Warum Teenager selten Teenager spielen

Rachel McAdams war 25, als sie als 16-jährige Regina George in Mean Girls ihre Mitschüler*innen terrorisierte. In The Amazing Spiderman besucht ein 17-jähriger Peter Parker die Highschool. Andrew Garfield war 27, als er die Rolle übernahm. In der Harry-Potter-Reihe spielt Shirley Henderson die Maulende Myrte. Die Schauspielerin war zu diesem Zeitpunkt 37 Jahre alt.

Coming-Of-Age-Geschichten rund um Teenager und ihre Herausforderungen sind beliebt. Jugendlichen dabei zuzusehen, wie sie mit Identitätsfindung, Freundschaften, ersten Lieben, Familie und oft auch mit gesellschaftlichen Erwartungen ringen, ist eine generationsübergreifend relevante Thematik. Oft dienen Coming-Of-Age-Geschichten nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Reflexion über die eigene Jugend und die verschiedenen Wege des Erwachsenwerdens.

Nur sehen viele Teenager auf dem Bildschirm oft gar nicht aus wie Teenager. Jugendliche Rollen werden immer wieder mit Schauspieler*innen besetzt, die deutlich älter sind als die Figuren, die sie verkörpern. Was steckt dahinter?

Eine Frage der Reglementierung

Natürlich spielt die Erfahrung eine Rolle. Darsteller*innen, die bereits in vielen Filmen mitgewirkt haben, sind manchmal die sicherere Wahl als Schauspiel-Neulinge. Und die Voraussetzung für gesammelte Erfahrungswerte sind die Lebensjahre, die Schauspieler*innen in ihre Karriere investiert haben.

Vor allem dürften es aber die Arbeitszeitregelungen sein, die die Besetzung volljähriger Schauspieler*innen so attraktiv machen. Die Unterhaltungsindustrie Hollywoods unterliegt strengen Vorschriften bezüglich der Arbeit von minderjährigen Schauspieler*innen, um ihre Gesundheit, Sicherheit und Bildung sicherzustellen. Minderjährige dürfen pro Tag weniger Arbeitsstunden leisten und müssen Vorgaben für Schulzeiten und Ruhepausen einhalten. Wer unter 16 Jahre alt ist, darf in Kalifornien etwa nicht länger als sieben Stunden pro Tag arbeiten. Mit 17 sind es maximal zehn.

Das klingt nach einem vollen bis übervollen Arbeitstag. Ein durchschnittlicher Drehtag in Hollywood erstreckt sich jedoch oft über mindestens zwölf Stunden. Da kann es schon sehr reizvoll sein, Schauspieler*innen einzusetzen, die ihre Arbeitszeit flexibel gestalten dürfen.

Sie werden so schnell erwachsen!

Zwischen der ersten und vierten Staffel von Stranger Things vergehen in Hawkins circa drei Jahre. In der Realität sind es fünf. Fünf Jahre, in denen sich die Kids deutlich stärker verändern als die Erwachsenen. Damit wird ein Kontinuitätsproblem sichtbar. In Serien, die über mehrere Staffeln laufen, ist Beständigkeit wichtig, um die Charaktere über einen längeren Zeitraum konsistent zu halten. Je nach Serie schreitet die Handlung aber vielleicht weniger schnell voran als die Realität. Da ältere Schauspieler*innen langsamer altern, können sie über einen ausgedehnten Zeitraum hinweg dieselbe Rolle verkörpern. Diesem Vorteil fiel die Authentizität der Darstellung schon das ein oder andere Mal zum Opfer.

Millie Bobby Brown war erst 12 Jahre alt, als sie in der ersten Staffel von Stranger Things die kleine Elfie verkörperte.

Eine Tendenz zur Authentizität?

Aktuell deutet sich ein Wandel in der Denkweise an: Die Idee, Schauspielerinnen für Rollen auszuwählen, die sie nicht nur darstellen, sondern auch tatsächlich verkörpern können, basierend auf ihrer eigenen Lebensrealität. Jenna Ortega lag während der Dreharbeiten zu Wednesday mit einem Alter von 19 Jahren nah an ihrer 16-jährigen Figur. Die Stranger-Things-Gang entspricht so ziemlich ihrem Alter in der Serie. Kit Connor und Joe Locke aus Heartstopper waren während der Dreharbeiten zur ersten Staffel mit 18 und 17 Jahre nur etwa zwei Jahre älter als ihre Figuren.

Netflixwoche Redaktion

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