Stille Momente im kreischenden Wahnsinn: Die Doku-Serie Wrestler

Die neue Netflix-Doku-Serie Wrestlers bietet abseits von Glanz und Glamour intime Blicke hinter die Kulissen eines kleinen Sport-Zirkus-Unternehmens, das ums Überleben kämpft.

Um Wrestlers zu lieben, muss man kein Wrestling-Fan sein und auch keine Ahnung von diesem Show-Sport haben. Es reicht, wenn man echte Geschichten von echten Menschen mag: Männer und Frauen, die trotz ihres außergewöhnlichen Jobs als Wrestler*in ganz normale Dinge tun und darum kämpfen, ihre Familien zu ernähren und noch ein paar Dollar fürs Sonnenstudio übrig zu behalten.

Cash Flo (allein für diesen herrlich selbstironischen Namen muss man ihn lieben) etwa, der dickliche Mann mit den großen Händen und dem freundlichen Gemüt eines Golden Retrievers. Er ist seit zig Jahren im Business, ohne richtig erfolgreich zu sein. Oder das Mutter-Tochter-Gespann Maria James und HollyHood Haley J. Tochter Haley gibt im Ring die zickige Göre, die unfair kämpft und deshalb von Mama zur Raison gebracht wird. Haareziehen inklusive. Nach dem Fight haben sie sich wieder lieb, streiten nur über Haleys ungesunden Zigarettenkonsum.

Die stärksten Momente hat die Serie abseits des Rings. Die Filmemacher*innen sind ganz nah dran, es wird aber nie voyeuristisch, sie begegnen den Protagonist*innen auf Augenhöhe.

Darum geht es in Wrestlers

Die Ohio Valley Wrestling Show des rührigen Managers und früheren Profi-Wrestlers Al Snow hat schon bessere Tage gesehen. Statt in großen Sport Domes aufzutreten, tingeln seine Stars über die Dörfer Kentuckys. Da wird der Ring schon mal auf dem Parkplatz des Supermarktes aufgebaut. Bonjour Tristesse lässt grüßen.

Alles was man über Wrestling wissen muss, erklärt die Doku en passant: Die Kämpfe sind abgesprochen, „gescriptet“. Da gibt es die lieben „Babyfaces“ und die fiesen „Heels“. Und im Ring erzählen sie das Drama vom ewigen Kampf Gut gegen Böse.

Parkplatz-Prügelei statt Fight-Night im Super-Dome: Wrestler-Alltag

Spannender als die Kämpfe im Ring ist das Drama außerhalb. Zwei lokale Unternehmer, die keine Ahnung vom Wrestling haben, investieren in die darbende Show. Und wollen mitreden. Da Al Snow und sein Team trotz dieser Geldspritze keine Gewinne einfahren, stellen ihnen die neuen Miteigentümer ein Ultimatum: Ihnen bleibt nur bis zum Ende des Sommers, um die Lage zu retten.

Manager Al Snow und Wrestlerin Maria James sind alte Hasen im Geschäft

Für Al Snow und seine stolzen Männer und Frauen eine härtere Prüfung als ein Chair-Shot (ein Show-Element im Kampf, bei dem ein Kontrahent dem anderen einen Stuhl über die Rübe zieht).

Netflixwoche Redaktion

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