Warum Sitcom-Fans sich The Upshaws nicht entgehen lassen sollten

In unserer Serie „Geheimtipp“ stellen wir in loser Folge Empfehlungen aus der Redaktion vor – Filme und Serien, die nie in den Top 10 auftauchen, es aber definitiv verdient hätten. Diesmal: The Upshaws.

Die ganze Familie hat sich im Wohnzimmer versammelt, als es an der Tür klingelt: Ein kleines Mädchen fragt nach Bennie Upshaw – ihrem Vater. Das Problem? Niemand kennt das Mädchen. Das zweite Problem? Bennie Upshaw hat schon ein außereheliches Kind. Schnell stellt sich heraus, dass hier eine Verwechslung vorliegt. Doch die Tatsache, dass alle Anwesenden sofort von Bennies Schuld überzeugt waren, ist ein gutes Zeugnis für den Charakter des Familienvaters, der gerne mal Mist baut.

Die Upshaws sind eine Familie aus Indianapolis. Bennie (Mike Epps) und Regina Upshaw (Kim Fields) sind seit der Highschool zusammen, seit sie beide junge Eltern wurden. Inzwischen haben sie zwei weitere Kinder – drei in Bennies Fall. Immer zu Besuch ist Reginas gehässige, aber sehr witzige Schwester Lucretia (Wanda Sykes) – und die ein oder anderen Freunde und Nachbarn.

Die Upshaws und ihre Bekannten fluchen, streiten, haben Geldprobleme und gelegentlich moralische Aussetzer. Doch gerade diese Authentizität macht die Serie (mittlerweile in vier Staffeln) aus. Und sie beweist: Leichte Comedy und schwere Themen müssen einander nicht ausschließen. Trotz allem Humor werden die unschönen Seiten im Alltagsleben einer Schwarzen Arbeiterfamilie gezeigt.

Bennies uneheliches Kind

Kelvin und Aaliyah sind gleich alt, haben aber nicht die gleiche Mutter. Maya (Journey Christine) ist das jüngste Kind der Upshaws.

Es gibt nicht viele TV-Familien, in denen das außereheliche Kind des Vaters regelmäßig zu Besuch ist. Kelvin (Diamond Lyons) ist das Ergebnis einer „Beziehungspause“ und geht in die gleiche Klasse wie seine Halbschwester Aaliyah (Khali Daniya-Renee Spraggins). Die Präsenz des Jungen sorgt nicht immer für Harmonie im Haushalt – er erinnert ständig Regina Upshaw daran, dass ihr Mann sie betrogen hat. Kelvins aufgedrehte Mutter Tasha (Gabrielle Dennis), die auf Unterstützung ihres Baby Daddys beharrt, tut dabei ihr übriges. Das hat zum Teil ungünstige Konsequenzen: Zum Beispiel, als Bennie ihr ein Auto schenkt und sie damit in einen anderen Wagen brettert – natürlich ohne Versicherung. Diese komplizierte Familiendynamik in einer Sitcom darzustellen, ist ein erfrischender Dreh für das Format.

Die Eheprobleme der Upshaws

Ab und zu kracht’s bei den Upshaws – nicht nur in der Werkstatt.

Nicht nur wegen Kelvin oder Reginas passiv-aggressiver Schwester knirscht es häufig zwischen dem Paar. Bennie ist ein liebenswürdiger Kerl, der versucht, für seine Kinder das Richtige zu tun. Doch er hat ein außerordentliches Talent zur Selbstsabotage und nimmt es manchmal mit der Wahrheit nicht so genau – was ihn öfter fast seine Ehe kostet. Bei Regina herrscht hingegen Frust, weil sie sowohl in ihrer Karriere als auch in ihrer Beziehung auf der Stelle zu treten scheint. Hinzu kommen die knappen Finanzen der Familie und das (komische) Drama ist perfekt.

Reginas Stress bei der Arbeit

Tasha bekommt den Job, für den Regina 20 Jahre lang hart gearbeitet hat.

Im Job läuft es für Regina eher bescheiden. Sie arbeitet in der Verwaltung eines Krankenhauses und wird nicht befördert, weil sie keinen Master-Abschluss hat. Stattdessen wird Sheila, die Inkompetenz in Person, ihre neue Vorgesetzte und macht Regina das alltägliche Leben schwer.  So mag die Matriarchin zwar keine Beförderung bekommen, doch sie hat durch die neue Chefin auf jeden Fall mehr Arbeit. Denn Sheila hat bisher in einem Klamottenladen gearbeitet und somit keine Ahnung vom Krankenhausbetrieb. Regina sieht nur eine Lösung: Sie muss wieder zur Schule. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Nicht nur, weil sie zwei Kinder zu Hause hat, sondern auch weil ihr Ehemann nicht mit Geld umgehen kann. Immerhin wird es so nicht langweilig.

Der Umgang mit einem Coming-Out in der Familie

Bennie Upshaw braucht einen Moment, um Bernards Identität zu akzeptieren.

Fakt ist: Nicht jedes Coming-Out kommt so gut an, wie moderne Serien und Filme es oft darstellen. Als sich sein ältester Sohn Bernard Jr. (Jermelle Simon) als schwul outet, trifft das Bennie Upshaw sehr. Er muss seine alten Vorurteile runterschlucken und hat eine kleine Lernkurve vor sich. Das ist total schade, aber die Storyline bildet die Realität ab – noch sind nicht alle Menschen fähig, tradierte Vorstellungen von Homosexualität abzulegen. Doch The Upshaws gibt seinen Figuren Raum, um zu wachsen und sich zu verbessern.

Die fantastische Wanda Sykes

Lucretia Turner sorgt in jeder Situation für die Lacher.

Die Serie mag sich um Bennie Upshaw und seine Familie drehen – doch der Star ist Lucretia, gespielt von Comedy-Koryphäe Wanda Sykes, die auch Executive Producerin der Sitcom ist. Reginas ältere Schwester ist ein kleiner Business-Mogul in der Nachbarschaft, knallhart und schlagfertiger als ein Baseballspieler. Sie ist alles andere als ein Fan von Bennie, dennoch arbeiten beide zusammen. Auch ihre Schwester wird von Lucretia kritisiert. Aber am Ende des Tages kommt Familie bei ihr immer zuerst – sie hat sogar geholfen, Reginas Sohn aufzuziehen, den sie mit 16 zur Welt brachte.

Wird bei den Upshaws nach dem turbulenten Teil 3 (Gefängnisaufenthalte, Überschwemmungen, ein neuer Mitbewohner) etwas Ruhe einkehren? Natürlich nicht. Stattdessen muss sich die Familie in Teil 4 darum bemühen, Regina wieder nach Hause zu holen, die mit ihrer mentalen Gesundheit kämpft. Doch wie sagte sie so schön zu Beginn der Serie? „Solange wir einander den Rücken freihalten, kann keine*r den Upshawas was anhaben.“

Netflixwoche Redaktion

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