„Ein Carpe-diem-Gefühl, das im dystopischen Filmgenre selten ist“ – das sagen die Kritiker*innen zu Paradise

Wie schlägt sich der neue Near-Future-Thriller auf Netflix? Eine Presseschau zu Paradise.

„Vor allem zu Beginn besticht der Film mit der Einführung in die dystopische Welt des Lebenszeittransfers“, heißt es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu Paradise – dem Near-Future-Thriller, der am 27. Juli auf Netflix gestartet ist.

Im Mittelpunkt des rund zweistündigen Films steht AEON-Mitarbeiter Max (gespielt von Kostja Ullmann). Als Donation Manager soll er mögliche Spender*innen gewinnen, die ihre Lebenszeit gegen Geld eintauschen. Moralische Bedenken hat Max keine – bis seine Frau Elena (Marlene Tanczik, später Corinna Kirchhoff) nach einem Brand rund 40 Lebensjahre hergeben muss, um ihre Schulden zu begleichen.

Emotionale Wucht und Kino-Qualität

„Wie Elena dann abgeführt, auf die Aeon-Liege geschnallt und angezapft wird, während sie verzweifelt versucht sich zu wehren, das ist schwer mit anzusehen“, schreibt Filmkritikerin Kathleen Hildebrand in der Süddeutschen Zeitung (SZ). „Die emotionale Wucht, mit der dieser Film einen hier überrumpelt, hebt ihn deutlich über den gut gemachten Durchschnitt üblicher Netflix-Filme. “

In der österreichischen Boulevardzeitung Kurier findet Redakteur Peter Temel ähnliche Worte: „Filme wie dieser – in Kinoqualität gedreht – zeigen, was auch in unseren Breiten alles möglich ist.“

Kathrin Hollmer von Zeit Online schließt sich der Begeisterung über die Drehqualität an: „In einem ehemaligen Küstenkurort fanden die Filmemacher in einem alten sowjetischen Schwimmbad die perfekte Location für den Showdown. All das fängt der Kameramann Christian Stangassinger in finsteren, kühlen Bildern ein.“

Iris Berben glänzt als Sophie Theissen

Marc Hairapetian von der Frankfurter Rundschau ist mit der Inszenierung hingegen nicht ganz zufrieden.

„Nach einem packenden Auftakt und etwas Leerlauf im Mittelteil nimmt das von Regisseur Boris Kunz meist routiniert, manchmal zu konventionell inszenierte Sci-Fi-Drama vor allem am Ende an Fahrt auf. Die Chemie zwischen Kostja Ullmann und der wesentlich älteren Corinna Kirchhoff stimmt mehr als mit Marlene Tanczik“, schreibt der Autor.

In Paradise sind Max (Kostja Ullmann) und Elena (Marlene Tanczik) ein Paar.

Überzeugt ist Hairapetian wiederum bei der schauspielerischen Leistung: „Groß auf spielt Iris Berben als Sophie Theissen. In der besten Szene von Paradise steht sie im Zentrum einer an Apple Events erinnernden Präsentation: Als CEO von AEON und zugleich Entwicklerin des Systems steckt sie als leidenschaftliche Wissenschaftlerin, die über Leichen geht, einen großen Teil der Gewinne direkt in die Weiterentwicklung der Technologie, um den Zeittransfer zu vereinfachen.“

In der deutschen Ausgabe des Magazins Glamour heißt es passend dazu: „Wer einmal sehen will, wie korrupt unsere Gesellschaft werden könnte, wie egoman Menschen unter dem Deckmantel des Fortschritts und der Forschung handeln können und wie viel Dreck hinter schönem Schein stehen kann, sollte Paradise auf alle Fälle sehen.“

Oder wie Kathleen Hildebrand in der SZ gen Ende ihrer Kritik schreibt: „Der Gedanke, der hier mit Verve durchgespielt wird, beschert einem ein Carpe-diem-Gefühl, das im dystopischen Filmgenre selten ist.“

Netflixwoche Redaktion

Drücke ESC, um die Suche zu schließen.