Zwei an einem Tag: „Es hat mir wirklich den Atem geraubt“

Achtung, Spoiler! Dieser Artikel enthält wichtige Details zur Handlung.

Die 14-teilige britische Serie Zwei an einem Tag zeigt, dass manchmal impulsive Entscheidungen unser Leben aus der Bahn werfen. Die Netflix-Adaption des Bestseller-Romans von David Nicholls beschreibt die sich langsam anbahnende, zwei Jahrzehnte umspannende Beziehung zwischen Emma (Ambika Mod) und Dexter (Leo Woodall).

Im Gespräch mit Netflix verraten die beiden, was ihnen an den Figuren, der Geschichte und den Dreharbeiten besonders gefallen hat.

Ambika Mod erzählt, dass sie das Angebot, Emma Morley zu spielen, zuerst abgelehnt hatte. Sie erklärt das mit ihrer echten Liebe zur Buchvorlage, die sie las, als sie 13 war. „Ich habe mich einfach nicht in dieser Rolle gesehen, um ehrlich zu sein. Es dauerte bis weit in die Dreharbeiten hinein, bis ich mich selbst davon überzeugen konnte, dass es das Richtige für mich war, dort mitzuspielen.“

Für Woodall, der sich von Dexters Albernheit und Verletzlichkeit angezogen fühlte, war die Zusage weniger problematisch. „Es ist einfach eine wunderschöne Geschichte, die bereits ein Vermächtnis hat“, sagt er über den Roman, der schon 2011 verfilmt wurde, mit Anne Hathaway und Jim Sturgess in den Hauptrollen. „Beide Charaktere sind so vielseitig. Es gibt eine große Menge Fröhlichkeit in ihnen.“

Für Mod kam ein Teil der Freude an dem Projekt aus der Zusammenarbeit mit Woodall. „Ich habe eine Weile gewartet, um herauszufinden, wer mein Dexter sein würde, und war sehr glücklich, als es Leo war“, sagt sie. Die beiden trafen sich nach dem Casting auf „einen Kaffee, der sich dann natürlich in einen Gin Tonic verwandelte“, sagt Woodall.

In der Serie treffen sich Emma und Dex zum ersten Mal am 15. Juli 1988, in der Nacht ihres Abschlusses an der Universität von Edinburgh. Bei einer unerwarteten Begegnung tauschen die beiden ihre Träume aus, während sie auf Arthur's Seat wandern, dem Hausberg der schottischen Hauptstadt.

Die aufstrebende Schriftstellerin Emma erzählt Dexter, dass sie hofft, eines Tages ihren kleinen Winkel der Welt zu verändern. Dexter hingegen strebt nach Ruhm und Reichtum.

Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, gehen Dex und Em – wie sie sich gegenseitig nennen – getrennte Wege. Sie versprechen aber, in Kontakt zu bleiben. In jeder Folge treffen sich die beiden ein Jahr später an diesem bestimmten Tag wieder, um sich danach erneut zu trennen.

Im Gegensatz zur desillusionierten Em, die zwei Jahre nach ihrem Abschluss in einem kitschigen Restaurant schreckliches mexikanisches Essen serviert, steigt Dex schnell auf. Sein gutes Aussehen und sein Charme bringen ihn ins Fernsehen, wo er eine Late-Night-Show moderiert. In Episode 3 der Serie besucht er überraschend seine beste Freundin in London, wo er und Emma auf Primrose Hill wandern und auf dem Gipfel verweilen, um sich bis in den Abend hinein zu unterhalten.

 „Ich komme mir lächerlich vor. Ich weiß nicht, was ich dachte, was passieren würde, wenn ich nach London ziehe“, sagt Em in der Szene und gesteht, dass sie sich nach dem Scheitern ihres ersten Versuchs als Theaterautorin ratlos fühlt. „Hast du etwas anderes geschrieben? Hast du weitergemacht? Nein. Du hast dich in Quesadillas vergraben“, antwortet Dex unverblümt. Er ist der Einzige, der Emma zu der Einsicht bringen kann, dass ihre Träume nicht automatisch wahr werden, wenn sie Idealistin ist – und im Gegenzug ist sie die Einzige, die den Hitzkopf Dex wieder erden kann.

