Wer waren die echten Tempelritter? Die Geschichte des geheimsten Geheimordens

Ritter auf geheimnisvoller Mission, Hüter heiliger Schätze, Ketzer, die auf dem Scheiterhaufen brannten: Die Tempelritter reizen auch heute noch die Fantasie vieler Menschen. Die 700 Jahre alte Geschichte des Ordens ist aus dem dem Stoff, der uns noch heute fasziniert: Sex, Gewalt und ein bisschen Mysterium.

Im polnischen Familienfilm Herr Spaßmobil und die Tempelritter geht es um das Erbe des letzten Großmeister des Ordens. Die Hauptfigur ist Tomasz, der den Spitznamen „Herr Spaßmobil“ dank seines Autos trägt – einem Frankensteins Monster von einem Auto, eine Kreuzung aus altem Jeep, Boot und Sperrmüll.

Tomasz ist berühmt für seine Fähigkeit, alte Codes zu knacken und historische Schätze für das polnische Nationalmuseum aufzuspüren. Er begibt sich auf die Jagd nach einem verschollenen Kreuz, das der Großmeister Jacques de Molay vor seiner Ermordung versteckt haben soll.

Doch hat der Orden wirklich Schätze wie diesen gehütet? Wer waren die wahren Tempelritter?

Mönche mit Schwertern und Kussverbot: Die Gründung des Templerordens

Die Tempelritter waren eine militärische Ordensgemeinschaft. Was so viel bedeutet wie eine Gruppe Ritter, die sich zu einem ideellen, religiösen Zweck zusammengeschlossen und einem konkreten Regelwerk verpflichtet hat. Der Templerorden (oder auch „Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem“) wurde wahrscheinlich im Jahr 1119 in Jerusalem von französischen Rittern gegründet. Ganz sicher weiß man das nicht: Der Orden war extrem verschwiegen, die meisten historischen Dokumente über die Templer sind erst nach ihrem Niedergang erschienen.

Der Orden sollte vorwiegend die Straßen des heiligen Landes für christliche Pilger sichern. Denn die Reise war gefährlich und dauerte mehrere Jahre: Die Pilger legten hin und zurück meist mehr als 12.000 Kilometer zurück. Im zweiten Kreuzzug kämpfte der Orden dann auch im Krieg um Jerusalem.

Ein Tempelritter war also beides: Ritter und Mönch. Die Regeln für die Mitglieder waren streng: Pelze, ausgefallene Kleidung, spitze Schuhe und Schnürsenkel waren verboten, denn „diese abscheulichen Dinge gehören den Heiden.“ Natürlich war Keuschheit ein Muss. Die Templer durften keine Frau küssen, nicht einmal ihre eigene Mutter.

Der Orden war direkt dem Papst unterstellt. Damit war Ärger garantiert: Denn die geistliche und die adelige Lebenswelt waren im Mittelalter streng voneinander getrennt. Dass ein Orden, der beides vereinte, später dem Ränkespiel zwischen Krone und Papsttum zum Opfer fallen sollte, überrascht nicht.

Ein Orden voller Schatzjäger oder die ersten Banker?

Legenden ranken sich bis heute um die sagenhaften Schätze des Templerordens. Tatsächlich gelangte der Orden zu enormen Reichtum. Allerdings vermutlich nicht, weil ein Ordensmitglied bei einem Spaziergang durch Jerusalem auf den heiligen Gral stieß.

Auf seiner Suche nach dem Schatz der Tempelritter schließt sich Herr Spaßmobil (gegen seinen Willen) mit drei Schulkindern und weiteren Abenteurern zusammen.

Wunder hatten die Templer gar nicht nötig. Denn sie waren geschickte Finanziers. Sie entwickelten ein fortschrittliches Bankensystem, bei dem Pilger und andere Reisende ihr Geld in Europa deponieren konnten und im Austausch dafür einen Beleg erhielten. Dieser Beleg konnte dann an einem anderen Ort eingelöst werden. So konnten Pilger das Risiko verringern, unterwegs ausgeraubt zu werden. Die Templer gewährten auch Kredite und führten finanzielle Transaktionen durch, was zu beträchtlichem Reichtum führte.

Das Armutsgelübde machte die Mitglieder des Ordens umso vertrauenswürdiger. Und die Zugehörigkeit zum Papst sorgte für eine weitgehende Unantastbarkeit, was die weltliche Politik anging – zumindest für eine Zeit.

Ein Ende auf dem Scheiterhaufen

So kometenhaft der Aufstieg, so tief war der Fall. Im 12. Jahrhundert manövrierte sich der Schutzherr der Templer, Papst Clemens V., in eine Abhängigkeit vom französischen König, Philipp dem Schönen. Der war wiederum verschuldet.

Die Rechnung fiel ihm vermutlich leicht: Die Templer waren eine äußerst reiche, mächtige und gut ausgebildete Armee im Dienste des Papstes. Durch die Zerschlagung des Ordens würde sich der König das Vermögen der Templer einverleiben können.

Propaganda aus dem Mittelalter: Ein Templer küsst einen Kleriker von hinten. Eine Manuskriptillustration von 1350.

Offen vorgehen konnte der König dabei natürlich nicht. Stattdessen erhob er die Anklage auf Ketzerei und Sodomie. Dran war an den Vorwürfen wenig, urteilen Historiker*innen heute. Auch wenn vereinzelte Berichte über sexualisierte Aufnahmerituale und Handlungen innerhalb des Ordens tatsächlich vorlagen, kann man kaum von flächendeckenden Vergehen gegen mittelalterliche Wertvorstellungen sprechen.

Die königliche Kanzlei versendete versiegelte Briefe an alle Dienststellen in Philipps Machtbereich, die am Freitag, den 13. Oktober 1307 zu öffnen seien. Darin: Der Haftbefehl für alle Ordensritter. Ohne Ausnahme. Die Templer wurden von dieser ersten, groß angelegten polizeilichen Verhaftungsaktion der Geschichte völlig überrascht.

Zumindest in einer Sache wurde Philipp enttäuscht: Er wünschte sich einen kurzen Prozess. Die Ermittlungen zogen sich jedoch jahrelang hin.

Unter Folter legte der damalige Großmeister Jacques de Molay – dessen Schatz Herr Spaßmobil im Film sucht – zunächst ein Geständnis ab. Nur, um es kurze Zeit später zu widerrufen. Der legendäre Großmeister wurde nach erneutem Abstreiten aller Vorwürfe im Jahr 1314 in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die meisten anderen Ordensritter kamen mit dem Leben davon. Der Orden wurde schon im Jahr 1312 vom Papst aufgelöst. Sein Vermögen ging nach langem Hin und Her an die Kirche über. Ob darunter tatsächlich heilige Kreuze und andere mythische Schätze waren, weiß heute vermutlich nur der Papst.

Netflixwoche Redaktion

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