Robbie Williams: Die sieben überraschendsten Erkenntnisse aus seiner Netflix-Doku

Musik, Entzug, Musik, Auszeit: Das Leben des britischen Musikers Robbie Williams gleicht einer Soap. In seiner neuen Netflix-Doku verrät er, wie es dazu kam.

Schwarzer Slip, schwarzes Unterhemd, grauer Laptop. Mehr braucht Robbie Williams nicht, um im Bett von seinem Leben zu erzählen. Dabei scheint der Ort und das Outfit eine besondere Rolle zu spielen. Sie versprechen einerseits, einen intimen Einblick in die Privatsphäre eines der erfolgreichsten Musiker Englands. Andererseits kann sich der 49-Jährige in nur wenigen Sekunden unter der Decke oder in Kleidung verstecken. Vor Regisseur Joe Pearlman (u. a. Lewis Capaldi), dem Kamerateam – und vor seinen Traumata, die Pearlman dem Popsänger auf dem Laptop vorführt.

In Robbie Williams, der vierteiligen Doku-Serie, die seit dem 8. November auf Netflix zu sehen ist, beleuchten Pearlman und Williams den Aufstieg, Fall und das Comeback von Williams. Sie zeigen alte Videoaufnahmen, lassen Williams’ Frau Ayda Field zu Wort kommen und verwandeln das Schlafzimmer des Popstars in eine Art Therapieraum. Doch das sind nur einige Besonderheiten der neuen Netflix-Doku. Wir haben hier die sieben überraschendsten Erkenntnisse notiert.

Robbie Williams war neidisch auf Gary Barlow

Robbie Williams war 16 Jahre alt, als er die Schule abbrach und als Tänzer und Sänger zu vier älteren Männern stieß. Sie wollten wie die amerikanische Popband New Kids on the Block sein – nur aus England.

Anfang der Neunziger wurde das Quintett schließlich als Take That bekannt. Und Williams über Nacht zum Star. Doch der Jugendliche konnte nicht gut mit dem Ruhm umgehen. Er trank viel, nahm Drogen. Auf Leadsänger Gary Barlow war er irgendwann eifersüchtig. Nicht Barlow allein sollte im Mittelpunkt stehen.

Als Williams’ 24/7-Rausch das Ansehen der Band beeinträchtigte, verließ Williams Mitte der Neunziger die Musikgruppe. In den Jahren danach äußerte sich Williams abschätzig über seine Kollegen und einstigen Freunde. Es brauchte erst eine erfolgreiche Solokarriere – gefolgt von einem Absturz – bis sich Williams im Jahr 2010 entschloss, wieder mit Take That aufzutreten. In der Doku sagt Williams, dass die Bandmitglieder ihn mit offenen Armen empfangen hätten. Es war genau das, was er brauchte. Er konnte sich auf der Bühne zeigen und zugleich verstecken. Im Nachhinein täte ihm leid, wie er über Barlow und Co. dachte.

Robbie Williams rettete Guy Chambers

Nach dem Take That-Aus in den Neunzigern hatte Williams eine sehr partyreiche Phase, ehe er sich entschloss, als Solokünstler weiterzumachen. Das Management schlug ihm einige Songwriter*innen und Produzent*innen vor. Doch Williams wählte Guy Chambers: Einen studierten Musiker, dessen eigene Band zu Bruch ging. Einen Mann, aus dessen Dach es tropfte, weil er sich die Reparatur nicht leisten konnte. „Guy brauchte mich genauso sehr wie ich ihn“, sagt Williams in der Doku.

Aus der Zusammenarbeit wurde schnell eine Freundschaft, die einen Entzug von Williams mitmachte, gefolgt von ersten Singles und Solo-TV-Auftritten. Trotz einiger Differenzen sind Chambers und Williams auch heute noch befreundet. Insgesamt haben sie an mehr als zehn Alben zusammengearbeitet und sich letztlich gegenseitig zum Bezahlen von Rechnungen verholfen.

Robbie Williams wollte als Solokünstler nie fröhlich klingen

Platz 1 der Charts, Preise für Singles wie Alben und ausverkaufte Stadien: Williams ist auch solo schnell in den Pop-Olymp aufgestiegen. Doch in der Doku zeigt er sich mürrisch, was seine Hits betrifft. Er wolle lieber Lieder im Stil von Radioheads Karma Police schreiben, als immer wieder wie Karma Chameleon von Culture Club zu klingen, sagt er. Privat wirkt er auch eher ruhig, nahezu traurig. Nicht der Entertainer wie sonst auf der Bühne.

