Weihnachtsfilme, die keine echten Weihnachtsfilme sind

Aschenbrödel ist keine zerbrechliche Disney-Cinderella. Sie jagt, reitet und schießt besser als die Männer. Sie ist witzig und clever. Sie bewirft den Prinzen bei ihrer ersten Begegnung im Wald mit einem Schneeball, überlistet ihn und seine Gefährten und als der Prinz auf dem schicksalhaften Ball ihr Rätsel nicht lösen kann, lässt sie ihn erst mal stehen.

Der deutsch-tschechoslowakische Film Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (1973) fühlt sich auch fast 50 Jahre nach seiner Premiere erstaunlich modern an. Einer der vielen Gründe, warum zigtausende Familien den Film während der Feiertage schauen – obwohl Weihnachten in Drei Haselnüsse für Aschenbrödel gar keine Rolle spielt.

Ein Weihnachtsklassiker ist der Film zufällig geworden: Eigentlich sollte die Geschichte im Sommer spielen. Nur weil die Mitarbeiter*innen des Filmstudios im Sommer schon ausgebucht waren, wurde im Winter gedreht – und heute ist Weihnachten ohne Aschenbrödel und ihren Prinzen im verschneiten Wald für viele kaum noch vorstellbar.

Hier sind die besten Weihnachtsklassiker, die sich viele Menschen an den Feiertagen ansehen – obwohl es in den Filmen gar nicht um Weihnachten geht:

Die Sissi-Triologie (1955 - 1957)

Weihnachten, das ist für Millionen Familien Tannenbaum, Lebkuchen – und Romy Schneider als Sissi. Die drei Sissi-Filme erzählen die (romantisierte) Geschichte des Mädchens aus Bayern, das zur Kaiserin eines Weltreiches wird, aber mit dem Leben am Hof, ihrer Schwiegermutter und dem Verlust ihrer Freiheit hadert.

Die Filme machten die bei Teil 1 erst 17-jährige Romy Schneider zum Star und waren so einflussreich, dass sie den Sissi-Mythos bis heute prägen – sogar den Namen der Kaiserin. Die echte Elisabeth schrieb ihren Spitznamen „Sisi“, erst seit der Romy-Schneider-Verfilmung ist sie als „Sissi“ bekannt.

Die neueste Verfilmung von Elisabeths Lebensgeschichte – die Netflix-Serie Die Kaiserin – wählt einen anderen Zugang. Hier ist die Kaiserin nicht „Sissi“, das rotbackige Mädchen vom Land. Sondern „Elisabeth“: eine junge Frau, die sich aus dem Korsett des Hofes befreit und ihren eigenen Weg geht.

Charlie und die Schokoladenfabrik (2005)

Gemeinsam mit seinen vier Großeltern lebt der kleine Charlie in einer kümmerlichen Hütte. Um den Hunger zu vertreiben, erzählt sein Opa ihm von einem wundersamen Süßigkeiten-Paradies: der geheimnisvollen Schokoladenfabrik von Willy Wonka. Charlies Traum wird Wirklichkeit, als Wonka fünf goldene Eintrittskarten in seine Fabrik verlost.

Die Verfilmung von Tim Burton ist deutlich süßer als Roald Dahls Originalgeschichte, in der die garstigen Kinder – der gierige Augustus, die verwöhnte Veruca, die ehrgeizige Violetta und der videospielsüchtige Mike – ein grausames Ende finden. Strafen für böse Kinder gibt es im Film von 2005 zwar auch, aber Charlie und die Schokoladenfabrik ist vor allem ein Bonbon-buntes Spektakel. Und das perfekte Programm, um die Berge an Weihnachtsschokolade und Plätzchen wegzufuttern.

Guillermo del Toros Pinocchio (2022)

Ein Klassiker, den wohl jedes Kind kennt, ist die Geschichte von Pinocchio und seiner Nase, die beim Lügen wächst. Regisseur Guillermo del Toro erzählt die Geschichte neu: als handgefertigtes Stop-Motion-Musical.

Del Toros Pinocchio ist etwas dunkler, als man das Märchen heute kennt: Der Film hat viele tragische Momente, erzählt von Verlust und Trauer und versetzt die Geschichte aus dem 19. Jahrhundert in das vom Zweiten Weltkrieg geprägte Italien des 20. Jahrhunderts. Trotzdem überwiegt in Guillermo del Toros Pinocchio die Hoffnung: Im Kern ist der Film die Geschichte über eine liebevolle Vater-Sohn-Beziehung.

Matilda (1996)

Wem schon am ersten Feiertag die Verwandtschaft auf den Wecker geht, der findet bei Matilda Trost in der Feststellung: Es geht deutlich schlimmer. Die Eltern des aufgeweckten Mädchens Matilda sind oberflächlich und stumpf. Und ihre Schulleiterin folgt dem Motto: „Wenn du zum Kinde gehst, vergiss die Peitsche nicht.“ Doch zum Glück gibt es da auch noch Frau Honig, in der Matilda ihre wahre Familie findet.

Am 25. Dezember erscheint eine neue Interpretation von Matildas Geschichte: Roald Dahls Matilda – Das Musical bringt die preisgekrönte Musical-Fassung auf den Bildschirm, mit Stars wie Emma Thompson im Cast.

Der geheime Garten (1993)

Nach dem Tod ihrer Eltern wird die kleine Mary zu ihrem Onkel in England geschickt. Das Anwesen und seine Bewohner*innen sind kalt und abweisend. Und manchmal hört Mary ein lautes Wehklagen durch die langen Flure hallen – ihr Cousin Colin, wie Mary herausfindet. Colin ist angeblich sterbenskrank und leidet in seinem verdunkelten Zimmer vor sich hin. Doch Mary lässt sich nicht wegschließen. Sie entdeckt einen wunderschönen, versteckten Garten und schließt sich mit dem Dienstmädchen Martha und deren Bruder Dickon zusammen. Gemeinsam erwecken sie nicht nur den Garten, sondern auch die Bewohner des Anwesen zu neuem Leben.

Der geheime Garten (1993) ist eine Verfilmung des Romans der britischen Schriftstellerin Frances Hodgson Burnett (auch bekannt für Der kleine Lord). Der Familienfilm ist ein Appell an die Lebensfreude und erzählt mit viel Humor die Geschichte von vier Kindern, die den Erwachsenen vormachen, wie man sich aus Dunkelheit, Selbstmitleid und Schwermut befreit.

Netflixwoche Redaktion

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