Priester, die stotternd aus Bibeln vorlesen und Weihwasser verspritzen, um Besessene von Dämonen zu befreien. Alte Klostermauern, an deren Wänden sich die Kruzifixe von alleine umdrehen. Katholische Waisenkinder mit morbidem Hang zum Glauben und Imame, die böse Djinns bekämpfen – Spirituelles und Religiöses ist ein Mix, der immer wieder mit Vorliebe in Horrorfilmen- und Serien verarbeitet wird. Pünktlich zu Halloween gibt es hier eine Watchlist mit dem besten spirituellem Horror.
Die Todesschwester (2023)
In dem spanischen Netflix-Horrorfilm Die Todesschwester zieht die Novizin Narcisa in ein neues Kloster, um Schülerinnen zu unterrichten. Die junge Frau zweifelt jedoch nicht nur daran, dass sie Nonne werden will – sie stellt auch immer mehr Fragen darüber, was mit ihrer Vorgängerin passiert ist. Nachts hört sie ungewöhnliche Geräusche in den Mauern des alten Klosters.
Narcisa bekommt schließlich Albträume von Nonnen ohne Augen, hat beim Beten Visionen von blutigen Rosenkränzen und findet eine Galgenmännchen-Zeichnung vor ihrer Zimmertür. Die Kinder erzählen ihr von dem Geist eines kleinen Mädchens: „Wenn sie deinen Namen schreibt, bist du verflucht.“
Der Teufel auf der Anklagebank (2023)
Der Teufel auf der Anklagebank ist eine neue Netflix-Dokumentation über eine angebliche Besessenheit, die sogar Gerichte beschäftigt hat. Es geht um den einzigen Fall in der Geschichte der USA, in dem „dämonische Besessenheit“ offiziell als Verteidigung während eines Mordprozesses vorgebracht wurde.
Der 19-jährige Johnson ermordet 1981 seinen Vermieter mit einem Messer. Sein Verteidiger im Prozess behauptet: Er sei vom Teufel besessen. Die Warrens, ein Ermittler-Ehepaar auf dem Gebiet der Paranormalität, führte einen Exorzismus durch, bei dem der Dämon auf Johnson übergegangen sein soll.
Tin & Tina (2023)
Blond, artig, fromm – Tin und Tina sehen aus wie zwei kleine Engel, stellt ihre Adoptivmutter Lola im katholischen Waisenhaus fest. Als die Patchwork-Familie auf dem Weg nach Hause im Autoradio Popmusik hört, nennen die Kinder die Melodien „satanische Musik“. Als sie im Kinderzimmer ihre Koffer öffnen, fallen lauter Kruzifixe heraus.
Die schaurigen Kleinen im spanischen Netflix-Horrorfilm Tin & Tina stellen sich als Hardcore-Gläubige heraus – und zwar so fanatisch, dass Lola mehr und mehr Angst bekommt.
Ostatnia Wieczerza (2022)
Der Titel Ostatnia Wieczerza heißt übersetzt „Letztes Abendmahl“ – und verrät damit schon das christliche Thema des polnischen Netflix-Horrorfilms:
Pater Marek zieht als Mönch in ein abgelegenes, schlesisches Kloster. Als er in seinem Zimmer seine Tasche ausgepackt, ist darin: eine Taschenlampe, eine Pistole und ein Zeitungsausschnitt über eine vermisste Frau. Marek ist eigentlich Polizist und undercover im Einsatz. Das Kloster, das auch als Sanatorium für Frauen dient – die angeblich vom Teufel besessen sind – hat dunkle Geheimnisse. Und es sind ausgerechnet die Geistlichen, die mit aller Kraft verhindern wollen, dass die heimlichen Machenschaften ans Tageslicht kommen.
Incantation (2022)
In dem taiwanesischen Horrorfilm Incantation filmt die junge Journalistin Ronan heimlich ein religiöses Ritual. In dem abgelegenen Dorf in der Yunnan-Region beten die Bewohner*innen eine grausame Göttin namens Mother Buddha an. Ronan entdeckt eine junge Frau, die für ein Menschenopfer vorbereitet wird. Sie rettet sie und flieht. Doch Jahre später passieren seltsame Dinge in der Wohnung von Ronan. Ihre einzige Chance: zurückkehren in das Dorf, um den Fluch zu brechen, der auf ihr lastet.
