Fair Play: Wie Alden Ehrenreich und Phoebe Dynevor die Dreharbeiten erlebt haben

Blutiger Sex, Eskalationen im Büro und unausgesprochener Ärger: Bridgerton-Star Phoebe Dynevor und Alden Ehrenreich spielen die Hauptrollen im neuen Netflix-Thriller Fair Play. Wie ist es ihnen dabei ergangen? Ein Gespräch mit den Schauspieler*innen sowie Regisseurin Chloe Domont.

Alden Ehrenreich und Phoebe Dynevor in Anzug und mit Handy am Ohr? So hat man die beiden noch nicht gesehen. Sie sind bisher aus historischen Serien und Filmen bekannt. Bei Ehrenreich war es der Streifzug durch Hollywoods Goldenes Zeitalter als singender Cowboy Hobie Doyle in Hail, Caesar!. Bei Dynevor die Darstellung als heiratswillige Daphne Bridgerton in der Regency-Serie Bridgerton. Beide haben sich mit einem anderen Jahrhundert beschäftigt, um ein neues Licht auf die Gegenwart zu werfen. Doch als Hauptdarsteller*innen im Beziehungsthriller Fair Play stellen sie sich einer neuen Herausforderung:

Sie befassen sich mit einer komplexen Geschichte über Macht und Geschlechterdynamik, die aktueller nicht sein könnte. „Ich habe noch nie einen Job gemacht, der in der Welt stattfand, in der ich tatsächlich lebe“, sagt Ehrenreich. „Ich glaube nicht, dass ich in meiner gesamten Karriere jemals vor der Kamera stand und auf ein Telefon geschaut habe.“

Unter der Regie von Autorin und Regisseurin Chloe Domont spielen Ehrenreich und Dynevor das frisch verlobte Paar Luke und Emily. Beide arbeiten als Finanzanalysten beim Hedgefonds One Crest Capital. Und müssen aufgrund strenger Firmenregeln ihre Beziehung geheim halten.

Als dann plötzlich eine Stelle in den oberen Rängen frei wird, gibt es Anlass zum Hoffen und Feiern: Im Büro geht das Gerücht um, dass Lukes kurz vor der Beförderung steht. Das würde für das Paar einiges ändern. Mehr Geld, keine Geheimhaltung mehr? Doch stattdessen wird Emily von ihrem Chef (Eddie Marsan) hergerufen – und erhält die Beförderung.


Wenn intime Momente sich in pure Wut verwandeln

Während ihre Liebe und Partnerschaft mit Ehrgeiz und etablierten Erwartungen konfrontiert werden, gerät das Paar in einen Wirbelsturm, der ihre Beziehung und ihre Karriere bedroht und sie vor die Frage stellt: Wer sind wir wirklich? Die Chemie zwischen Ehrenreich und Dynevor treibt den Film an. Die Darsteller*innen wechseln mühelos von romantischem Comedy-Geplänkel zu ernsthaften Diskussionen über Kapitalmärkte – und können selbst intime Momente in pure Wut verwandeln.

Luke (Alden Ehrenreich) und Emily (Phoebe Dynevor) lieben sich – doch was hält die Liebe aus?

„Als ich Alden und Phoebe traf, war mir sofort klar, dass sie perfekt für diese Charaktere geeignet sind“, sagt Domont. „Sie sind zwei unglaublich starke, vielseitige Schauspieler, die alles können. Aber was mich an ihnen auch begeisterte, war, dass sie so etwas noch nie zuvor gemacht hatten. Ich liebe es, Rollen anders zu besetzen als alle erwarten.“ Dynevor ergänzt: „Auf einen Film wie diesen habe ich schon lange gewartet.“

Die Schauspielerin hat die gehässigen Höflichkeiten des aristokratischen Heiratsmarktes gegen eine andere, männerdominierte Welt eintauscht: die hochriskante Finanzwelt. In der Rolle der Emily ist nichts von der sanftmütigen Debütantin aus Bridgerton zu spüren. Dynevor spielt Emily als eine Frau, die selbstbewusst ihre Sexualität und ihren Ehrgeiz auslebt. Es sind Eigenschaften, die Luke bewundert – bis sie anfangen, seine eigene Karriere zu bedrohen.

