Die acht besten Filme und Serien, um endlich bei Politik und Wirtschaft mitreden zu können

Alle paar Minuten ploppt eine neue Eilmeldung auf dem Handy auf. Krieg. Finanzskandal. Diplomatische Krise. Terror. Wer soll da noch mitkommen?

Für alle, die endlich kapieren wollen, was Shortselling nun eigentlich ist, wie es zu den Kriegen im Nahen Osten kam, oder wie Diplomatie wirklich hinter geschlossenen Türen aussieht, haben wir hier acht Filme und Serien gesammelt. Kein BWL-Studium und Politik-Wörterbuch nötig – diese Verfilmungen erklären ganz nebenbei Weltgeschehen.

Diener des Volkes

Heute kennt die ganze Welt Wolodymyr Selenskyj als den beeindruckenden Präsidenten der Ukraine, der sich an der Seite seines Volkes der russischen Invasion entgegenstellt. Doch zu Beginn des Krieges gab es nur wenige, die ihm das zugetraut hätten. Denn Selenskyj ist noch nicht lange Staatsmann – bekannt wurde er als Komiker und Schauspieler. Seine berühmteste Rolle: Als ukrainischer Präsident in der Satiresendung Diener des Volkes.

Der Plot: Ein Geschichtslehrer namens Wassilyj Holoborodko (gespielt von Selenskyj) ist frisch geschieden, wieder bei seinen Eltern eingezogen, und kocht vor Wut über die Korruption in der Ukraine. Seine Schüler*innen filmen heimlich eine seiner Schimpftiraden auf die Politik und stellen sie auf YouTube. Das Video geht prompt viral  – und wird zum Beginn eines ungewöhnlichen Social Media Wahlkampfes, der Holobordko die Präsidentschaft beschert.

Es gehört sicher zu den seltsamsten Zufällen der Geschichte, dass Selenskyj später vom fiktiven zum echten Präsidenten der Ukraine wurde, und nun das Land durch einen Krieg führen muss. Die Serie Diener des Volkes gibt einen Einblick in die Ukraine vor der Invasion – und lohnt sich allein schon für die wirklich witzigen Drehbücher.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Rolle des ukrainischen Präsidenten Wassilyj Holoborodko.

Die Geldwäscherei 

2015 bekam das Investigativteam der Süddeutschen Zeitung von einem Whistleblower einen USB Stick. Darauf: Rund 11,5 Millionen vertrauliche E-Mails, Briefe, Faxnachrichten, Gründungsurkunden, Kreditverträge, Rechnungen und Bankauszüge. Die Dokumente wurden 2016 als die Panama Papers weltberühmt. Sie decken auf, wie zahlreiche reiche und berühmte Menschen weltweit mit der Hilfe von Briefkastenfirmen und anderen Betrügereien Steuern hinterzogen und Geld gewaschen haben.

Die Geschichte ist komplex, aber spektakulär. Wer Antworten sucht, findet sie im Film Die Geldwäscherei. Aufgedröselt wird die Geschichte der Panama Papers von beiden Seiten: Der Seite der Täter*innen und der Seite der Opfer. Einerseits leiten die Kriminellen selbst durch den Film und geben hilfreiche Tipps, wie man es selbst im Briefkasten-Geschäft schaffen kann. Die wahre Hauptrolle in dem ganzen Drama spielt aber Ellen Martin (Meryl Streep). Eine ältere Dame, die auf eigene Faust recherchiert und dem Versicherungsbetrug so auf die Spur kommt. Im Laufe des Filmes begreift sie – gemeinsam mit den Zuschauer*innen – langsam, wie dieses System funktioniert.

Bad Banks

Nach ihrer Entlassung bei einer Bank in Luxemburg beginnt die junge Investmentbankerin Jana Liekam, bei der „Deutschen Global Invest“ inFrankfurt zu arbeiten. Ihre ehemalige Chefin hat ihr den Posten verschafft und so steht Liekam nun in ihrer Schuld. Die deutsch-luxemburgische Serie Bad Banks spielt zwischen den Wolkenkratzern Frankfurts, mal in Großraumbüros, mal in spärlich eingerichteten Penthousewohnungen. Die zweite Staffel dagegen führt die Zusehenden in einen futuristischen Fintech-Inkubator in Berlin.

Beide Staffeln haben gemein, dass sie auf bedrückende Weise aufzeigen, in was für einem absurden Arbeitskosmos die Angestellten der großen Banken wandeln. Und wie man dort überlebt: Mit Risikobereitschaft, Geschwindigkeit und sehr, sehr wenig Schlaf.

Borgen

Birgitte Nyborg ist in zwei Führungspositionen: Als Mutter zweier Kinder und als erste Premierministerin Dänemarks muss sie lernen, beide Rollen zu jonglieren. Sie ist die Hauptperson der Serie Borgen – Gefährliche Seilschaften, von der Netflix im Juni 2022 die neue, vierte Staffel Borgen Macht und Ruhm veröffentlicht hat.

Die ersten Borgen-Staffeln wurden für ihren geradezu hellseherischen Realismus berühmt: Die Serie zeichnet nicht nur ein sehr eindrucksvolles Bild der dänischen und internationalen Politik. Die Geschichte der fiktiven Ministerpräsidentin Nyborg ging der Wahl der ersten echten dänischen Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt 2011 voraus. Heute wird auch Außenministerin Annalena Baerbock gern mit Nyborg verglichen.