Sein Unmut über die Musik rührt aber auch daher, dass die britische Fachpresse ihn nicht ernst nimmt. Immer wieder werden seine Alben schlecht besprochen, seine Konzerte abfällig beschrieben. Die Zeilen geistern in Williams’ Kopf herum und rütteln an seinem Selbstbewusstsein.

Ausverkaufte Konzerte und Platz 1 in den Charts: Robbie Williams begeistert seine Fans.

Geri Halliwell war für Robbie Williams wie ein Sommertraum

Williams zeigte sich in der Öffentlichkeit nicht oft mit Lebensgefährtinnen. Die erste war Nicole Appleton von der britischen Girl Group All Saints – die zweite Ex-Spice-Girl Geri Halliwell.

Zu Halliwell hatte Williams in den Zweitausendern eine besondere Bindung. Gemeinsam mit Chambers verbrachten sie einige Zeit in Frankreich, wo auch Williams’ Single Eternity entstand. Darin singt er, inspiriert von Halliwell: „You were there for summer dreaming / And you gave me what I need.“

Die Beziehung zwischen Halliwell und Williams hielt nicht lange. Als Grund gibt Williams die Paparazzis an, die sie ständig verfolgten. Einer von ihnen sagte damals, dass Halliwell den Fotografen ihre Standorte mitteilen würde. Williams glaubte es. Ein Fehler, wie er heute weiß: „Es zeigt, was es für die Psyche bedeutet, im Rampenlicht zu stehen, wenn man niemandem vertrauen kann – und es hat auf gewisse Weise die Erinnerung an einen so wichtigen Teil meines Lebens ruiniert.“

In den USA genoss Robbie Williams die Anonymität

Als Williams Ende der Neunziger zum ersten Mal in den USA auf Tour war, war er geschockt, dass kaum jemand ihn kannte. Ihn, den mittlerweile großen Star in Europa. Verehrt von Tausenden von Fans.

Doch nachdem die Beziehung mit Halliwell zu Bruch ging und Williams der ständigen Klatschpresse entkommen wollte, war genau dieses Amerika die Lösung. Plötzlich genoss er es, ein Niemand zu sein. Sich verstecken zu können und auch mal auszuprobieren. Mit diesem neuen Gefühl trennte er sich auch für das eher elektronische Album Rudebox von Chambers. Er wollte wieder eine Platte machen, die sich anfühle „wie die erste“, sagt er.

Der Erfolg machte Robbie Williams rückfällig

Die Close Encounters Tour war 2006 die bisher größte Tournee für Williams. Doch sie war auch anstrengend und geplagt von Ängsten. Rudebox wurde in den Medien negativ besprochen. Williams’ fragte sich, ob er den Zuschauer*innen überhaupt noch etwas bieten könnte. Er ließ sich Medikamente spritzen, um fit zu bleiben, zerrte sich auf die Bühne und brach innerlich zusammen. Doch aufgeben? Das konnte er nicht. Zu viele Jobs hingen an Williams’ Tour.

In der Doku sagt der Musiker, dass bei den Konzerten etwas von ihm verloren gegangen sei. Die Angst vor der Bühne war groß. Er wollte erstmal nicht mehr weitermachen – verlor sich wieder an Alkohol und Drogen.

Ein Team: Robbie Williams und seine Frau Ayda Field.

Ayda Field und Robbie Williams waren zunächst kein Match

Als Williams die Schauspielerin Ayda Field kennenlernte, war er an einem der schlechtesten Punkte in seinem Leben – sie an ihrem besten. Sie lernten sich über einen Freund kennen, der sie verkuppeln wollte. Als sie sich bei Williams zum ersten Mal trafen, merkten sie jedoch schnell, dass sie nichts gemein hatten. Williams brachte sie schließlich auf eine Party, um sie los zu werden – und dort fanden sie irgendwie dann doch zu einander. Es war sein Humor, sagt sie heute. Ihre Lebensenergie, verrät er.

Williams litt allerdings noch an seiner Drogen- und Alkoholsucht. Er kokste auf der Toilette, übergab sich vor ihr beim Fernsehen. Field kümmerte sich, musste jedoch akzeptieren, als er eine Pause wollte. In der Doku verrät sie, dass sie das Gefühl hatte, ihren Seelenverwandten gehen zu lassen. Doch sie wollte, dass es ihm gut ging.

Williams meisterte schließlich einen Entzug und traf sich wieder mit Field und auch mit Chambers. Was er in der Doku zeigt, ist nun ein Comeback in der Musik und im Leben: 2009 erschien sein Album Reality Killed the Video Star, die Single Bodies wurden zum Hit. Williams heiratete, begegnete wieder Take That und bekam sein erstes Kind.

Das Leben, jetzt? Darauf kann Williams positiv blicken. Wach, im schwarzen Slip und Unterhemd.

Nadja Dilger, Netflixwoche

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