Midnight Mass (2021)
Midnight Mass ist eine Mystery-Miniserie von Mike Flanagan, dem Macher von erfolgreichen Horrorserien wie Spuk in Hill House, Gänsehaut um Mitternacht und zuletzt Der Untergang des Hauses Usher. In einem Interview mit der New York Times nennt Flanagan Midnight Mass seine bisher persönlichste Geschichte. Er verarbeitet darin schlechte Erfahrungen, die er mit Religion gemacht hat.
In der Serie geht es um Riley Finn, der nach Jahren auf seine Heimatinsel zurückkehrt. Als wäre das Zurechtkommen mit der Familie nicht schwer genug, gibt es außerdem einen neuen Priester. Der begeistert die Menschen wieder für den Glauben. Aber bald passieren seltsame Dinge, die im Zusammenhang mit dem Geistlichen stehen.
Apostle (2018)
Es ist das Jahr 1905. Auf einer trostlosen walisischen Insel lebt eine etwas andere religiöse Gemeinschaft. „Diese Leute sind Gotteslästerer“, wird Thomas Richardson gewarnt, bevor er dorthin reist.
In dem Netflix-Horrorfilm Apostle versucht Thomas seine verschwundene Schwester inmitten einer Sekte zu finden. Auf der Insel gibt es zwar eine verwitterte Kirche. Aber in der gehen andere Dinge vor sich, als auf dem Festland. Zwischen einem fanatischen Anführer, rituellen Blutopfern und einer Gottheit, die wahrhaft wenig mit dem christlichen Gott zu tun hat, gerät Thomas Leben allmählich in Gefahr.
The Nun (2018)
Die Filme der The Conjuring-Reihe erzählen von den scheinbar wahren Fällen der Warrens. Ed und Lorraine waren Ermittler*innen im Bereich der Paranormalität, die Häuser nach Geistern durchsucht und Menschen nach Besessenheit untersucht haben.
Aus der Reihe stammt auch der Horrorfilm The Nun, der über 20 Jahre vor der Zeit der Warrens spielt. Darin muss eine junge Nonne zusammen mit einem Priester in ein rumänisches Kloster reisen. Dem Vatikan wurde berichtet, dass dort Dämonen ihr Unwesen treiben. Die Abgesandten sollen das untersuchen. Und tatsächlich wartet dort eine dunkle Präsenz auf sie: Ein Wesen im Nonnengewand, das die Warrens später noch lange beschäftigen wird.
The Witch (2015)
The Witch würde wohl herauskommen, wenn man einen Pilger fragt, wie er sich seinen schlimmsten Horrorfilm vorstellt: Gerade frisch 1605 in Neuengland angekommen, wird die Familie von William aus der Siedler-Gemeinschaft verstoßen. Dann bedroht der Frost die Ernte. Eine Hexe, die im Wald nebenan wohnt, streckt ihre Klauen nach den Kindern aus und dann benimmt sich ein schwarzer Ziegenbock auch noch immer teuflischer.
The Witch ist ein ungewöhnlicher Independent-Horrorfilm über christliche Ängste vor dem Okkulten. In Horrorfilm-Bestenlisten nimmt die A24-Produktion immer die vorderen Ränge ein.
Dabbe – Fluch der Dämonen (2013)
Im türkischen Horrorfilm Dabbe muss die Psychologin Ebru mit einem Imam zusammenarbeiten, der auf Besessenheit spezialisiert ist. In dem Found-Footage-Film ist Ebru selbst diejenige, die mit einer Kamera die Geschehnisse dokumentiert.
Eine Kindheitsfreundin von Ebru hat auf ihrer Hochzeitsfeier plötzlich ihren Ehemann erstochen. Und als Ebru und der Imam in das Provinzdorf fahren, finden sie eine verstörte Familie und eine junge Frau vor sich, die nicht sie selbst ist. Dazu: Einen verfluchten Orte und dunkle Magie, die Ebrus Skepsis gegenüber dem Imam schnell verfliegen lassen.
Emeli Glaser, Netflixwoche
