Zuhause bei den Furys – so lebt ein Boxweltmeister ohne Boxen

Vergesst die Osbournes, die Kardashians und all die anderen mehr oder weniger durchgeknallten Promis, die uns einen Blick in ihr Alltagsleben werfen lassen. Denn hier kommt Zuhause bei den Furys! Das Leben von Boxweltmeister a. D. Tyson Fury, seiner Frau Paris, ihren sechs Kindern und weiteren Familienmitgliedern ist herrlich chaotisch, witzig, manchmal traurig, oft rührend und immer ehrlich und zutiefst menschlich.

Die Furys sind anders, aber gleichzeitig stinknormal. Das „Anderssein“ rührt bei ihnen nicht allein daher, dass Tyson Fury über 200 Millionen Euro in seiner Karriere als ungeschlagener Weltmeister im Schwergewicht verdient hat. Tyson stammt ebenso wie seine Frau Paris aus einer Irish Traveller-Familie. Und sie sind stolz darauf. „Gypsy King“ ist Tysons selbst erwählter Kampfname. Er ehrt damit seine Herkunft und speziell seinen Vater John, der im traditionellen Gypsy-Wohnwagen lebt und in den 1980er- Jahren unter dem Kampfnamen „Gypsy“ ein gefürchteter Bare-Knuckle-Fighter war. Bei dieser Boxvariante kämpfen die Kontrahenten mit bloßen Fäusten, ohne den dämpfenden Schutz von Boxhandschuhen gegeneinander. Brad Pitt setzte in seiner Rolle als Gypsy-Bare-Knuckle-Fighter „One Punch Mickey O’Neil” in Guy Ritchies Snatch diesem Milieu ein Denkmal.

Wenig überraschend, dass Daddy John Fury seinen 1988 geborenen Sohn nach dem seinerzeit amtierenden Schwergewichtsweltmeister Mike Tyson benannte. Und Sohn Tyson folgte seiner Bestimmung. Furys Sportkarriere ist beeindruckend: Seit seinem Profidebüt im Jahre 2008 blieb er 14 Jahre lang in 34 Kämpfen unbesiegt. Sein Kampfrekord: 33 Siege (davon 24 durch KO), keine Niederlage, ein Unentschieden. Weltmeister wurde er 2015 als er den elf Jahre ungeschlagenen Wladimir Klitschko über zwölf Runden beherrschte und einstimmig nach Punkten gewann.

Worum geht es?

Die Serie setzt ein im Juni 2022, drei Monate nach Tyson Furys Rückzug vom Profiboxen. Die Frage, um die sich alles dreht: Wie kommt der 2,05 Meter Gigant im Ruhestand zurecht? Mit einem turbulenten Familienleben an der Seite von Ehefrau Paris, die Tyson kennen- und lieben lernte, als sie 15 und er 16 Jahre alt waren. Dazu wirbeln sechs Kids – Venezuela, Prince John, Prince Tyson, Prince Adonis, Valencia und Athena – durch die Villa in Morecambe, einem Seebad im Nordwesten Englands.

Zusammen unschlagbar: Tyson Fury und seine Frau Paris in der neuen Netflix-Doku-Soap.

Paris, eine topgestylte Blondine, die jedoch ganz und gar nicht tussihaft den Laden zusammenhält, ahnt schon in Episode eins, dass das Leben mit einem Tyson, der nun ständig zu Hause ist und nicht mehr von Trainingslager zu Trainingslager und von Kampf zu Kampf lebt, schwierig wird: „Er ist schlimmer als die Kinder. Und das letzte Mal, als er vom Boxen zurückgetreten ist, bekam er Alkohol und Drogenprobleme. Davor habe ich Angst. Dazu hat Tyson ADHS, ist bipolar und hat Depressionen.“

Mit seinen psychischen Problemen ist Tyson Fury schon während seiner Zeit als Profiboxer offen umgegangen, hat so dazu beigetragen, das Bewusstsein für diese Themen im Profisport zu schärfen. Auch in der Serie verbirgt Tyson Fury seine Probleme nicht und spricht über das Gefühl, verrückt zu werden und in eine Gummizelle zu gehören: „Ohne Boxen fühl ich mich nur wie eine Nummer auf einem Bildschirm.“ Ohne das Boxen fehlt Fury der Sinn im Leben, sogar Suizidgedanken beschleichen ihn.

In diesen – starken – Momenten ist Zuhause bei den Furys weit mehr als eine herkömmliche Doku-Soap und das Lachen über den großen, manchmal naiv wirkenden Mann bleibt einem im Halse stecken.

Tyson Fury kann auch sanft und seicht, zumindest mit seinen Kindern.

Aber Tyson Fury wäre nicht Tyson Fury wenn er sich nicht wieder aufrappelt und weitermacht. Und die Familie und das Lachen – auch über sich selbst – sind seine beste Medizin. Großartige Hilfen und Sidekicks sind dabei Tysons Bruder Tommy (natürlich auch Boxer) und dessen Frau Molly-Mae –, die sich beide in der fünften Staffel der britischen TV-Dating Show Love Island kennengelernt haben und nun in Erwartung ihres ersten Kindes sind. Tommys treuselige und komplett kenntnisarme Vorfreude auf die Vaterschaft gehören jetzt schon zu den Highlights der Doku-Soap-History. Molly-Mae: „Wirst du bei der Geburt dabei sein, zugucken?“ Tommy: „Ja klar, werde ich. Ich werde dabei sein und dann die Plazenta durchtrennen.“ Molly-Mae: „Äh, nein. Du wirst bitte die Nabelschnur durchtrennen.“ Großartig, hier lernt man was!

Netflixwoche Redaktion

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