Achtung: große Spoiler für die Handlung von Lift.
Cyrus Whitaker (Kevin Hart) ist ein Meister des Diebstahls. Ein weltreisender Gauner, der die Reichen bestiehlt und seine Beute an andere Gauner verteilt. F. Gary Gray, der Regisseur von Lift, kennt sich mit diesem Thema aus. Im Laufe seiner langen Hollywood-Karriere hat der Filmemacher bereits drei Heist-Filme gedreht: Im 90er-Jahre-Klassiker Set It Off sind Banken in Los Angeles das Ziel. Im raffinierten Remake The Italian Job von 2003 liegt die Beute in Venedig. Und jetzt gibt es Lift, der den Raub auf ein ganz neues Level hebt – auf 12.000 Kilometer Höhe, um genau zu sein. Der Actionfilm läuft seit dem 12. Januar 2024 auf Netflix.
„Seit den Filmen Set It Off und The Italian Job hat sich die Technologie der Verbrecher und der Strafverfolgungsbehörden erheblich verbessert“, erklärt Gray. „Im Gegensatz zu meinen früheren Heist-Filmen, die in der Stadt spielten, bietet dieser Raub in einem riesigen Flugzeug in 12.000 Kilometer Höhe eine ganz neue Welt der Herausforderungen.“
Am Ende des Films haben Cyrus und seine Crew vor unser aller Augen den Raub des Jahrhunderts durchgezogen. Im Interview erzählt Gray, wie die Verbrecherbande – und das Produktionsteam hinter Lift – es geschafft haben, diesen Heist durchzuziehen.
Darum wird in Lift ein NFT gestohlen
Die letzte Phase des Diebstahls knüpft an die Anfänge des Films an. Bevor Cyrus' Team rekrutiert wurde, um 500 Millionen Dollar in Gold von Lars Jorgensen (Jean Reno) zu stehlen, hatte es einen ganz anderen Auftrag: eine Kunstauktion in Venedig. Dort verblüffte das Team die Interpol-Agentin Abby Gladwell (Gugu Mbatha-Raw), indem es etwas ins Visier nahm, das scheinbar diebstahlsicher war – eine mit Kameras ausgestattete NFT-Ausstellung des mysteriösen digitalen Performance-Künstlers N8 (Jacob Batalon).
Für Cyrus gibt es natürlich nichts, was nicht gestohlen werden kann. Schon bald haben er und seine Crew N8 gekidnappt und das daraus resultierende Chaos genutzt, um sein NFT mit einem Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe zu verhökern.
Und das Team vergisst nicht die Lektionen, die sie bei ihrem italienischen Auftrag lernen mussten. Als das Flugzeug mit dem Gold auf Jorgensens Anwesen in den Klippen abstürzt, scheint ihr Plan gescheitert. Jorgensen tötet einen seiner terroristischen Handlanger vor ihren Augen und beruft sich auf Notwehr, als die Polizei eintrifft. Alles ist verloren... bis die Technikexpertin Mi-Sun (Yun Jee Kim) den Bildschirm an der Unterseite ihres Fluchtflugzeugs so programmiert, dass ein Video von Jorgensens Mord abgespielt wird. Er wird abgeführt, und der Tag ist gerettet.
Der Fortschritt der technologischen Entwicklungen, wie sie zuerst von N8 und dann von Mi-Sun eingesetzt wurden, lassen auch Regisseur Gray immer wieder zum Heist-Genre zurückkehren.
„Ich liebe dieses Genre, weil es mir die Möglichkeit gibt, meine Fantasie mit modernster Technologie zu entfesseln, mich von verschiedenen globalen Kulturen und Erfahrungen inspirieren zu lassen und meine Liebe zum Lernen neuer Dinge aufrechtzuerhalten“, erklärt er.
Was ist der zweite Raubüberfall in Lift?
Die Grundlage eines jeden guten Raubes ist ein Trick: Man muss alle Augen auf eine Ablenkung richten, während man mit der echten Ware entkommt. Für Cyrus und seine Crew ist das sogar noch wichtiger, da sie bei diesem speziellen Raub direkt mit Interpol zusammenarbeiten. Wenn sie mit dem Gold der Terrorzelle davonkommen wollen, müssen sie sowohl die Bösewichte als auch die Polizei überlisten.
Gray ist der Ansicht, dass sich der Schwierigkeitsgrad im Vergleich zu seinen früheren Raubüberfällen enorm erhöht hat. „Dieser war der schwierigste Raubüberfall, weil nicht nur die örtlichen Strafverfolgungsbehörden, sondern auch Interpol und internationale Streitkräfte aus mehreren Ländern involviert waren“, sagt er. „Im Gegensatz dazu konzentrierten sich Set It Off und The Italian Job ausschließlich auf die lokalen Strafverfolgungsbehörden.“
Um Interpol auszutricksen, verlässt sich Cyrus auf Magnus (Billy Magnussen) und Luc (Viveik Kalra), das schlitzohrige Komikerduo in seinem Team. Magnus, ein Safeknacker, sieht das Gold im Flugzeug als erster, bevor der Film von ihm wegschneidet – erst später erfahren wir, dass er seine Zeit außerhalb der Kamera genutzt hat, um die Ladung aus dem Flugzeug zu kippen und das Gold durch Fälschungen zu ersetzen. Der Film führt das Publikum genauso an der Nase herum, wie Cyrus und seine Crew Interpol hintergehen.
Wendungen wie diese sind ein wesentlicher Bestandteil von Grays Rezept für einen gelungenen Heist. „Du musst das Element der Überraschung beherrschen“, sagt er. „Halte das Publikum immer mit unerwarteten Wendungen auf Trab.“ Wendungen wie die Rolle von Luc im Aufzug: Der Ingenieur gibt vor, sich aus Angst aus dem Job zurückzuziehen – aber in Wirklichkeit verfolgt er einfach einen anderen Auftrag. Er bringt das echte Gold in Sicherheit.
Was passiert mit Abby und Cyrus am Ende von Lift?
Dank Luc muss die Crew nur noch das versenkte Gold aus einem See in den Bergen ziehen und die Ladung goldbemalter Eisenbarren als Abschiedsgeschenk für Abbys Interpol-Chef Huxley (Sam Worthington) zurücklassen. Abby hat damit glücklicherweise kein Problem mehr, nachdem sie erfahren hat, dass Huxley bereit war, ihr Leben für das Gold zu opfern.
So verlässt Abby Interpol und schlägt einen ganz neuen Weg ein. Nachdem sie sich den ganzen Film über mit ihm gezankt hat, findet sie zu ihrem Undercover-Flirt Cyrus zurück. Vielleicht schließt sie sich seiner Crew dieses Mal wirklich an.
Für Gray gehört eine kleine Will-they-won’t-they-Romanze zu einem Genre dazu, in dem es um Überraschungen geht. „Wir wollen eine Mischung, die die Höhen und Tiefen des Lebens widerspiegelt“, sagt er über die Affäre der beiden. „Schließlich ist die Liebe der Klebstoff, der alles zusammenhält. Wir verweben Spannung und Aufregung mit einem Hauch von Romantik zu einer Geschichte, die alle richtigen Töne trifft.“
Jetzt muss nur noch der Gewinn ausgezählt werden – und vielleicht ein weiterer Raubüberfall geplant? Schließlich ist der eigentliche Reiz eines solchen Jobs nicht das Geld, sondern der Nervenkitzel. Obwohl der nächste Job hoffentlich etwas näher am Meeresspiegel stattfinden wird.
JOHN DILILLO, TUDUM
