The Vince Staples Show: Easter Eggs, Tarantino und ein Ende mit Müsli-Packung

The Vince Staples Show ist das neueste Projekt von US-Rapper und Schauspieler Vince Staples. Im Interview erzählt er das Finale der Serie und welche Easter Eggs es zu entdecken gibt.

Vorsicht, Spoiler! 

„Ist irgendetwas Interessantes passiert?“ – Das ist die Frage, die Vinces Freundin Deja (Andrea Ellsworth) ihm in den letzten Momenten der fünften und letzten Folge der Miniserie The Vince Staples Show stellt. Vince antwortet mit einem unbekümmerten „Nicht wirklich“ – obwohl er gerade eine verrückte Flucht durch die Stadt überlebt hat, bei der er den Schüssen eines lange verschollenen Erzfeindes ausweichen musste. Klingt doch ziemlich interessant! Aber mit diesem letzten Dialog will der Co-Schöpfer, Autor und Schauspieler Vince Staples etwas sagen: Der Unterschied zwischen bemerkenswert und normal ist rein subjektiv.

„Was ist ein guter Tag? Was ist ein schlechter Tag? Wie nehmen wir die Dinge wahr?“, fragt Staples im Gespräch mit Tudum. „Das Ende von Episode 5 ist vielleicht nicht das glücklichste, aber manchmal enden die Dinge eben so –und das wird für uns zur Norm. Wenn man die Norm akzeptiert, sticht nichts heraus.“

Es ist dieser nuancierte Raum, den die Serie erforscht – gefüllt mit Zyklen von Gewalt und Inhaftierung, Kapitalismus und seinen Auswirkungen, Ethnizität, soziale Schichten und den Horizonten der Möglichkeiten, die sie definieren – ohne einfache Antworten zu geben.

Vielleicht ist euch aufgefallen, dass die erste Folge der Serie ein fast identisches Ende hat wie das Finale der Serie. Deja stellt Vince genau dieselbe Frage: „Ist irgendetwas Interessantes passiert?“ Und Vince gibt Deja genau dieselbe Antwort: „Nicht wirklich“ – obwohl er eben noch im Gefängnis saß.

Zwei Polizisten, ein Spielzeugauto und Kaffee: Vince Staples landet in der Vince Staples Show auf dem Revier.

„In der ganzen Serie gibt es einen roten Faden der Wahrnehmung“, sagt Staples. „Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen.“ Dieser Rückruf am Ende der Staffel ist nur einer von vielen Hinweisen auf die große Sorgfalt, mit der Staples die Serie geschaffen hat. Jede Folge ist voll von surrealen Ereignissen und durchdachten Details, die man vielleicht erst nach mehrmaligem Ansehen erkennt. Um den Unterschied zwischen dem Bemerkenswerten und dem Normalen zu sehen, muss man genau hinschauen.

Welche Easter Eggs gibt es in The Vince Staples Show?

„Es gibt Dinge, die man vielleicht verpasst hat“, sagt Staples. Und wenn man sich die Show mehr als einmal anschaut, „kann man diesen Moment aus einer anderen Perspektive genießen.“

Die Macher*innen der Vince Staples Show haben versucht, das wiederholte Anschauen zu belohnen, indem sie die Sendung mit Easter Eggs gefüllt haben, also relevanten Details und popkulturelle Anspielungen „Im Streaming sind wir so schnell mit den Dingen fertig, dass sie vorbeiziehen“, sagt Staples. „Wir wollten so viel wie möglich für den Konsum übrig lassen ... den Leuten einen Grund geben, wiederzukommen.“

Die Show enthält unter anderem einen Hommagen an Quentin Tarantino, insbesondere im Finale: Vince und White Boy (Patrick Walker) schauen sich in die Augen und stellen den berüchtigten Kill Bill-Blickwechsel nach. Und als Vince auf der Flucht in einem Waschsalon die Kleidung wechselt, zieht er dasselbe UC Santa Cruz Banana Slugs-Shirt an, das ein anderer Vince trägt: John Travoltas Vincent Vega in Tarantinos Pulp Fiction.

Staples hofft, dass die Zuschauer*innen, die sich eine zweite und dritte Portion gönnen, viel entdecken werden. „Es ist alles sehr gewollt: von der Garderobe über den Rahmen bis hin zu den Namen der Schauplätze und den Namen der Figuren. Wir berühren Folklore und Verschwörungstheorien und größere Geschichten auf eine geschmackvolle Art und Weise, bei der man weiß, was man weiß – und wenn man es nicht weiß, weiß man es nicht.“

Was hat The Vince Staples Show inspiriert?

„Wir haben uns viel von Animationen inspirieren lassen. Wenn man sich Die Simpsons anschaut, gibt es so viel, was im Hintergrund versteckt ist. Wir wollten versuchen, das zu verkörpern“, sagt Staples.

Wenn nichts passiert ist, chilled Vince Staples mit dem Bankräuber.

Staples führt fort, dass er viel von Filmemachern mit einem „ganzheitlichen Kreativitätsansatz“ gelernt habe. Darunter Autoren wie Mario Van Peebles, Roy Andersson und die Coen-Brüder. Staples mag die „ausgefallene“ und „dystopische“ Sichtweise von David Lynch sowie die Science-Fiction-Anthologie The Twilight Zone und die „traditionelle Sitcom-Struktur“ von Klassikern wie The Andy Griffith Show. Und natürlich gibt es Tarantino und die Banana Slugs im Finale.

Was passiert am Ende von The Vince Staples Show?

Nach einem Vortrag in einer Schule trifft Vince auf den Vater eines Schülers – den Mann, der als White Boy bekannt ist. Obwohl nicht erklärt wird, wieso, verstehen Vince und White Boy sich nicht, ihr Streit führt sogar zu einer Schießerei in einem heruntergekommenen Einkaufszentrum. Nach einem letzten Schuss – den wir hören, aber nicht sehen – verlässt Vince das Einkaufszentrum allein, vorbei an dem Auto, in dem White Boys Sohn (Idris Keith) wartet. Eine Nachrichtensendung, die gegen Ende der Folge zu hören ist, nimmt Bezug auf die Schießerei und berichtet von einem einzigen Todesopfer und „derzeit keinen Verdächtigen“ – was bedeutet, dass Vince, der offenbar White Boy getötet hat, in Sicherheit ist. Fürs Erste.

Jetzt heißt es rennen – Vince Staples flieht aber nicht nur vor einem Wagen ...

In einer Szene nach dem Abspann ist White Boys Sohn dann zu Hause. Wir sehen, wie er für sich selbst sorgt und eine Werbung für Kapow! Pops läuft – das zuckerfreie Müsli, für das Vince in Episode 2 einen Kredit aufnehmen wollte. (In Kill Bill tötet Vernita Green eine rivalisierende Mörderin mit einer Waffe, die sie aus einer Schachtel Kaboom-Müsli gezogen hatte. Anschließend sagte Vernita dem Kind ihres Opfers, das zugleich Zeuge war: „Wenn du erwachsen bist und es dich immer noch schmerzt, werde ich auf dich warten.“)

Was könnte also als Nächstes auf die Show-Figur Vince zukommen? Staples sagt, alles sei möglich. „Es gibt 365 Tage im Jahr, also können wir 365 Episoden davon haben; alles kann zu jedem Zeitpunkt im Leben passieren. Auch wenn viele Dinge in der Serie surreal sind, auch wenn viele Dinge verrückt sind, ist das auch ein Teil des Lebens.“

CHRISTOPHER HUDSPETH, Tudum

Drücke ESC, um die Suche zu schließen.