Florian David Fitz über Das Signal: „Mutig ist es, loszulassen“

In der deutschen Netflix-Serie Das Signal spielt Florian David Fitz einen Vater, dessen Frau plötzlich verschwunden ist. Zum Start des Mystery-Dramas haben wir mit dem Schauspieler über die Idee und die Dreharbeiten gesprochen, über Wolljacken und alte Nokia-Handys.

Paula (Peri Baumeister) ist Forscherin auf der Internationalen Raumstation. Auf dem Rückflug zu ihrer Familie verschwindet sie jedoch spurlos und lässt Partner Sven (Florian David Fitz) und Tochter Charlie (Yuna Bennett) mit vielen Fragen zurück. Was ist geschehen? Hat Paula im dunklen Weltall eine Entdeckung gemacht? Sven und seine Tochter stellen rasch fest, dass ein großes Geheimnis hinter Paulas Verschwinden steckt …

Die deutsche Mystery-Serie Das Signal (ab dem 7. März auf Netflix) handelt von einem Vater und seiner Tochter, die einem großen Rätsel auf der Spur sind. Für den in München geborenen Schauspieler Florian David Fitz ist Das Signal die erste Serienrolle bei einer Streaming-Produktion sowie die erste Arbeit als Autor bei Netflix. Im Interview mit Netflixwoche hat er vom Skript erzählt, von Wolljacken und davon, wie man mit Gebärdensprache arbeitet.

Florian, was reizt dich am Thema Weltraum?

Ich bin tatsächlich ein Science-Fiction- und Mystery-Fan. Und ich habe mir immer gedacht: Wenn ich mal etwas für Netflix mache, dann möchte ich ein anderes Genre bespielen, als das, was ich im Kino zeige. Und das hat sich mit Das Signal angeboten. Ich schätze die Kombination aus einer kleinen, sehr emotionalen Geschichte über Verlust, einer Vater-Tochter-Beziehung, einer Frau, die verschwunden ist, und wie sich Stück für Stück ein Rätsel aufbaut – bis zum wirklich schönen Ende, das ich hier aber nicht spoilern will.

Und nicht zu vergessen: die Weltallthematik!

Ich war auch mega neidisch auf diese Szenen. Alle fragen mich: Bist du nicht sauer, dass du nicht im Weltall warst? Und ich hatte es schon fast vergessen: Ja, war ich! Aber ich habe auch mitbekommen, wie krass das zu drehen war –Ich habe die da an ihren Seilen hängen gesehen, da war ich schon nicht mehr ganz so eifersüchtig (lachen).

Hast du dich zuvor schon einmal mit dem Thema auseinandergesetzt?

Ja, schon seit Kindertagen mit meinen „Was ist was“- Büchern. Das Buch, das Charlie in der Serie hat, ist auch eine Anlehnung an die Reihe von früher. Das war unsere Möglichkeit, diese ganzen philosophischen Debatten über das Kind zu spielen.

Paula (Peri Baumeister) vertraut Sven (Florian David Fitz).

Und welche Rolle spielt dabei die Wolljacke von deiner Figur Sven? Er trägt diese beinahe bis zum Schluss.

Die Jacke ey! (Lachen) Die spielt schon fast eine Hauptrolle. Wir wollten jemanden, der wie ein Bär ist. Der seine Familie in seiner Höhle haben will, um aufzupassen. Der eigentlich will, dass seine Frau da bleibt – eine Art Papa Bär. Deswegen war es total gut, Sven in dieser Jacke zu haben. Nicht geschichtslehrermäßig in einer Cordjacke, sondern ein bisschen hipsterig und doch kuschelig, beschützend. Und das Interessante ist, dann so einen Typen in die Welt rauszuschmeißen, in ein Abenteuer und ihn zu einem klassischen Actionhelden werden zu lassen.

Deswegen auch das alte Nokia-Handy.

Genau. Die Idee war, dass er auch eine andere Haltung zur Technik hat, dass er dem sehr misstrauisch gegenübersteht, ansatzweise sogar verschwörungstheoretisch ist – und irgendwie damit auch recht hat.

Wie hast du dich auf diese Rolle vorbereitet?

