Kandidat*in Tabitha: Ich bin nach Surviving Paradise ein anderer Mensch geworden

Gerade erst ist die neue Show Surviving Paradise auf Netflix gestartet. Kandidat*in Tabitha spricht im Interview über den Kampf in der Wildnis und das Leben danach.

Darum geht es in Surviving Paradise

Zwölf ahnungslose Kandidat*innen erwarten in Surviving Paradise den Party-Sommer ihres Lebens. Aber statt in einer Luxusvilla mit Blick auf den Ozean zu feiern, müssen sie sich durch die Wildnis schlagen. Die „Outsiders“  müssen sich Herausforderungen stellen und Allianzen bilden, um einen Platz in der Villa zu ergattern und so ein „Insider“ zu werden. Denn nur die Insider spielen am Ende um 100.000 Dollar.

Besonders Kandidat*in Tabitha kämpfte mit harten Bandagen. Bei uns sagt Tabitha im Interview, was die Show ausmacht und warum der Kampf so prägend war.

Hinweise: Tabitha ist nicht-binär und benutzt im Englischen die geschlechtsneutralen Pronomen they/them; auf Deutsch verzichten wir auf Pronomen und verwenden stattdessen den Namen. Im folgendem Interview sind außerdem Spoiler enthalten.

Erzähl uns ein wenig über dich.

Ich bin in der East Side von Indianapolis geboren und aufgewachsen, einer ziemlich rauen Gegend. Ich fühle mich sehr zu meiner Stadt hingezogen und möchte dabei helfen, mehr Gemeinschaft zu schaffen. Deshalb habe ich die gemeinnützige Organisation Out + About gegründet, die auf der Idee basiert, über den Pride Month hinaus sichere und bewusste Räume für die LGBTQ-Gemeinschaft zu schaffen. Ich war schon immer sehr authentisch, wenn es darum ging, wer ich bin und wie ich mich zeigen möchte. Ich möchte Türen für nicht-binäre Menschen öffnen und etwas für LGBTQ*-Sicherheit und -Integration erreichen.

Allianzen und Verrat - der Weg zum Preisgeld ist hart bei Surviving Paradise

Warum hast du bei Surviving Paradise mitgemacht?

Ich mag Spiele und bin ein Wettkampfmensch, habe mein ganzes Leben lang Fußball gespielt. Mein Ziel war es, es bis zum Ende zu schaffen. Auf dem Weg dorthin war meine Strategie, diese kleinen Allianzen um mich herum zu bilden. Aus diesen Zweckbündnissen wurden aber auch echte Bindungen und es war emotional schwierig für mich, diese für den Erfolg wieder aufzukündigen.

Du hast dies aber getan und wirkst sehr hart in der Show.

Ich bin stolz auf die Art und Weise, wie ich das Spiel gespielt habe. Ich war am Anfang übereifrig und manchmal naiv, wenn es darum ging, in der Gruppe Einfluss zu nehmen. Insgesamt bin ich ziemlich weit gekommen. Manchmal wurde ich überlistet, und das ist okay.

Wer den Weg aus der Wildnis in die Villa geschafft hat, muss sich nun mit seinen Mitbewerber*innen rumschlagen.

Teilweise ging es hitzig zu und es flossen Tränen. Waren die echt?

Jede Träne, die ich in dieser Show geweint habe, war echt. Ich habe noch nie Gefühle vorgetäuscht.

Erzähl uns von der Gruppendynamik, die bei den Herausforderungen in der Wildnis entsteht.

Weil natürlich alle für sich selbst kämpfen, wachsen Misstrauen und Zweifel. Auch in den Allianzen, die man eingeht. Bei mir war es mit Justin und Alex so. Meine Zweifel erwiesen sich als berechtigt, als Justin Alex den Vorzug vor mir gab, weil er sich von mir hintergangen fühlte.

Was waren besonders schwierige Momente?

Ich wollte mich nie manipulieren lassen, aber das ist schwierig durchzuhalten, wenn du müde bist. Ich lebte von Bohnen und Reis, ohne Salz, ohne alles, musste Berge hochklettern im Duell mit durchtrainierten Männern. Und es hat mich sehr aufgeregt, in Situationen zu sein, in der heterosexuelle Ken-Barbie-Pupen mein Schicksal in der Hand halten. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich jemanden austricksen oder überlisten könnte. In meinem Kopf war kein Platz mehr für Spielchen, denn ich wollte mich einfach nur ausruhen.

Wie reagierst du auf die Kritik, du hättest zu hart gespielt?

Es ist Energieverschwendung, darüber nachzudenken, wie andere Leute dich wahrnehmen werden. Als nicht-binäre Person, die sich eher weiblich präsentiert, und dazu noch Migrationshintergrund hat, weiß niemand wirklich, wer zum Teufel ich bin oder woher ich komme.

Zwölf Kandidat*innen spielen bei Surviving Paradise um 100.000 Dollar.

Wie sieht dein Leben jetzt nach der Show aus? Hast du dich verändert?

Nach der Show bricht man einfach zusammen, weil man sich fragt: Habe ich es richtig gemacht? War ich zu nett? Bin ich authentisch aufgetreten? Wird das zu theatralisch rüberkommen? Kommt das so rüber, als wäre ich zickig? Ich bin jetzt schon ein anderer Mensch - ich lerne gerade mehr über mich selbst. Als ich die Show gedreht habe, war ich sehr selbstbewusst in Bezug auf meine nicht-binäre Transition. Ich bin nicht das, was in den Medien als nicht-binär dargestellt wird. Ich entwickle mich ständig weiter und finde heraus, wer Tabitha ist. In letzter Zeit bin ich immer mehr dazu übergegangen, einfach meinen Nachnamen Sloane zu verwenden, weil er sich für mich viel nicht-binärer anfühlt als Tabitha.

Surving Paradise veränderte Tabitha Sloanes Leben

Wer ist Sloane dann heute?

Sloane ist ein normaler Mensch, der mit Ängsten und Depressionen zu kämpfen hat und damit umgeht. Sloane hat eine dysfunktionale Familie und eine Partnerin, die sie abgöttisch liebt. Ich versuche einfach, herauszufinden, was mein nächster Schritt ist und wo und wie ich authentisch Raum einnehmen kann.

Von Cole Delbyck, Tudum / Netflixwoche

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