So endet Reptile: Warum musste Summer sterben?

Reptilien sind zwar Kaltblüter, verhalten sich jedoch nicht unbedingt kaltblütig. Tatsächlich handelt es sich um einen Trick der Evolution, der unseren schuppigen Nachbarn besser an ihre Umgebung angepasst hat. In Reptile sucht Kriminalpolizist Tom Nichols (Benicio del Toro) einen Killer, der beiden Aspekten entspricht: ein kaltblütiger Mörder, der mit der vollendeten Tat seine Haut ablegt und untertaucht.

Je tiefer Nichols in seine Ermittlungen vordringt, desto mehr wird aus einem Verbrechen ein komplexes Lügenkonstrukt, das alles, wofür er steht, zu verschlingen droht. Und all das, während er eigentlich dabei ist, seine Küche zu renovieren.

Mit jedem Hinweis nähert sich Nichols einer Konfrontation, die sein Leben nachhaltig verändern wird. Im Folgenden wird der Fall zwar gelöst und der Täter verurteilt, die genauen Details bleiben jedoch im Verborgenen. Das Reptile-Mysterium wird aufgedeckt, die vollständige Geschichte jedoch noch nicht.

„An Filmen liebe ich, dass sie rätselhaft sein können“, sagt Regisseur Grant Singer. „Man kann den Zuschauer*innen offene Fragen überlassen. Es gibt einen Grund, warum ich diese Fragen unbeantwortet lasse.“

Doch letztendlich lässt Singer uns nicht gänzlich im Dunkeln tappen. Für alle, die am Ende des Thrillers noch ratlos waren: Hier erläutert er einige Hinweise, die den Schlüssel zum Ende von Reptile enthalten.

Domenick Lombardozzi spielt den verdächtigen Polizisten Wally.

Wer hat Summer umgebracht?

Reptile beginnt mit Will Grady (Justin Timberlake), der die Leiche seiner Freundin entdeckt, der Immobilienmaklerin Summer (Matilda Lutz). Komissar Nichols und sein Partner Cleary (Ato Essandoh) werden zum Tatort gerufen. Mit ihren fortschreitenden Ermittlungen wächst der Kreis der Verdächtigen, auch Will selbst gehört dazu. Außerdem unter Verdacht sind der Stalker der Familie, Eli (Michael Carmen Pitt), und Summers baldiger Ex-Mann, Sam (Karl Glusman). Doch Nichols und seiner Ehefrau Judy (Alicia Silverstone) wird bald klar, dass sich dieses Verbrechen nicht mit nur einem Täter aufklären lässt.

Im dritten Akt offenbart Reptile, dass Summer sterben musste, weil sie von einem Betrug wusste, der Nichols Polizeirevier auf allen Ebenen untergräbt. Singer sagt: „An dieser Stelle muss Nichols sich entscheiden: Hält er den Mund oder riskiert er seine gesamte Karriere und Lebensunterhalt? Er entschließt sich, das moralisch Richtige zu tun“, erklärt Regisseur Grant Singer.  Also teilt Nichols sein Wissen mit den Menschen, denen er vertraut: dem Onkel seiner Frau, Robert Allen (Eric Bugosian) und Marty Graeber, seinem Polizeichef (Mike Pniewski).

Was Nichols nicht ahnt: Auch die beiden stecken im Komplott drin.

„Es ist wie in Rosemary’s Baby, wenn man bemerkt ‘Oh mein Gott, alle stecken unter einer Decke!“, sagt Singer. „Benicios Figur sieht sich plötzlich mit einer viel größeren Verschwörung konfrontiert, in der all diesen Menschen, denen er vertraut hat, mit schuld sind.“

Doch die Sache geht nicht gut für die Verschwörer aus: Wally (Domenick Lombardozzi) schießt Allen in den Kopf, woraufhin Nichols Wally und den Polizeichef erschießt. Ende gut, alles gut? Nicht ganz.

Warum wurde Summer wirklich umgebracht?

