Madame Moneypenny: „Wir haben keine Lust mehr auf die Männerclique“

In unserer neuen Rubrik Promi-Tipp sprechen Prominente über Filme und Serien auf Netflix, die mit ihrer Profession oder ihrer Leidenschaft zu tun haben. Unternehmerin Natascha Wegelin, besser bekannt als Madame Moneypenny, hat sich die Serie Dirty Money angesehen. Sie erklärt, wie man mit Geld auch Gutes tun kann und warum es in mehr Frauenhände gehört.

Von Natascha Wegelin

Eine lebensnotwendige Tablette kostet plötzlich 750 statt 13 Dollar. Der CEO eines Pharmakonzerns zieht die Preise an – um den Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Und unzählige Menschen mit schweren Infektionskrankheiten wissen nicht mehr, wie sie weitermachen sollen. Bei einer Anhörung vor dem Kongress wirkt der Verantwortliche nicht gerade reumütig: „Martin Shkreli machte seinem Schurken-Ruf alle Ehre und grinste ständig”, heißt es in einer Fernsehreportage. Bei dieser Geschichte aus der Doku-Serie Dirty Money dachte ich mir: Manche Investoren haben nur noch Dollarzeichen in den Augen.

„Frauen denken oft: Ich habe kein Geld verdient“

Dass man mit Geld schmutzige Geschäfte machen kann, ist ein offenes Geheimnis. Gleichzeitig zeigt die Serie, was ich immer sage: Geld ist schlussendlich eine neutrale Ware. Geld kann nichts dafür, dass die Protagonisten in Dirty Money es falsch einsetzen. In der Serie sind es ausschließlich Männer, die von der Gier getrieben sind und für Geld über Leichen gehen. Das ist natürlich überspitzt dargestellt. In der echten Welt muss man das differenziert betrachten. Männer haben in unserer Gesellschaft oft mehr Zugang zu Finanzthemen – ob durch die Erziehung oder das Umfeld geprägt. Sie machen die Mehrheit der Vorstände in der Finanzwelt aus, sind deshalb auch öfter als Frauen für wichtige Unternehmensentscheidungen verantwortlich. Mein Ziel ist es, dass sich mehr Menschen mit Finanzen auseinandersetzen, sowohl Männer als auch Frauen.

Frauen haben oft den Glaubenssatz: Ich habe kein Geld verdient. Oder: Es ist unsolidarisch, viel Geld zu besitzen. Aber das ist fatal. Es gibt Statistiken, die zeigen, dass Unternehmen nachhaltiger wirtschaften und länger gut performen, wenn Frauen im Aufsichtsrat oder im Vorstand sind. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Finanzwelt sich zum Positiven entwickeln würde, wenn mehr Geld in Frauenhand wäre. Deshalb ist es Zeit, dass Frauen sich von dem Bild der Finanzwelt als Männerdomäne lösen.

Dirty Money liefert auch einen positiven weiblichen Charakter: Fami Kadir. Sie ist Shortsellerin und diejenige, die dem Pharmaunternehmen Valeant den Kampf ansagt. Zwei Jahre hat sie die Unternehmensberichte studiert. Nach ihrer sorgfältigen Recherche ist sie sich sicher: Sie wettet darauf, dass die Kurse fallen. Mit dieser riskanten Wette erreicht sie, dass die Aktien des Pharmaunternehmens drastisch an Wert verlieren. Sie bringt es damit „zu Fall“.

„Im echten Leben sollten Frauen wissen, wie solider, langfristiger Vermögensaufbau funktioniert“

Was in der Serie mit dem sehr riskanten Investitionsstil „Shortselling“ dargestellt wird, kann nicht ins echte Leben übertragen werden. Nicht jede Frau muss wissen, wie Shortselling funktioniert. Diese Methode gehört in keinen sicheren Investitionsplan. Fami inspiriert jedoch durch ihren Mut und ihr Ziel, das Richtige zu tun und einer männerdominierten Branche die Stirn zu bieten. Sie ist selbstbewusst und punktet mit ihrem Wissen.

In der Doku-Serie Dirty Money erhalten Zuschauer*innen Einblicke in die korrupte Welt der Wirtschaft.

Im echten Leben sollten Frauen wissen, wie solider, langfristiger Vermögensaufbau funktioniertDer absolute Gau ist es, mit 67 Jahren dazusitzen und zu merken: Jetzt reicht mein Geld leider nicht für 30 Jahre Rente, sondern nur für zehn. Es geht nicht darum, dass wir alle Milliardär*innen werden. Sondern darum, sich auf ehrliche und legale Weise finanziell abzusichern. Und das muss man sich nur zutrauen.

Es ist jetzt fast zehn Jahre her, dass ich mit Madame Moneypenny angefangen habe. Damals gab es kaum weibliche Vorbilder und die Finanz-Szene war sehr männlich geprägt. Das sieht heute schon ganz anders aus. Aber auch heute höre ich noch solche Geschichten aus meiner Community: Ein Pärchen geht zum Bankberater und der spricht nur den Mann an, obwohl die Frau den Termin vereinbart hat. Mit Madame Moneypenny sind wir dran, das zu ändern. Weil wir keine Lust auf die Männer-Clique haben. Wir machen aus Finanzen ein Frauenthema.

Zur Person

Natascha Wegelin ist Autorin und Geschäftsführerin von Madame Moneypenny. Mit ihrem Mentoring-Programm hilft sie Frauen, ihre Finanzen in die eigene Hand zu nehmen. Seit sie selbst vor Jahren wegen einer schlechten Finanzberatung viel Geld verloren hat, hat die Unternehmerin es sich zur Aufgabe gemacht, andere Frauen auf ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu unterstützen. Die Expert:innen des Mentoring-Programms haben bereits über 3.000 Frauen auf ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit begleitet (Foto-Copyright: Jacqueline Häußler)

Natascha Wegelin

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