Happy End für Sex Education? Autorin Laurie Nunn spricht über das Serienfinale

Dieser Artikel enthält große Spoiler zu den Figuren und Handlungen von Sex Education.

An der Moordale Secondary School herrschten die Teenager aus Sex Education wie große Fische im kleinen Teich. Doch als ihre Schule geschlossen wird und sie gezwungen sind, für ihr letztes Schuljahr auf das Cavendish College zu gehen, müssen sie sich neu einordnen.

Staffel 4 von Sex Education begleitet die Gruppe um Otis (Asa Butterfield), die neue Klassenkamerad*innen an ihrer integrativen Schule kennenlernen. Die beliebtesten Schüler*innen von Cavendish sind der Coven – eine Gruppe von LGBTQ+ Kids, die für bedingungslose Positivität stehen. Die Moordale-Crew  findet sich in dieser neuen Dynamik dennoch ein und stellt sich neuen Herausforderungen sowie unangenehmen Wahrheiten des Erwachsenwerdens.

Maeve (Emma Mackey) studiert an einem speziellen Schreibprogramm auf der anderen Seite der Welt. An der Wallace University in den USA erfährt sie, dass ihre Mutter nach einer Überdosis in kritischem Zustand im Krankenhaus liegt. Als sie in Moordale landet, ist ihre Mutter bereits tot. Alle ihre Freund*innen kommen zusammen, um Maeve dabei zu helfen, eine schöne Beerdigung zu arrangieren. Und obwohl Maeve Zweifel hat, ob sie zu dem Programm in den USA zurückkehren soll, beschließt sie, ihr altes Leben in England ein für alle Mal hinter sich zu lassen.

Otis (Asa Butterfield) gerät mit O (Thaddea Graham) aneinander. Die Schülerin bietet am Cavendish College Therapie an – und klaut ihm folglich den Job. Außerdem leben er und sein bester Freund Eric (Ncuti Gatwa) sich etwas auseinander. Eric hat währenddessen viel mit seinem Glauben zu kämpfen.

Es gibt viele Gesichter, die man im Auge behalten muss. Aber das ist Teil des Charmes, erklärt Autorin Laurie Nunn gegenüber dem Onlinemagazin Tudum: „Es gibt viele Handlungsstränge und viele Geschichten. Für mich ist das eine Art Chaos, aber ich denke, das ist das Herzstück der Serie. Es ist eine Show, die versucht, viele Menschen mit verschiedenen Hintergründen anzusprechen. Ich akzeptiere die Unordnung, die damit einhergeht. Sie ist vollkommen unvollkommen.“

Kommen Maeve und Otis am Ende zusammen?

Die schlechte Nachricht zuerst: Nein, das tun sie nicht. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Otis und Maeve beenden ihre Beziehung liebevoll in dem Wissen, dass sie sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Maeve wollte zurück zu ihrem Schreibprogramm in den USA gehen und ihren Traum verfolgen, Autorin zu werden. Otis bleibt währenddessen näher an seinem Zuhause, um für seine Mutter und seine kleine Schwester da zu sein. Doch sie werden füreinander immer die erste große Liebe bleiben.

„Maeve und Otis haben noch viel vor sich. Sie müssen erst einmal erwachsen werden“, sagt Autorin Nunn. „Diese Beziehung werden sie immer mit sich tragen. Aber Timing war schon immer ein Problem. In den späten Teenagerjahren und in den 20ern ist man immer noch dabei, sich selbst zu finden. Wie bringt man diese beiden Dinge unter einen Hut – sich selbst zu finden und seine*n Partner*in zu finden? Ich denke, das ist ein zentraler Punkt in der Beziehung und in dem Dilemma von Maeve und Otis. Ich glaube auf jeden Fall, dass sie füreinander die erste Liebe sind, und niemand kann ihnen das jemals wegnehmen.“

Geht Maeve zurück nach Amerika?

Ja! Und sie sagt ihrem Professor Thomas Molloy (Dan Levy), dass sein schroffer Unterrichtsstil das Gegenteil von ermutigend war. Seine Beurteilung, dass sie vielleicht nicht für das Schreiben gemacht sei, hätte sie fast dazu gebracht, das Programm ganz aufzugeben. „Als Lehrer haben Ihre Worte viel Macht ... Sie können nicht der Türsteher für meine Hoffnungen sein“, sagt sie ihm. (Mic Drop!)

„Für Maeve geht es in der Geschichte um Selbstwert. Darum, dass sie wirklich an sich selbst glaubt und daran, dass sie ein gutes Leben verdient“, sagt Nunn.

Sind Otis und Eric wieder Freunde?

Hier gibt es nur gute Nachrichten: Ja, natürlich kommen die besten Freunde wieder zusammen! Otis zieht sich eine Zeit lang zurück, weil er nicht genau weiß, wie er ihre Unterschiede ansprechen soll – nicht nur ihre unterschiedlichen Sexualitäten, sondern auch Religion, das Familienleben, die eigene Kultur – aber sie lieben und vermissen sich gegenseitig. Als sie endlich offen darüber reden, ist für unsere Lieblings-Besties alles wieder beim Alten.

