JoJo’s Bizarre Adventure ist der beste Anime, den du noch nie gesehen hast

Erinnerst du dich daran, wie du als Kind Fantasiekämpfe ausgefochten hast? Wie es immer darum ging, das andere Kind zu übertrumpfen? Wenn plötzlich imaginäre Pistolen gezückt wurden? Wenn die Kugeln an der herbeigewünschten Schussweste abprallten, ein Flammenwerfer losrauschte, Stöckchen zu Schwertern wurden. Alles mit den coolsten Posen und eigenen Soundeffekten.

So fühlt sich JoJo’s Bizarre Adventure an: ein fantastisches, Genre-sprengendes, generationenübergreifendes Abenteuer.

Obwohl die Manga- und Animeserie eine riesige weltweite Fangemeinde hat, ist sie in Deutschland noch recht unbekannt. Vielleicht, weil sie so ein wildes Spektakel ist: JoJo’s bricht mit den Regeln, jede Staffel eröffnet eine neue Welt mit neuen Figuren.

Hier erfährst du ganz bestimmt nicht alles, was du über JoJo’s Bizarre Adventure wissen musst, aber doch genug, um einen Anfang im Irrsinn zu finden.

Was ist JoJo’s Bizarre Adventure?

Mit Action, Abenteuer und Episoden-übergreifenden Kämpfen gehört JoJo’s Bizarre Adventure zur Kategorie der Shōnen Animes. Ebenso wie zum Beispiel ONE PIECEDragonball oder Naruto richtet sich der Anime an ein jugendliches, männliches Publikum. JoJo’s Bizarre Adventure basiert auf dem gleichnamigen Manga, der seit 1987 von dem Künstler Hirohiko Araki veröffentlicht wird.

Die Serie hat sich mit jeder Staffel neu erfunden, ob durch anderes Setting, ein neues Jahrhundert oder einen veränderten Zeichenstil. Was die Geschichten von JoJo’s Bizarre Adventure vereint, ist ein Familienstammbaum – auch wenn dieser mit abspaltenden Timelines etwas verworren wird. Alles findet seinen Anfang mit Jonathan Joestar, dem herzensguten Erbe einer wohlhabenden Familie im England des 18. Jahrhunderts.

Das sind die JoJos (von links nach rechts): Jolyne, Giorno, Jōsuke, Jōtarō, Joseph und Jonathan.

Seitdem übernahmen seine Nachfahren Joseph, Jōtarō, Jōsuke, Giorno, Jolyne, Johnny, noch ein Jōsuke und Jodio die Hauptrollen der Manga Vorlage. Allesamt erben sie den Spitznamen JoJo – sowie ein sternförmiges Muttermal im Nacken. Die Anime Adaption ist jetzt in der fünften Staffel und bei Jolyne, JoJo Nummer 6, angekommen.

Jede*r JoJo bringt eine eigene Geschichte, ein eigenes Genre, ein eigenes Herz mit. In ihren Geschichten geht es um Veränderung, um Charakterentwicklung, um die Kraft, über sich selbst hinauszuwachsen – und natürlich um Superkräfte und Action, aber auch philosophische Konflikte.

Jede neue Generation der JoJo-Linie läutet eine neue Zeit ein. Deswegen folgt hier eine Übersicht über das Wichtigste, das man zu den Staffeln wissen muss. Achtung – ab hier gibt es Spoiler!

Staffel 1: Phantom Blood/Battle Tendency

Die Geschichte der Joestar-Familie beginnt mit Phantom Blood im viktorianischen England des 18. Jahrhunderts. Jonathan Joestar ist Erstgeborener einer reichen Familie und lebt in einem prunkvollen Manor. Doch als sein Adoptivbruder Dio Brando in das Landhaus einzieht, wird sein wohlhabendes Leben gefährdet. Denn Dio hat es auf das Erbe der Joestars abgesehen und scheut sich dabei nicht, zu den dreckigsten Methoden zu greifen. Zwischen ihnen beginnt eine Familienfehde, die Jahrzehnte überspannen wird.

Das klingt jetzt erstmal nach Jane Austen, mit ein bisschen Arthur Conan Doyle und Agatha Christie – und so fühlt es sich auch an. Mit einer großen Prise Absurdität. Denn zum Familiendrama hinzu kommen eine Vampir-Verwandlungs-Maske, ein Sonnen-Faust-Kampftrainer und Serienkiller Jack the Ripper (der aus einem Pferd springt).

Die erste Staffel ist quasi ein 2-in-1-Deal, deswegen geht die Geschichte in Battle Tendency gleich weiter: Nachdem sich JoJo Nummer 1 aufopferte, muss nun sein Enkel Joseph den Kampf übernehmen, mittlerweile in Nordamerika, 1938.

Ein neuer JoJo: Joseph ist Jonathan Joestars Enkel, doch er schlägt sich nicht mehr durch englische Landhäuser, sondern dunkle Gassen in New York.

Joseph muss gegen die Jahrtausende alte Verschwörung der „Säulenmänner“ ankommen. Neben Blutsaugern und Sonnenfäusten behaupten sich in Battle Tendency auch Nazis auf den Schlachtfeldern des Animes.

Staffel 2: Stardust Crusaders

Neue Staffel, neuer Kontinent: Jōtarō Kūjō, der Enkel von Joseph, ist ein griesgrämiger Oberstufenschüler im Japan des Jahres 1989. Das Leben von JoJo Nummer 3 wird auf den Kopf gestellt, als Dio Brando wieder in das Leben seiner adoptiven Erzfeindfamilie tritt. Und zwar im Körper von Jonathan (JoJo Nummer 1), mit seiner eigenen Vampirdynastie. Der Kampf gegen Dio treibt Jōtarō bis nach Ägypten.