Wie Phoebe Dynevor Emily spielt

Nach Emilys Beförderung kochen Lukes Unsicherheiten auf immer heftigere Weise über und offenbaren, dass sein unterstützender Feminismus nur eine Fassade ist. Eine, hinter der sich Groll und Anspruchsdenken aufstauen. Und Emily befindet sich wie so viele Frauen in einem schwindelerregenden Drahtseilakt: Zuhause versucht sie, ihren eigenen beruflichen Erfolge herunterzuspielen – auf der Arbeit, sich immer noch zu beweisen.

Hose statt Rock: Phoebe Dynevor wechselt bei Emily nicht nur die Stimmung.

Um die Psyche der Figur anzusprechen, entschied sich Dynevor für einen Power-Anzug. „Emilys Aussehen war sehr wichtig, um ihren Kopf frei zu bekommen“, sagt sie. „Sie ist von Männern in Anzügen umgeben und trägt Stilettos. Nur so fühlt sie sich sicher.“

Als sich Emilys Positionen innerhalb ihres Unternehmens und ihrer Beziehung ändern, ändert sie auch ihre Kleidung – insbesondere nachdem ein verärgerter Luke kritisiert, ihre Seidenbluse lasse sie „wie einen Cupcake“ aussehen. Am nächsten Morgen entscheidet sie sich für einen schwarzen Rollkragenpullover.

„Luke, der anfängt zu kommentieren, was sie trägt, beunruhigt Emily sehr“, erklärt Dynevor. „Zu Beginn des Filmes trägt sie Röcke, gen Ende hauptsächlich Anzüge und Hosen.“

Alden Ehrenreich: „Es liegt eine Art gnadenlose, männliche Energie darin“

Ehrenreich, der als junger Han Solo in dem Film Solo: A Star Wars Story in die Rolle eines der berühmtesten Männer Hollywoods schlüpfte, interessierte sich besonders für Fair Plays differenzierte Auseinandersetzung mit der Männlichkeit. Weit davon entfernt, Luke als eindimensionales Monster darzustellen, enthüllt der Film Schichten tief verwurzelter Erwartungen an männliches Verhalten – die Möchtegern-Feministen zu schlechten Handlungen verleiten.

Luke (Alden Ehrenreich) ist wütend. Doch sein Gefühle muss er im Büro für sich behalten.

„Als ich aufwuchs, war ich ein großer Fan von Glengarry Glen Ross“, verrät Ehrenreich. Das Filmdrama von 1992 handelt von Angestellten der Immobilienfirma Glengarry, die Verkaufszahlen steigern müssen, um nicht entlassen zu werden. Daraufhin entfesselt sich ein gnadenloser Wettstreit in der Belegschaft.

„Es liegt eine Art gnadenlose, männliche Energie darin, die mich als Teenager fasziniert hat“, erzählt Ehrenreich weiter. „Wenn man älter wird und anfängt, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen, wird einem klar, dass diese Welt zwar von außen betrachtet aufregend wirkte – die Menschen in diesen Geschichten aber einfach verloren und unglücklich waren. Keine männlichen Vorbilder, denen man nachstreben würde.“ Fair Play befasse sich laut ihm direkter mit den Konsequenzen und dem Schmerz, der für alle damit verbunden ist.