„Für mich war die Freundschaft von Eric und Otis immer die zentrale Liebesgeschichte der Serie“, sagt Nunn. „Auch wenn es in der Serie um Sex geht, geht es in Wirklichkeit um Freundschaft. Otis hat manchmal Scheuklappen auf und merkt nicht, dass er die Hauptrolle in seinem eigenen Leben ist. Manchmal vergisst er, dass auch Eric ein eigenes Leben hat, in dem er selbst die Hauptrolle spielt.“

Laut Nunn ist sich von den eigenen Kindheitsfreund*innen zu trennen ein natürliches Nebenprodukt des Älterwerdens. „Das hat etwas unglaublich Herzzerreißendes, weil niemand wirklich etwas dafür kann. Und ich glaube, das ist auch etwas, was Eric und Otis durchmachen“, sagt sie. „Sie kennen sich, seit sie neun Jahre alt sind, sie lieben sich über alles. Und ich glaube, sie werden immer beste Freunde sein, solange sie diese Freundschaft aufrechterhalten und gut miteinander kommunizieren können. Denn das ist der Schlüssel zu allen guten Beziehungen.“

Versöhnt sich Jean mit ihrer Schwester?

Jeans jüngere Schwester Joanna (Lisa McGrillis) taucht auf, um Jean mit ihrem Baby Joy zu helfen. Joanna hat aufgrund eines Traumas aus ihrer Jugend bisher ein nomadisches Erwachsenenleben geführt. Der Freund ihrer Mutter vergriff sich an ihr, als sie zwölf Jahre alt war. Sie  gibt gegenüber Jean zu, dass sie sich damit auseinandersetzen muss. Und Jean gesteht ihr, dass sie ihre eigene postnatale Depression verleugnet.

Zum Ende der Serie liegen die beiden gemeinsam auf der Couch beim Fernsehen und wissen, dass sie sich bedingungslos aufeinander verlassen können.

Lässt sich Eric taufen?

Während Eric sich von Otis distanziert, verbringt er viel in seiner Kirche und bereitet sich auf seine Taufe vor. Er ist jedoch hin- und hergerissen: Denn so sehr er die Kirchengemeinde und seine Familie auch liebt, er weiß, dass es in ihren Augen eine Sünde ist, schwul zu sein. In letzter Sekunde (buchstäblich in der allerletzten Sekunde, bevor er den Sprung ins gesegnete Taufwasser wagt) gibt er vor der Gemeinde aber dann doch bekannt, dass er schwul ist. Und Eric möchte wissen, wer ihn in der Kirche akzeptieren wird. Als seine Mutter als einzige aufsteht und ihm sagt, dass sie ihn bedingungslos liebt, weiß er, dass er keine Taufe braucht, um seine eigene Liebe zu Gott zu beweisen. Nachdem er in einer Vision mit Gott (Jodie Turner-Smith) höchstpersönlich gesprochen hat, beschließt Eric tatsächlich Pastor zu werden.

Moment, wen spielt Jodie Turner-Smith?

Ihr habt richtig gelesen. Sie ist Gott – oder zumindest eine physische Manifestation des christlichen Gottes. Und sie hilft Eric, seine wahre Berufung zu erkennen.

„Er ist ein so charismatischer und rätselhafter junger Mann“, erzählt Nunn. Während sie Staffel 4 schrieb, wurde ihr klar, dass er ein erstaunlicher Pastor und religiöser Führer sein würde.

„Aber natürlich hat die Kirche eine lange Geschichte in Bezug auf die Nicht-Akzeptanz von LGBTQ+ Menschen", fügte sie hinzu. „Und deshalb mussten wir, wenn wir diese Geschichte erzählen wollten, alle Nuancen und Grauzonen erkunden. Wir wollten wirklich über ihn als christlichen Charakter sprechen und seinen Glauben ernst nehmen.“

Was geschieht mit Cal?

In der letzten Folge kommen alle Teenager zusammen, um nach Cal (Dua Saleh) zu suchen. Denn Cal leidet an schweren Depressionen leidet, weil Zugang zu Hormonen und Operationen verwehrt werden, die Cal zur eigenen Identitätsbestätigung als trans braucht. Glücklicherweise finden die Schüler*innen Cal und sie beschließen, das Geld aus ihrer großen Spendensammlung für die Operation zur Bestätigung von Cals Geschlecht zu spenden.

„Es war wirklich wichtig, eine Trans-Geschichte zu erzählen, die aus britischer Sicht die Schwierigkeiten verdeutlicht, die viele junge trans Personen derzeit haben, wenn es darum geht, die notwendige medizinische Versorgung zu erhalten“, erzählt Nunn. „Wir wollten das Thema nuanciert und sensibel behandeln und deutlich machen, dass Cal eine Person ist, die mit Ängsten zu kämpfen hat – deren psychische Probleme aber noch dadurch verschlimmert werden, dass sie keinen Zugang zu der medizinischen Versorgung hat, die sie braucht, um das Leben zu führen, das sie führen möchte. Ich glaube, wir lassen Cal in einer hoffnungsvollen Situation zurück. Und ich glaube wirklich, dass Cal sich nach diesem Punkt weiterentwickeln und gedeihen wird. Aber es war mir wichtig, die Wahrheit über diese Situation zu erkunden und zu zeigen, wie ernst sie ist.“

Wie endet Sex Education für den Rest der Truppe?