Ems frühe Jahre als Stand-up-Künstlerin haben Mod sehr beeindruckt. „Das war definitiv ich, als ich meinen Uni-Abschluss gemacht habe: Vollzeitjobs und abendliche Auftritte und Comedy“, erzählt sie. „Ich konnte die Frustration, die Emma dabei empfand, gut nachvollziehen.“

Im Laufe der Serie findet Em ihre Berufung als Lehrerin, etwas, das ihr ein Ziel gibt. „Das Selbstvertrauen, das Emma durch das Unterrichten bekommt, ist etwas, das ich gespürt habe, als ich mit der Schauspielerei begann“, sagt Mod.

Dex dagegen bekommt nach dem Tod seiner Mutter ein Alkoholproblem und gerät auf einen dunklen Pfad. „Was mich wirklich zu ihm hingezogen hat, waren die schmerzhaften Momente“, sagt Woodall. „Ich hatte das Gefühl, dass ich Dex einfach nur helfen wollte – auch wenn es seltsam klingt, das zu sagen.“

Die Geschichte setzt sich bis in die 30er von Dex und Em fort – Jahre, die sowohl Mod (28) als auch Woodall (27) noch nicht erlebt haben. Sie mussten sich auch mit den Telefonen und Computern der 1980er und 1990er Jahre vertraut machen, die sie nicht mehr in Aktion erlebt hatten. „Das war seltsam,“ sagt Mod. „Man musste uns beibringen, wie man eine Menge alter Technik benutzt. Wir fragten uns manchmal: Was ist das?!“

In der Serie finden Dex und Em nach vielen Jahren ein Gleichgewicht in ihrer Beziehung. Aber in der letzten Folge endet ihre Liebesgeschichte. Dex sitzt allein in dem Schlafzimmer, das er einst mit Em teilte. Umgeben von Umzugskartons und nur mit einer Flasche Schnaps als Gesellschaft. Seine Trauer überwältigt ihn. Wie war das für die beiden Hauptdarsteller? „Unglaublich herzzerreißend – man fühlt sich ein bisschen beraubt“, sagt Woodall. „Es fiel mir sehr schwer, mich davon zu lösen, nachdem wir fertig waren.“

Mod zum Dreh der Schlussfolge: „Jemand rief ‚Cut!‘ – und es war einfach still. Molly Manners, unsere Regisseurin, kam auf uns zu und war den Tränen nahe, allen anderen ging es ähnlich und ich dachte: Oh, vielleicht ist uns hier etwas ganz Besonderes gelungen. Diese Reaktion war sehr bestätigend und beruhigend.“

Mit dem Ende der Geschichte sind beide sehr zufrieden. „Es wäre einfach gewesen, die Serie so zu beenden, dass man sagt: ‚Das war das Traurigste, was ich je gesehen habe‘“, sagt Woodall. „Aber das tun sie nicht. Sie lassen es sehr hoffnungsvoll enden.“

Das wird durch die Schlusssequenz verstärkt, eine Montage von Dex und Em, wie sie sich im Laufe der Jahre küssen, beginnend mit ihrem Kuss nach der Wanderung auf dem Arthur's Seat.

Auch Mod findet, es sei „nur fair“, sich auf diese Weise von Em und Dex zu verabschieden. „Ich denke, das ist es, was das Buch so herzzerreißend macht  – die Gegenüberstellung der Beiden und ihrer Träume, und dann, wie sich die Dinge tatsächlich entwickeln. Die Kuss-Montage am Ende bringt gut auf den Punkt, was dieser Moment bewirken soll und was das Buch so großartig macht. Es ist sehr hoffnungsvoll und schön. Es hat mir wirklich den Atem geraubt.“

Zwei an einem Tag ist jetzt auf Netflix zu sehen.