Letztendlich stellt sich heraus, dass der erste Verdächtige der Polizei – Will Grady –  eine wichtige Rolle in der Verschwörung gespielt hat, die zum Tod seiner Freundin Summer führte. Zu welchem Grad er an ihrem Tod Schuld trägt, bleibt unklar. Fest steht aber, dass sowohl er, als auch seine Mutter (Frances Fisher) mit korrupten Cops zusammengearbeitet haben. Auf dem Immobilienmarkt verdienen sie eine Menge Geld mit einem Schlupfloch: Stellt die Polizei bei einer Razzia Drogen fest, werden die Grundstücke konfisziert. „Wally platziert den Stoff, und die Häuser werden konfisziert“, erläutert Nichols Judy.

Nichols kommt dem Betrug auf die Spur, als er einen Ziegelstein, an dem mit Klebeband Heroin befestigt ist, bei mehreren Drogenrazzien wiedererkennt. Zuletzt auf dem Grundstück von Summers Ex-Mann. Bald kommt Nichols zu dem Schluss, dass Summer die Vermittlerin der Gradys war, und der Anruf beim FBI ein Versuch, ihren Freund und dessen Mutter zu verraten, ohne die korrupte Polizei zu involvieren. Am Ende starb Summer, um die Sache zu vertuschen: als Opfer des Schweigens, gegen das Nichols seine ganze Karriere gekämpft hat. In den letzten Momenten des Films wird Gradys Golfpartie von FBI-Agenten unterbrochen, die ihn ein für alle Mal festnehmen.

Justin Timberlake spielt den korrupten Polizisten Will Grady.

Was hat es mit dem Wasserhahn auf sich?

In Reptile kommt Nichols immer wieder auf ein ungewöhnliches Detail zurück: einen Wasserhahn, der ohne Berührung funktioniert. „Ich liebe diese Küche“, sagt er zu seinem Partner, während sie einen Tatort untersuchen. Es ist kein Detail, das für den Fall von Bedeutung ist, aber es ist entscheidend für Nichols' Charakter. „Diese Art von Krimis hat eine lange Geschichte, in denen man den Fall durch die Hauptermittler erlebt. Sie leben, atmen und schlafen den Fall“ , sagt Singer. „Wir dachten, es wäre ein schöner Kontrapunkt zu zeigen, dass der Ermittler zwar voll in dem Fall steckt, aber trotzdem ein Leben hat, in dem er seine Küche umgestaltet und sich für schöne Dinge interessiert.“

Mit anderen Worten: Der Wasserhahn ist nur eine weitere Facette von Nichols' vielseitiger Persönlichkeit. „Das machen wir oft im Film“, fügt Singer hinzu. „Wenn Nichols sich den Truck anschaut, und die Tatsache, dass er diesen Klingelton mit diesem Lied (The Oogum Boogum Song von Brenton Wood) hat. Ich versuche, das Porträt einer Person zu zeichnen, die vollständig im Leben steht.“ Am Ende bekommt Nichols genau das, was er will: In der letzten Einstellung des Films dreht er fröhlich den Wasserhahn in seiner fertig umgestalteten Küche auf

Warum heißt der Film Reptile?

„In dem Film werden Figuren als etwas vorgestellt, das sich dann als etwas anderes entpuppt“, so Singer weiter. „Sie häuten sich sozusagen. Das fühlte sich wie eine passende Metapher für den Film an. Einige der verdorbensten Menschen im Film können in manchen Momenten sehr sympathisch sein.“ Wie alles, was kaltes Blut hat, können auch diese Reptilien unter den richtigen Umständen sehr warm sein.

In einem Film voller Geheimnisse ist sogar der Titel zweideutig. Auf die Idee mit Reptile kam Singer gleich zu Beginn des Produktionsprozesses. „Ich liebe Ein-Wort-Titel“, sagt Singer. „Titel wie HeatCasino, die sich mutig anfühlen. Als mir dieser Titel einfiel, erinnerte er mich nicht an einen anderen Film.“

John Dilillo

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