Adam (Connor Swindells): Nachdem er einen Job als Landarbeiter in einem Pferdestall bekommen hat, stellt Adam fest, dass er wirklich gut mit Tieren umgehen kann – und auch sein Vater (Alistair Petrie) erkennt das Talent seines Sohnes. Endlich können sie miteinander reden, ohne sich anzuschreien. Mr. und Mrs. Groff (Samantha Spiro) finden sich übrigens auch wieder zusammen und sind am Ende der Serie eine glückliche Familie.

Ruby (Mimi Keene): Ruby hatte nicht immer so ein eisernes Auftreten - es stellt sich heraus, dass O als Kind daran Schuld hatte, dass Ruby wegen Bettnässen gemobbt wurde. Aber als Ruby ihre Mobbing-Vergangenheit aufdeckt und O sich entschuldigt, erkennt Ruby, dass es sich gar nicht gut angefühlt hat, O als „schlechten Menschen“ zu outen. Die positive neue Schule färbt auf sie ab und macht auch sie zu einem besseren Menschen.

Viv und Jackson helfen sich durch ihre Herausforderungen.

Jackson (Kedar Williams-Stirling): Obwohl Jackson von zwei sehr liebevollen Müttern aufgezogen wurde, möchte er mehr darüber erfahren, woher er kommt. Als sie ihm nicht die Wahrheit sagen, forscht er in der Vergangenheit. Er entdeckt, dass er das Produkt einer Affäre zwischen einer seiner Mütter und einem ehemaligen verheirateten Arbeitskollegen ist, der nichts mit ihm zu tun haben will. Seine Mutter erklärt ihm, dass sie seine Vaterschaft nur geheim halten wollte, um ihn zu schützen. Die Liebe, die er von seinem biologischen Vater nicht bekommt, bekommt er von seinen Müttern doppelt und dreifach.

Aimee (Aimee Lou Wood): Mit Hilfe ihrer neuen Liebe Isaac (George Robinson) lernt Aimee, dass sie ein Gespür für Kunst und Fotografie hat – und sie schafft es dadurch, den sexuellen Übergriff, den sie erlebte, zu verarbeiten. Sie lernt, wieder zu vertrauen und eine liebevolle Beziehung zu führen.

Viv (Chinenye Ezeudu): Nachdem Vivs Freund*innen ihr geholfen haben, zu erkennen, dass ihr neuer Freund sie herrscherisch kontrolliert und missbraucht, stellt sie sich ein für alle Mal gegen ihn. Sie begreift, dass sie besseres verdient, als so behandelt zu werden.

O (Graham): Otis fordert O's Position als Schultherapeutin heraus. Am Ende der Staffel wird ihm jedoch klar, dass er das nur getan hat, weil er sich von ihr bedroht fühlte. Tatsächlich sieht er, dass sie ihren Mitschüler*innen bei der Bewältigung ihrer Probleme hilfreich beisteht. Er versteht, dass sie das auch in Zukunft tun sollte. Vielleicht kann er sogar mit ihr zusammenarbeiten, um allen zu helfen.

Der Coven – Abbi (Anthony Lexa), Roman (Felix Mufti), Aisha (Alexandra James): Am Ende der Staffel erkennt Abbi, dass ihre übertriebene Positivität nicht nur gut ist und dass es in Ordnung ist, manchmal zu nörgeln und zu kritisieren. Eine gesunde Beziehung braucht auch einen ehrlichen, kritischen Austausch. Ihr Sexleben mit Roman verbessert sich etwas, als sie ihm gesteht, was sie stört.

Aisha ist diejenige, die Abbi zu diesem Durchbruch verhilft. Sie sagt ihr, dass sie manchmal einfach nur lästern will. Außerdem eröffnet Aisha der Schule, dass sie sich isoliert fühlt, weil niemand versucht, auf ihre Behinderung einzugehen. Die Freund*innen fangen daraufhin endlich an, Zeichensprache zu lernen. So zeigen sie Aisha, dass sie sich ernsthaft um ihre Freundschaft bemühen.

Wird es eine Staffel 5 von Sex Education geben?

Nein, die vierte Staffel ist das geplante Finale der Serie. Serienschafferin Nunn sagte im September gegenüber Tudum: „Ich mache definitiv eine Pause und denke über andere Dinge nach ... Aber Moordale ist eine wirklich vielfältige Welt –und über Teenager zu schreiben, macht immer viel Spaß! Ich denke also, dass es in dieser Welt immer Potenzial für weitere Geschichten gibt.“

Jean Bentley, Tudum

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