Dynevor und Ehrenreich schufen die Vorgeschichte

Obwohl im Verlauf des Films die Beziehung zwischen Emily und Luke giftiger wird, stützen sie sich immer wieder. „Die Chemie zwischen dir und einem anderen Schauspieler ist unerklärlich“, sagt Dynevor. „Die Zusammenarbeit mit Alden war großartig. Er ist ein wunderbarer Schauspieler und wir konnten gemeinsam diesen sicheren Raum schaffen.“

Ehrenreich fügt hinzu: „Wir haben uns sofort verstanden. Es war wirklich klar, was für eine leidenschaftliche Künstlerin sie ist, wie sehr ihr diese Geschichte am Herzen liegt, wie sehr ihr dieser Charakter am Herzen liegt. Sie ist eine wirklich authentische, ehrliche und präsente Schauspielerin.“

Bevor die Kameras liefen, bereitete Chloe Domont umfangreiche Proben vor. Sie ermutigte Ehrenreich und Dynevor, eine gemeinsame Hintergrundgeschichte für ihre Charaktere zu entwickeln. Diese könnte ihre Auftritte solide verankern. Ehrenreich erzählt, dass sie etwa das erste Treffen der Charaktere improvisiert haben. „Es war Emilys erster Tag im Büro, ich habe sie herumgeführt, wir haben geflirtet und so weiter“, sagt Ehrenreich. „Wir improvisierten auch das erste Mal, als wir uns gegenseitig sagten, dass wir uns liebten. Wir öffneten uns und wurden verletzlich. Wir haben also diese Erinnerungen aufgebaut, diese gemeinsame Geschichte.  Wir fühlen uns auch als Menschen wohl miteinander und wissen, dass wir voreinander scheitern können und dass wir einander den Rücken stärken. ”

Das zwischen den Schauspielern aufgebaute Vertrauen war entscheidend, als es an der Zeit war, eine der verstörendsten und intensivsten Szenen von Fair Play zu drehen. Ehrenreich und Dynevor arbeiteten mit der Intimitätskoordinatorin Samantha Murray zusammen, um eine Konfrontation zwischen dem Paar festzuhalten, die außer Kontrolle gerät. „Das hilft sehr, weil dann beide wissen, wo die Grenze verläuft“, sagt Ehrenreich. „Wir machen Übungen, um uns miteinander vertraut zu machen und uns aufeinander einzulassen. Wenn man dann diese Szenen dreht, muss man einfach weiter kommunizieren. Aber die Grundlage des gegenseitigen Respekts und das Gefühl, im selben Team zu sein, haben das viel einfacher gemacht, als es sonst der Fall gewesen wäre.“

Regisseurin und Drehbuchautorin Chloe Domont leitet die Crew an.

Warum die Zusammenarbeit mit Chloe Domonts Version ein besonderer Nervenkitzel war

Domonts kreative Vision fungierte als Dynevors Nordstern und führte sie durch emotional und körperlich anstrengende Sequenzen. „Für jeden einzelnen Aspekt dieser Szenen gibt es einen Grund“, sagt sie. „Wir haben sie sehr sorgfältig gestaltet, damit wir uns alle wirklich sicher fühlen und sie in vollen Zügen erkunden können.“

Auch abgesehen von der herzzerreißenden Spannung auf dem Bildschirm sind sich beide Schauspieler*innen einig, dass die Zusammenarbeit mit Domont ein ganz besonderer Nervenkitzel war. Der Regisseur ermutigte sie, Risiken einzugehen, die sich stärkend und transformativ anfühlen. „Ich könnte die Zusammenarbeit mit Chloe endlos fortsetzen“, sagt Dynevor. „Es fühlte sich sehr einfach an, ans Set zu kommen und zu wissen, dass man in sicheren Händen war, obwohl sie uns immer an den Rand des Abgrunds brachte. Am Ende ist man völlig erschöpft, hat aber alles gegeben, was man geben kann.“

Auch Ehrenreich sieht das so: „Domont hat mich auf eine Weise aus der Bahn geraten lassen, die ich noch nie erlebt habe. Es gibt keinen größeren Spaß, als 150 Leute am Set zu haben und man kann etwas völlig Lächerliches oder Absurdes tun.“

Alle in diesem Artikel vorgestellten Inhalte wurden gemäß den Richtlinien der Screen Actors Guild (SAG) und der Writers Guild of America (WGA) erfasst.

Anne Cohen, Queue

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