Intime Einblicke, nie zuvor gesehene Bilder, Gespräche mit engen Vertrauten: (Musik-)dokumentationen haben alle dieselben Versprechen. Und sie kriegen uns immer wieder – wenn die ersten Akkorde des Hits erklingen, die Fans im Publikum weinen, der langersehnte Anruf des Plattenlabels kommt.
Anlässlich von Lewis Capaldis Dokumentation How I'm Feeling Now haben wir uns einmal durch die Musik- und Konzertsparte von Netflix geguckt und gehört. Durch Punk, Pop, Hip-Hop und Klassik – von Angèle über Shawn Mendes bis hin zu Ye. Herausgekommen ist eine Watchlist mit den zehn besten Musikdokumentationen.
1. Jennifer Lopez: Halbzeit
Jennifer Lopez brennt – für ihre Musik, für ihre Rollen, für ihre Familie. Vor allem aber, wenn sie beim Super Bowl 2020 nicht bekommt, was sie will. Shakira wird rumkommandiert, der Manager fast angebrüllt. Getreu dem Motto: Du kriegst Jenny aus dem Block, aber nicht den Block aus Jenny.
Die Doku Jennifer Lopez: Halbzeit berichtet vom aufstrebenden Weg der US-Sängerin und Schauspielerin – und scheut sich nicht, J. Lo von ihrer ungeschönten Seite zu zeigen.
2. The Godfather of Black Music
Barack Obama und Lionel Richie, Jamie Foxx und Snoop Dogg – in der Doku The Godfather of Black Music kommen sie alle ins Schwärmen, wenn es um Clarence Avant geht.
Er war in den 1960er-Jahren der Manager von Musiker*innen wie Sarah Vaughan, Jimmy Smith und Lalo Schifrin. Er gründete mit Venture Records und Sussex Records bedeutende Labels für Schwarze Musik, nahm Bill Withers und den zu spätem Ruhm gekommenen „Sugar Man“ Sixto Rodriguez unter Vertrag und spielte bis ins 21. Jahrhundert hinein eine wichtige Rolle als Mentor.
3. Miss Americana
Wie lebt es sich als Everybody's Darling? Taylor Swifts Dokumentation Miss Americana zeigt: nicht immer gut.
Obwohl sich die amerikanische Musikerin umringt von Fans und Kameras mit strahlendem Lächeln zeigt, sitzt sie Zuhause allein und ringt mit sich, ihrer Berühmtheit, mit Fehlschlägen. Es sind vielschichtige Einblicke, die Zuschauer*innen bei Miss Americana bekommen. Und natürlich erfahren sie auch, wie Taylor zum allseits beliebten Mädchen wurde.
4. Metallica – Some Kind of Monster
Es sind ihre bis dato schwersten Jahre: 2001 bis 2003. Das letzte wirklich große Album ist ein paar Jahre her, Bassist Jason Newsted ist raus, die Stimmung beschissen. Und dann verschwindet auch noch Lead-Sänger James Hetfield für ein paar Monate in einer Entzugsklinik. Entsprechend schwer ist der Weg zu einer neuen Platte und einem neuen Bassisten.
715 Tage begleitet Metallica – Some Kind of Monster eine der erfolgreichsten US-Rockbands.
5. Homecoming – Ein Film von Beyoncé
Beyoncé Knowles ist ein Kunstwerk. Jeder Glitzerstein ihres Outfits, jedes Frame ihrer Musikvideos, jede Sekunde ihrer Konzert-Choreographie – alles muss bei Queen B perfekt sein. Immer. Dafür sorgen die amerikanische Sängerin und ihre rund 2.000 Mitarbeiter*innen. Die bildgewaltige Doku Homecoming – Ein Film von Beyoncé führt hinter die Kulissen dieser Perfektionsmaschinerie, die Auftritte wie beim Coachella-Festival 2018 möglich macht.
In den rund 137 Minuten zeigt Beyoncé aber auch weniger königliche Seiten von sich. Etwa wenn die sonst so selbstbewusste Musikerin vor Ehemann Jay-Z nur damit prahlen kann, dass sie kein Jahr nach der Geburt ihrer Zwillinge in ein enges Bühnenoutfit passt. Sogar Queen B hat mal Selbstzweifel.
