Michelle Buteau: „Here the f*ck I am!“

Survival of the Thickest mag ihr Seriendebüt sein, doch Michelle Buteau ist schon länger im Geschäft. Also wird’s Zeit, dass die Comedienne endlich auch außerhalb der Staaten für Aufmerksamkeit sorgt.

„Ich bin eine erreichbare Beyoncé für Regierungsangestellte.“ Dieser Mix aus Großspurigkeit und Selbstironie gehört zu den Markenzeichen von Michelle Buteaus Humor. Und mit ihrer neuen Dramedy-Serie Survival of the Thickest kann sie damit endlich noch mehr Leute zum Lachen bringen.

In der Serie spielt Buteau die 38-jährige Stylistin Mavis, die von ihrem Freund betrogen wird und deshalb ihr Leben umkrempelt. Gut, dass sie alles hat, was man dazu braucht: einen Traum, Freund*innen, die sie immer aufheitern und ihr zur Not auch mal in den Hintern treten, ein sehr gesundes Körperbewusstsein und natürlich „große Titten und Sommersprossen“, wie sie selbst sagt.

Von The Circle zur eigenen Serie

Wer Michelle Buteau schon ein bisschen kennt, wird sehen, dass sie und Mavis sich ziemlich ähnlich sind. Sie ist schlagfertig, leidenschaftlich, hat ein herausragendes Gespür für Comedic Timing und schafft Räume für alle, die von westlichen Schönheitsnormen weitestgehend ausgeschlossen sind.

Wem die Comedienne noch neu ist, wird sie in Zukunft hoffentlich noch öfter erleben. Denn Survival of the Thickest ist zwar Buteaus erste eigene Serie, aber sie ist nicht neu im Geschäft. In The Circle sorgt sie mit ihren beißenden Kommentaren dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Außerdem spielt sie seit 2019 in der US-Serie First Wives Club, einer Neuauflage der Komödie Der Club der Teufelinnen. 

Buteau kennt sich also mit Rollen aus, die nach einer Trennung einen Neustart wagen. Sie selbst ist glücklich verheiratet, worüber sie auch in ihrer Stand-up-Show Michelle Buteau: Welcome to Buteaupia spricht:

„Ich bin seit zehn Jahren verheiratet, es ist schön. Ich furze nicht vor ihm. Würdet ihr in einem schmutzigen Restaurant essen?“

Michelle Buteau

Für die Show wurde Buteau 2021 mit einem Critics Choice Award in der Kategorie Best Comedy Special ausgezeichnet

Michelle Buteau teilt ihr Rampenlicht

Michelle Buteau weiß also, was sie tut, und es war Zeit, dass sie das als Hauptrolle unter Beweis stellt. Darum trägt Survival of The Thickest ihre Handschrift. Das Skript, das Buteau zusammen mit Comedy-Autorin und -Produzentin Danielle Sanchez-Witzel geschrieben hat, basiert auf ihrer autobiografischen Essay-Sammlung mit gleichem Titel. Darum kommt in jeder der acht Folgen bei den besonders witzigen, aber auch besonders peinlichen Situationen die Frage auf, wie viel davon die Comedienne selbst erlebt hat. Und: Sind Erdnussbutter und Eiswürfel wirklich ein gutes Hausmittel, um Kaugummi aus Schamhaaren zu entfernen?

Buteaus Performance wird dabei durch den charismatischen Cast ergänzt. Dazu zählen gleich zwei bekannte Gesichter von RuPauls Drag Race: Da ist zum einen Miss Peppermint, die sofort am Start ist, als Mavis durch ihre Trennung im Selbstmitleid versinkt.

Mavis muss noch mal neu anfangen aber zum Glück hat sie ihre Wahlfamilie um sich

Sie verschafft ihr einen lukrativen Styling-Gig bei Model Natasha Karina, die von Garcelle Beauvais gespielt wird – eine der Real Housewives of Beverly Hills, unter anderem bekannt aus Der Prinz aus Zamunda. Natashas Erzfeindin in der Serie ist Avery Delane – gespielt von Drag Race-Jurorin ​​und Ballroom-Legende Michelle Visage.

Survival of The Thickest bietet vielen Communities eine Projektionsfläche

LGBTQ+-Repräsentation und Body Diversity sind bei Buteau keine Themen, hinter die sie nur einen Haken setzt, um dem Zeitgeist gerecht zu werden. Sie bilden die Bühne, auf der Buteau in Survival of The Thickest Mavis’ Geschichte erzählt, die sich im Wesentlichen um Selbstakzeptanz, persönliches Wachstum und gegenseitige Unterstützung dreht. Darum sind naheliegende Sex and The City-Vergleiche auch zu kurz gedacht.

Zwar geht es um Singles in ihren Dreißigern sowie die ewige Mission, sowohl in beruflicher als auch in romantischer und sexueller Hinsicht erfüllt zu sein. Aber zum Kern von Survival of The Thickest zählen auch die Lebensrealitäten marginalisierter Communities. Deren Style ist in der Popkultur zwar gerade gefragt, aber noch immer verabeiten sie Traumata von früheren Generationen müssen und für ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe kämpfen.

Alle sagen uns wir sollen abnehmen schmaler sein

Darum geht es in der Sitcom nicht nur um betrunkene Techtelmechtel (die trotz Schwallerbrechen und Kebab-Fahne keinen Abbruch finden) oder die richtigen Outfits für die Hochzeit der Hunde zweier Divas aus den Neunzigern. Auch feindselige Bürgerinnen der Nachbarschaftswache, die sich durch die Anwesenheit Schwarzer Menschen in ihrem Kiez bedroht fühlen, kommen in der Serie vor. Und Mütter, die ihre Kinder wegen ihrer eigenen Erfahrungen in Sippenhaft nehmen, womit sich viele Menschen mit migrantischen Eltern identifizieren können.

Für Michelle Buteau gibt es kein Halten

In einem Interview mit The Cut erzählt Buteau, dass einer ihrer Professoren an der Florida International University ihr direkt gesagt habe, sie sei zu fett fürs Fernsehen. Seitdem hat sie nicht nur wiederholt das Gegenteil bewiesen. Sondern mit Survival of The Thickest auch all den anderen Menschen eine Plattform gegeben, denen früher gesagt wurde, sie hätten im Mainstream nichts zu suchen.

Michelle Buteau wird außerdem demnächst in einer Komödie an der Seite einer anderen bekannten Comedy-Schauspielerin zu sehen sein: Ilana Glazer, die vor allem für Broad City bekannt ist. So zeigt die 45-Jährige, was passieren kann, wenn man nicht auf die (vermeintlich gut gemeinten) Ratschläge anderer hört. Eine Lektion, die sie kürzlich in einem Tweet geteilt hat: „Wenn ich einen Dollar für jedes Nein hätte, oder für jedes ,Sorry, üppige Frauen sind nicht sexy, hab lieber einen Plan B’ – dann hätte ich mehr Geld als mit meiner eigenen Show.“

Netflixwoche Redaktion

Drücke ESC, um die Suche zu schließen.