Dadurch, dass ich mitgeschrieben habe, hat meine psychologische Vorbereitung vor allem im Schreiben gesteckt. Was dann am meisten Arbeit gemacht hat, war die Gebärdensprache – damit das, was ich auch zu Yuna Bennett beziehungsweise Charlie sage, auch wirklich stimmt. Ich musste ja Gott sei Dank nicht so sprechen, dass ich einen „Akzent“ habe. Aber am Ende muss es dennoch von Gehörlosen verstanden werden.

Sven (Florian David Fitz) sucht Paula.
Charlie (Yuna Bennett) kann nicht ohne Hörgerät hören.

Geht mit der Gebärdensprache auch eine andere Arbeit mit dem Körper einher?

Es ist ganz genau festgelegt, wie man den Mund bewegt und wie nicht. Beim Drehen wirkte es dennoch wie eine Geheimsprache. Und es war auch sehr interessant festzulegen, was Sven und Charlie laut sprechen, wann Charlie nichts mehr von der Welt hören möchte und wie er dabei versucht, sie zu schützen.

Auf Sven lastet in der Serie ganz schön viel. Man wird das Gefühl nicht los, dass er ein Einzelkämpfer ist.

Wirklich? Denn die Challenge beim Schreiben des Drehbuches war, dass du das Gefühl hast: Sven und Paula haben eine gemeinsame Reise – obwohl sie nicht in derselben Zeitebene sind. Und das ist dadurch bewerkstelligt, dass immer, wenn sie etwas im All entdeckt, es unten auf der Erde einen Einfluss auf Sven hat. Die Frage war dabei immer: Kann man das jetzt überhaupt wissen? Wie können diese Dominosteine nicht umfallen, obwohl sie es eigentlich schon sind, da es vor Monaten bereits passiert ist?

Paula kämpft im All, doch Papa Bär muss sich um das Kind kümmern, gegen Reporter*innen wehren und dann noch ein Rätsel lösen.

Naja, das Kind ist seins, das ist nicht wahnsinnig kompliziert. Ich würde es eher so sehen: Sven ist wie ein Stein, der andere erden will – und seine Frau will wegfliegen. Es sind zwei Seiten einer Medaille. Und seine Lösung für das Kind ist: Bleib hier, bleib hier, bleib hier. Draußen ist es gefährlich. Schau, was mit Mama passiert ist. Und dennoch muss Sven lernen, dass trotz allem, was passiert ist, man die Leute fliegen lassen muss. Und dass auch er raus muss. Dass es nicht funktioniert, sich einzuigeln. Aber das ist gerade der Punkt: Es ist nicht der Mut, den er braucht, um Dinge zu erledigen. Sondern mutig ist es, loszulassen.

Du hast in einigen Filmen mitgespielt, die von Verlust handeln, schwierige Lebenssituationen zeigen und am Ende doch eine Message haben. Ein Schema?

So eine Biografie ist ja beim Erleben nicht ganz so stringent, wie man sie von aussen in der späteren Zusammenfassung empfindet. Doch das, was du sagst, beschreibt es in meinen Augen am ehesten: Mich hat es immer interessiert, Sachen zu machen, die vielleicht ein bisschen untypischer oder relevanter sind. Themen zu Komödien umzubauen, die eigentlich nicht witzig wären. Das ist eine Herausforderung und mein Anspruch zugleich. Man setzt sich aber auch der Gefahr aus, dass man der Sozialpädagoge der Nation.

Zur Person

Florian David Fitz wurde 1974 in München geboren und machte 1994 eine Ausbildung in Schauspiel und Gesang am Boston Conservatory in den USA. Es folgten Rollen in dem weltweit tourenden Musical The Rocky Horror Show sowie in Der Marquis von Keith am Münchner Volkstheater. Seinen ersten TV-Auftritt markierte er 1999 in Der Bulle von Tölz, ein Jahr später kam das Kino dran. Auf Netflix sind mit ihm unter anderem die Filme zu sehen: 100 DingeDas perfekte Geheimnis und Eingeschlossene Gesellschaft.

Netflixwoche Redaktion

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