Jumbo Schreiner über Street Food USA: „In Amerika ist Streetfood eine Kultur“

In unserer neuen Rubrik „Promi-Tipp“ sprechen Prominente über Filme und Serien auf Netflix, die mit ihrem Job oder ihrer Leidenschaft zu tun haben. Heute schwärmt „Food-Tester“ Jumbo Schreiner von Streetfood USA und verrät uns, warum gutes Street Food nicht rational ist, wo es die besten Tacos in Los Angeles gibt und warum wir in Deutschland noch in der Street Food-Grundschule stecken.

Von Jumbo Schreiner

Als ich in Los Angeles gelebt habe, hatte ich einen Dreh mit Danny Trejo, dem wahrscheinlich bekanntesten Schauspieler Mexikos, auch bekannt als „Machete“. Danach habe ich ihn gefragt, wo ich in L. A. gutes mexikanisches Essen finde. Nicht das, das an Touristen verkauft wird. Ich sagte: Danny, where do I get the real shit?

Er schickte mich zu dem Laden, um den es in der ersten Folge von Street Food USA geht: Carnitas El Momo. Das ist ein Foodtruck, der authentische mexikanische Gerichte nach Familienrezept zubereitet. Neben der Luke, aus der man das Essen gereicht bekommt, hängt eine Speisekarte mit 18 Gerichten. Aber nix mit Burrito, Taco, Chili. Hier gibt es das richtige mexikanische Essen.

Die Streetfood-Kultur in Los Angeles ist einzigartig auf dem Planeten. Dort gibt es alle möglichen Nationalitäten in den verschiedenen Stadtteilen. Da ist Chinatown, Korea Town, Little Havana, da gibt es Fairfax, die jüdische Ecke. Von Europa aus hätte man mehrere 100.000 Kilometer auf dem Tacho, wenn man all das besuchen wollte, was man in Los Angeles in vier bis fünf Postleitzahlen geboten bekommt.

Ihre authentischen Gerichte bringen diese Kulturen mit dem Foodtruck an den Mann. Da gibt es ein richtiges System, nach dem sie durch die Stadt rotieren. Das heißt, am Montag steht der mexikanische Truck vor der Firma, am Dienstag der philippinische, am Mittwoch der brasilianische.

„Die Streetfood-Kultur in Los Angeles ist einzigartig auf dem Planeten“

Jumbo Schreiner

Mein Trick für den Besuch eines authentischen Food Trucks: Beobachten und lernen. Statt sich als Allererster anzustellen, lässt man besser ein paar Leute vor. Es wird einen Grund geben, wenn fünf Leute hintereinander das gleiche Gericht bestellen. Es ist auch eine Kunst, wie man Street Food richtig isst. Einem Streetfood-Anfänger aus Deutschland läuft beim ersten Biss in die Carnita schnell alles seitlich raus und landet auf der Hose.

In Amerika ist Streetfood eine Kultur. Bei uns ist es einfach nur Essen von der Straße. Wenn die USA die Street Food-Universität sind, dann sind wir in Deutschland noch in der Grundschule. Würde ich in Deutschland einen japanischen Foodtruck, einen aus Honduras und einen mit Hamburgern nebeneinander hinstellen, würden 80 Prozent der Leute sich einen Burger kaufen. Das ist schade, denn man verpasst viele Sachen, die wirklich cool sind und super schmecken. Mein Tipp an Foodtruck-Besucher: Geh an den Truck, den du nicht kennst. Erweitere deinen Horizont. Nur wenn du in Bewegung bleibst, lernst du was Neues kennen.

„Wenn die USA die Street Food-Universität sind, dann sind wir in Deutschland noch in der Grundschule“

Jumbo Schreiner

Die Vielfalt, die in Streetfood USA abgebildet wird, entspricht total dem Amerika, das ich kennengelernt habe. Erst bist du in Los Angeles mit Korean Barbecue und Hackfleischsuppe aus Guatemala und dann geht es nach Portland und du betrittst eine völlig andere Welt. Als ob du gerade noch in Saint Tropez warst und plötzlich bist du in Stockholm. Die Serie zeigt all diese Facetten.

Ich bin immer schon jemand gewesen, der lieber gut im Stehen isst, als schlecht im Sitzen. Ich bin viel gereist und durfte viel ausprobieren. Dabei habe ich eines über Street Food gelernt: Gutes Streetfood ist nicht rational. Es ist nicht das gesündeste oder das kalorienärmste Essen. Das beste Streetfood ist Leidenschaft pur. Etwas, nach dem man sich sehnt. Wo tiefe Instinkte im Gehirn getriggert werden. Es wurde erfunden für die arbeitende Bevölkerung, also musste es satt machen und schmecken. Die Belohnung für die Zunge nach einem langen Tag.

Zur Person

Thomas „Jumbo“ Schreiner ist ein deutscher Schauspieler und Moderator. Bekannt wurde er als „Food-Tester“ in der deutschen TV-Sendung Galileo. Er testete außerdem Autos (Sendung Motorvision), schrieb Theaterstücke, startete eine eigene Modelinie und war Mitglied von Hape Kerkelings fiktiver finnischer Band R.I.P. Uli.

Jumbo Schreiner

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