich kreativ von der Leinwand gepustet.
District 9 (2009)
In diesem dystopischen Drama aus Südafrika werden in Johannesburg gestrandete Außerirdische zwangsweise in einem Auffanglager namens District 9 einquartiert. Im städtischen Ghetto leben 20 Jahre später bereits mehr als 2 Millionen Aliens unter erbärmlichen Bedingungen. Als die Lage langsam außer Kontrolle gerät, muss eine Umsiedlungsmaßnahme her. Wikus Van De Merwe (Sharlto Copley) soll das Projekt leiten, landet nach einem Unfall allerdings auf der Seite der ungebetenen Gäste, was ihn in eine lebensgefährliche Lage bringt. Eine clevere Apartheids-Parabel, die erfrischend geschrieben und aufregend inszeniert direkt zum Genre-Klassiker avancierte.
Matrix 1-3 (1999 – 2003)
Kurz vor dem Millennium schickte der erste Teil der Matrix-Reihe eine Schockwelle durch die Kinosäle auf der ganzen Welt. Nach einer geheimnisvollen Computer-Botschaft taucht Hacker Neo (Keanu Reeves) ab in einen digitalen Kaninchenbau und findet sich bald in einem Cyber-Krieg wieder, der die Idee von Realität und Bewusstsein komplett auf den Kopf stellt. In der Hackerin Trinity (Carrie-Anne Moss) und dem mysteriösen Morpheus (Laurence Fishburne) findet er Verbündete. Als stylishes Ledermantel-Trio treten sie an, die Menschheit aus ihrem Simulations-Albtraum zu befreien. Der im Neo-Noir Stil inszenierte Sci-Fi-Thriller der Geschwister Wachowski überraschte zum Jahrtausendwechsel mit seinen philosophischen Ansätzen, völlig irren Kampfszenen und revolutionären Spezialeffekten. Nach den Fortsetzungen Matrix Reloaded und Revolutions, kam mit Matrix Resurrections Ende letzten Jahres Teil vier ins Kino.
Netflixwoche Redaktion