Jōtarō Kūjō, der Enkel von Joseph, entdeckt neue Kräfte - und erweckt seinen Stand Star Platinum.
JoJo und Star Platinum ergeben ein übernatürlich starkes Team.

Stardust Crusaders bringt große Veränderungen mit sich: Zum einen wird JoJo ab dieser Staffel von seiner eigenen Bande durch die Abenteuer begleitet. Außerdem entdeckt JoJo die „Stands“. Ein Stand ist die Astralprojektion der Lebenskraft eines jeden Lebewesens. Also Geister mit Superkräften, die den absurden Kämpfen der Charaktere ab jetzt in jeder Staffel zur Seite stehen. Neben Vampiren und Sonnenenergie gibt es jetzt Zeitkontrolle, Wasserkraft, Unverletzlichkeit und vieles, vieles mehr.

Staffel 3: Diamond Is Unbreakable

1999, wir bleiben in Japan: Jōsuke Higashikata (JoJo Nummer 4), der uneheliche Sohn von Joseph (JoJo Nummer 2) ergründet mit Jōtarō (JoJo Nummer 3) die geheime Alien-Geschichte der Stands. Was haben die Superkräfte mit einen uralten Bogen und, viel wichtiger, Pfeilspitzen aus Meteorit zu tun? Ja, spätestens hier wird es so unübersichtlich wie unterhaltsam.

Diamond Is Unbreakable bringt mehr Aliens ins Spiel. Außerdem eine Katzenpflanze, ein unsichtbares Baby am Straßenrand und Spaghetti, die so richtig verprügelt werden.

Crazy Diamond, Jōsukes Stand, schlägt seine Spaghetti windelweich.

Die Absurdität des Plots überträgt sich auch auf die Ästhetik der Serie: JoJo’s ist berüchtigt für die High-Fashion-Körperverrenkungen, die Charaktere in brutalen Kämpfen und selbst in ernsten Gesprächen einnehmen. Denn sie haben durchtrainierte Körper und farbenfrohe Mode zu präsentieren.

Giorno Giovanna und sein Stand Gold Experience konfrontieren ihre Gegner*innen.
Und sie schlagen dabei die stärksten Posen.

Die Posen machen aus der Serie eine wahre Meme-Maschine. Der Unterhaltungswert, die Extravaganz … Die Bilder sind so drüber, dass man nicht wegschauen kann – und am liebsten in den nächsten Chatverlauf als Reaction-GIF mitnimmt. Fans lieben die Posen so sehr, dass sie auf Social Media nachgemacht werden. Sogar einen (inoffiziellen) JoJo’s Pose Rap Song mit mehreren Millionen Streams gibt es schon.

Staffel 4: Golden Wind (auch Vento Aureo)

Italien, 2001: Giorno Giovanna (JoJo Nummer 5) will ein richtiger Gang-Star werden. Zusammen mit seiner Bande versucht er, sich in der Mafia Organisation „Passione“ nach oben zu arbeiten, bzw. zu kämpfen. Aber er hat ein ehrbares Ziel: Er möchte nur Drogenboss werden, um Minderjährige vor dem Drogenkonsum zu bewahren.

Der Ortswechsel bringt viel mit sich: JoJo’s Bizarre Adventure bezieht sich in Golden Wind gerne auf die Hollywood-Klischees der Mafia. Natürlich gibt es Der Pate-Referenzen.

JoJo channelt Michael Corleone, Al Pacinos Figur aus Der Pate.
Das Ziel ist der Chefsessel: Ganz oben in der Mafia.

JoJo’s Bizarre Adventure lebt und atmet Pop-Kultur. Die Serie bedient sich an weltweit bekannter beliebter Musik, Filmen und Kunst. Augenzwinkern in Richtung mancher Berühmtheit finden sich in den Abenteuern: von Queen über David Bowie bis hin zu The Shining.

Musikeinlagen, Modedesign und Zeichenstil in der Serie – in allen Facetten finden sich Referenzen. Daraus wird eine Ostereiersuche. Fans spekulieren nicht nur in Onlineforen, sondern mittlerweile auch in wissenschaftlichen Studien über die Referenzen von JoJo’s Bizarre Adventure.

Staffel 5: Stone Ocean

Die neueste Staffel von JoJo’s Bizarre Adventure bringt die Serie wieder zurück nach Nordamerika. Jolyne Kūjō (JoJo Nummer 6) sitzt zu Unrecht im Green-Dolphin-Street-Gefängnis in Florida. Sie ist die Tochter von Jōtarō (JoJo Nummer 3). Zusammen mit anderen Superkraft-Insass*innen will sie nicht nur ausbrechen, sondern auch den teuflischen Gefängnispriester vor einem Aufstieg in den Himmel aufhalten.

Weiter geht das bizarre Abenteuer mit Zombies, Folter-Tänzen, Wetterkontrolle und zahllosen Referenzen zu Pop-Kultur. Die Stands der Charaktere finden allzu bekannte Namen: Bohemian Rhapsody, Green Day, Soft Machine, …

Die Serie zitiert nicht nur Popkultur, sie ist selbst ein Kultklassiker geworden. Das ist der globalen Fangemeinschaft zu verdanken: JoJo’s-Fans finden sich nicht nur in Chatforen zusammen, sondern sie produzieren auch Rap Songs, zeichnen eigene Web Comics, veröffentlichen stundenlange Video Essays. Die Serie macht aus gelegentlichen Zuschauer*innen begeisterte Fans.

Und wenn du die ersten Folgen hinter dir hast, wirst auch du bald durch die Welt gehen und dich fragen: Ist das eine JoJo-Referenz?!

Benjamin Can, Netflixwoche

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