American Symphony: Jon Batistes etwas andere Liebesgeschichte

Der Dokumentarfilm American Symphony begleitet den Komponisten Jon Batiste bei seinem Spagat zwischen beruflichem Erfolg und der Krebsdiagnose seiner Partnerin.

Die Geschichte beginnt 2022, als der Komponist Jon Batiste erfährt, dass er für elf Grammys nominiert ist. Batiste, bekannt als Bandleader in der Late Show von Stephen Colbert, bereitet sich gerade auf einen Auftritt in der Carnegie Hall vor: Erstmals wird er dort seine Version einer American Symphony präsentieren. Ein Orchesterstück, das in die Moderne eintaucht.

Die Glücksgefühle könnten nicht größer sein. Doch dann sagen die Ärzte seiner Lebensgefährtin Suleika Jaouad, dass ihr Krebs nach einer zehnjährigen Remission zurückgekehrt ist.

Die Dokumentation American Symphony von Regisseur Matthew Heineman schildert die emotionalen Höhen und Tiefen, die Batiste und seine Partnerin während seines musikalischen Aufstiegs erleben. Heinemann schafft dabei eine Erzählung, die nicht nur eine künstlerische Biographie ist, sondern vor allem eine Liebesgeschichte.

Wer ist Jon Batiste?

Batiste ist ein Pianist und Sänger, der für seine moderne, eklektische Crossover-Musik bekannt ist, in der Jazz, Soul, Gospel und New Orleans R&B verschmelzen.

Batiste wuchs in einer musikalischen Familie in New Orleans auf und besuchte später die Juilliard School in New York. 2011 machte er dort seinen Abschluss in Jazz und klassischer Klaviermusik. Seine Band Stay Human trat mit Künstler*innen wie Questlove, Lenny Kravitz, den Red Hot Chili Peppers und anderen auf.

2015 lernte Batiste schließlich Stephen Colbert kennen, der ihn als Bandleader für seine Late Show anheuerte. Er hat seitdem zahlreiche Preise gewonnen – darunter einen Grammy für das Album des Jahres (We Are, 2021) und einen Oscar für die Filmmusik von Soul. Für 2024 ist er bereits sechs Mal für einen Grammy vorgeschlagen.

„Manche Menschen sind dazu verdammt, etwas zu schaffen“, sagte Batiste gegenüber Netflix. „Wir gewinnen Energie aus dem Schreiben und dem Auftreten, dem Schaffen und dem Zusammenbringen von Menschen in einer Gemeinschaft. Wir bekommen auch Energie, wenn wir zusammen sind – zu zweit oder allein.“

„Manche Menschen sind dazu verdammt, etwas zu schaffen“

Jon Batiste

Laut Batiste durchlaufe er dabei die Phasen: Inkubation, Kreativität, Verfeinerung. Der Komponist erklärt es wie folgt: „Ihr lasst eure Gedanken zu euch kommen, ihr beobachtet sie, ihr kreiert sie und dann gebt ihr sie in die Welt hinaus. Dann seht ihr, was passiert und verfeinert den Prozess – das ist eine Lebensweise und ein Überlebensmechanismus.“

Wer ist Suleika Jaouad?

Jaouad ist Autorin, Sprecherin und Motivationsrednerin. Ihre Memoiren Between Two Kingdoms: A Memoir of a Life Interrupted wurde 2021 zum New York Times-Bestseller. In dem Buch berichtet sie über ihre Leukämieerkrankung im Alter von 22 Jahren. Zuvor hatte sie in einer Kolumne für die New York Times darüber geschrieben.

Nach zehn Jahren der Remission kehrte Jaouads Krebs dann 2022 zurück. Ihre Behandlung ist in American Symphony dokumentiert.

Gemeinsam schaffen sie es: Suleika Jaouad und Jon Batiste

„Es ist ein unheimliches Gefühl, nach fast zehn Jahren der Remission wieder an Krebs zu erkranken und eine zweite Knochenmarktransplantation zu erhalten“, sagt Jaouad in der Doku. Das sei ein letzter Ausweg und ein wirklich riskantes Verfahren. Zugleich sei es ein bizarrer Moment gewesen: „An meinem ersten Tag der Chemo wurden seine elf Grammy-Nominierungen bekannt gegeben ... Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich solche Extreme aushalten soll.“

Suleika Jaouad und Jon Batiste stärken sich

Jaouad erzählt weiter, wie sie und Batiste sich gegenseitig stärken. Lange bevor sie eine romantische Beziehung hatten, teilten sie eine kreative Sprache. „Wir sehen beide das Überleben als eine Art kreativen Akt an“, sagt sie.

Ihr und Batiste würde es helfen, Schicksalsschläge in Sinnstiftendes zu verwandeln. Für die Autorin war es sogar bereichernd, dass eine Filmcrew die intimsten Bereiche ihrer Krebsbehandlung festhielt. Denn es half ihr, bei Laune zu bleiben.

„Wir sehen beide das Überleben als eine Art kreativen Akt an“

Suleika Jaouad

„Krankheit ist etwas, vor dem man sich verstecken möchte“, erzählt sie. Bei der letzten Behandlung habe sie jedoch gelernt, dass es wertvoll ist, diesen Impuls zu unterdrücken. „Wenn wir uns trauen, unsere verletzlichsten Geschichten mitzuteilen, dann gibt es einen Nachhall.“

Regisseur Matthew Heineman zeigt sich von dem Paar schwer beeindruckt. Trotz der vielen Schläge waren sie während den Dreharbeiten absolut authentisch geblieben. „Ich habe wirklich noch nie Menschen getroffen, die sich selbst so gut kennen.“

AMANDA RICHARDS, Tudum

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