6. Quincy Jones – Mann, Künstler und Vater
Er hat über 2.900 Songs und 300 Alben aufgenommen – mehr als 1.000 Songs komponiert, 27 Grammys gewonnen und verantwortete als Produzent Stars wie Michael Jackson und The Weeknd. Quincy Jones ist die Legende hinter den Legenden.
Die Doku Quincy Jones – Mann, Künstler und Vater zeigt aber nicht nur die berufliche Seite des heute 90-jährigen Musikers. Tochter Rashida Jones (bekannt als Ann Perkins aus Parks and Recreation), die zugleich Regie führt, begleitet ihren Vater auf Reisen, bei Treffen mit Freunden – und im Krankenhaus. Selbst Stars sind am Ende nur Menschen, das wird schnell klar. 2019 gab es dafür einen Grammy als bester Musikfilm.
7. Lewis Capaldi: How I'm Feeling Now
Bauchmuskeln sind nicht vorhanden, die Haare lang und fettig – der schottische Sänger Lewis Capaldi sieht nicht aus wie der Klischee-Popstar. In der Dokumentation How I'm Feeling Now gibt er sich auch nicht so.
Er hängt im Schuppen seiner Eltern ab, räumt sein Kinderzimmer aus und redet mit seinen Freund*innen über das Trinken. Doch nicht alles ist so lässig, wie es wirkt. Der Musiker macht sich Druck, will mit seinem nächsten Album in den Charts landen. Und als bei ihm das Tourette-Syndrom diagnostiziert wird, muss er lernen, wirklich entspannt zu bleiben.
8. Biggie: Das ist meine Geschichte
Über das Leben und den Tod von Rap-Superstar The Notorious B.I.G. gibt es zahlreiche Filme und Serien. Die meisten dichten jedoch hinzu oder haben nur Kolleg*innen befragt, die Biggie kaum kannten.
In Biggie: Das ist meine Geschichte ist es anders: Seine Mutter wie sein ehemaliger Freund Sean Combs kommen zu Wort; private (auch teilweise verwackelte) Aufnahmen zeichnen ein Porträt eines Jungen, der von der Straße weg wollte und am Ende auf ihr starb.
9. Gaga: Five Foot Two
Lady Gaga, die einst als knallbuntes Pop-Bonbon im Showbusiness anfing, hat längst ihre ernste, verletzliche Seite gezeigt – sei es als Schauspielerin in dem Musikdrama A Star Is Born oder auf dem Musikalbum Joanne.
Die Netflix-Doku Gaga: Five Foot Two begleitet sie bei der Arbeit an diesem Album sowie bei den Vorbereitungen auf die Super Bowl Halftime-Show 2017. Sie singt, weint, leidet unter chronischen Schmerzen. Gaga: Five Foot Two ist einer der ersten Einblicke in die unglamouröse Welt einer Lady, in das Leben einer Künstler*in fernab des Pokerfaces. Rückblickend gewinnt die Doku dadurch einmal mehr an Wert. Wer war sie, bevor sie zum Hollywood-Star wurde? Wer kannte sie schon damals?
10. What Happened, Miss Simone?
Ihre Musik brachte Blues, Gospel und Klassik zusammen und mündete in Hits wie „I Loves You, Porgy“. Jener Song, mit dem Nina Simone 1958 ihren Durchbruch feierte.
Die Doku What Happened, Miss Simone? konzentriert sich aber nicht nur auf die Musik der talentierten Sängerin, sondern auf das Erwachen einer politischen Künstlerin im Kontext der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung. Nie zuvor gezeigtes Archivmaterial und sorgfältig ausgewählte Interviews zeigen, wie sehr Simone für die Revolution brannte – und wie sie sie oft der Musik vorzog. Dass Künstler*innen immer auch eine gesellschaftliche Rolle haben, beweist What Happened, Miss Simone?.
Netflixwoche Redaktion