„Ich habe ein bisschen Angst davor, alt zu werden“ - Lisa-Marie Koroll und Numan Acar über Paradise

In der Zukunft von Paradise ermöglicht der Konzern AEON den Handel mit Menschenlebenszeit. Als Angesteller der Firma versucht Max (Kostja Ullmann) jeden Tag, Menschen davon zu überzeugen, ihre Lebensjahre zu verkaufen. Als plötzlich 40 Jahre von seiner Frau Elena (gespielt von Marlene Tanczik) eingefordert werden, setzt Max alles daran, das Geschehene rückgängig zu machen.

Bei diesem Versuch begegnen ihm die Charaktere von Lisa-Marie Koroll und Numan Acar. Netflixwoche hat sich mit den beiden Schauspielern über Lebensqualität, das Altern und die Bedeutung des Geschichtenerzählens unterhalten.

Netflixwoche: Könnt ihr euch eine Situation vorstellen, in der ihr eure Lebenszeit verkaufen würdet?

Lisa-Marie: Nein!

Numan: Ich auch nicht.

Netflixwoche: Warum nicht?

Lisa-Marie: Ich habe ein bisschen Angst davor, alt zu werden. Ich bin jetzt 25. In fünf Jahren bin ich 30. Das ist natürlich noch lange nicht alt! Aber ich kann mir keine Geldsumme vorstellen, die mir den Anreiz geben würde, diesen Prozess zu beschleunigen.

Numan: Bisher gab es keine Situation in meinem Leben, bei der mir wie im Film ein Verkauf meiner Lebenszeit geholfen hätte. Und die wird es auch hoffentlich nie geben! Vielleicht, wenn man anderen damit helfen könnte, würde ich mir das Überlegen. Aber ich finde es wichtig, nicht zu vergessen, dass Zeit nicht unbedingt Glück bedeutet. Schöne Zeiten intensiver auszukosten, bringt am Ende eine höhere Lebensqualität als bloße Lebensverlängerung.

Wer ist Lisa-Marie Korolls Charakter in Paradise? Eine Frage, die Max (Kostja Ullmann) unbedingt beantworten muss.

Netflixwoche: In Paradise muss Elena 40 Jahre ihres Lebens hergeben. Was glaubt ihr, ist das Schlimmste an ihrer Situation? 

Numan: Wenn man von 30 Jahren auf 70 springt, hat man einfach weniger Geschichten. Und Geschichten sind eines der wertvollsten Güter, die das Leben einem schenkt. Geschichten zu erzählen ist schließlich das, was die Menschen verbindet.

Lisa-Marie: Ich kann nur zustimmen. Elena wird nicht dazu gezwungen, alt zu sein. Sie wird dazu verdammt, ihr Leben abzutreten. 40 Jahre, die sie sonst mit Geschichten gefüllt hätte.

Numan Acar ist Teil des AEON-Sicherheitsdienstes und klebt Max an den Fersen.

Seht ihr Parallelen zwischen dem, was im Film passiert, und der Wirklichkeit?

Lisa-Marie: In gewisser Weise schon. Klar ist, dass das Altern auch in unserer Gesellschaft viel zu viele negative Assoziationen weckt. Aber auch die Thematik der Flüchtlinge und die Ausbeutung, die sie erfahren, ist ein Thema, das wir natürlich schon heute sehen.

Numan: Technologie hat in unserer Zeit immer dazu gedient, Gewinne zu erwirtschaften. Diese Gewinne sollten wieder stärker als Mehrwert für die Gesellschaft zurückgeführt werden. Ich glaube, Paradise ist ein guter Anlass, um die Tragweite aktueller technologischer Entwicklungen und ihre möglichen Konsequenzen verstehen zu lernen.

Netflixwoche Redaktion

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