In der neuen Staffel werden auf Grönland Erdölvorkommen entdeckt – was das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen Dänemark und Grönland in der Serie noch weiter eskalieren lässt. Mittendrin: Birgitte Nyborg, in der vierten Staffel nun Außenministerin von Dänemark. Gestritten wird um Öl, Unabhängigkeit und die Folgen der Klimakatastrophe. Wer diese Serie gesehen hat, versteht nicht nur diese Konfliktfelder besser, sondern weiß am Ende auch, warum Donald Trump in seiner Zeit als US-Präsident mal versucht hat, Grönland zu kaufen.

King of Stonks

Wirecard galt als die Zukunft des Bankings. Modern, digital, selbstbewusst. Bis Wirecard 2020 Insolvenz anmeldete – und sich herausstellte, dass 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz des DAX-Unternehmens fehlen.

Wer verstehen will, warum zur Hölle der Vorstand von Wirecard so lange mit Tricks und Blendwerk davonkommen konnte, kann sich die Geschichte in der Doku Skandal! Der Sturz von Wirecard von dem Journalisten erklären lassen, der den Skandal aufgedeckt hat.

Oder sich die neue Serie der How to Sell Drugs Online (Fast)-Macher*innen ansehen: King of Stonks ist inspiriert von Wirecard.

In der Miniserie regiert ein größenwahnsinniger CEO namens Magnus A. Cramer (gespielt von Matthias Brandt) sein Fintech Unternehmen wie ein Sonnenkönig. Doch der wahre Strippenzieher ist seine rechte Hand, der junge IT-Manager Felix (Thomas Schubert). Felix muss sich nicht nur mit der Mafia, einem hartnäckigen Journalisten und Pornokönigen rumschlagen. Sondern verliebt sich ausgerechnet in eine Shortsellerin (Larissa Sirah Herden), die gegen sein Fintech wettet.

Vice

Dick Cheney, der später zum einflussreichsten Vizepräsident der USA werden wird, bricht als junger Mann sein Studium in Yale ab. Alkohol und Nichtstun gefällt ihm besser. Erst als seine Verlobte droht, ihn zu verlassen, reißt er sich zusammen. Und wird zum ehrgeizigsten, mächtigsten Mann in Washington. So erzählt Vice die Geschichte von Vizepräsident Dick Cheney. Der Film begleitet Cheney (kaum wiedererkennbar und großartig in dieser Rolle: Christian Bale) von seinen versoffenen Studentenjahren über seinen Aufstieg und seine folgenschweren Entscheidungen nach 9/11, bis zu seinem Tod.

Klar: Vice ist eine Satire. Die Geschichte ist überspitzt. Aber wer den Krieg in Afghanistan und Irak verstehen will, die Polarisierung der USA, und die erzkonservative Wählerschaft, der kann aus dieser Überspitzung viel über die Realität der US-Politik lernen.

When They See Us 

#BlackLivesMatter macht deutlich, unter wie viel Gewalt und Ungerechtigkeit die Schwarze Bevölkerung der USA bis heute zu leiden hat. Von einer besonders erschütternden Ungerechtigkeit erzählt die vielfach ausgezeichnete Miniserie When They See Us.

Die Serie beruht auf der wahren Geschichte von fünf Jungs aus der afro- und lateinamerikanischen Community in Harlem. Die fünf Teenager – zwischen 13 und 16 Jahre alt – werden 1989 verdächtigt, eine 28-jährige Joggerin im Central Park vergewaltigt zu haben. Die Polizei erzwingt falsche Geständnisse von ihnen. Obwohl sie diese vor Gericht widerrufen, und obwohl es keine Beweise gibt, werden sie zu Höchststrafen verurteilt. Prominente Persönlichkeiten wie Donald Trump rufen in den Zeitungen zur Wiedereinführung der Todesstrafe in New York auf, auch für Jugendliche.

Erst Jahre später, nachdem sie teilweise fünfzehn Jahre im Gefängnis verbracht haben, wird die Unschuld der Jungen endlich vor Gericht bestätigt. Die Serie zeigt sehr eindrucksvoll den Rassismus der Justiz und von großen Teilen der Gesellschaft. Und erklärt, wie schrecklich aktuell die Vorgeschichte ist, die Bewegungen wie Black Lives Matters versuchen, aufzuklären.

House of Cards

Eine Serie, die den Blick für das schärft, was den wählenden Bürger*innen vorenthalten werden soll: Die Allmacht einzelner Personen. Die Intrigen. Die Korruption. Während die Serie The West Wing noch Optimismus ausstrahlte, konzentriert sich House of Cards ganz auf die dunkelsten Ecken Washingtons.

Im Mittelpunkt von House of Cards steht der Abgeordnete Francis „Frank“ Underwood, der gemeinsam mit seiner Frau Claire Underwood seinen Machthunger pflegt. Das Paar etabliert ein System von Korruption und geheimen Netzen im Weißen Haus. Die Serie zeigt in ihren sechs Staffeln auch, wie vorausschauend Politik sein muss – denn die Auswirkungen mancher Entscheidungen zeigen sich erst viele Folgen später.

Netflixwoche Redaktion

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