So lässt Griselda das Miami der 70er wieder aufleben

Griselda ist nicht die Geschichte einer Heldin. Es ist eine fiktionalisierte Dramatisierung, inspiriert vom Leben der kolumbianischen Geschäftsfrau Griselda Blanco. „Es gibt so viele Nuancen zu erforschen, wer sie als Frau war, als Mutter und natürlich als Drogenboss, der eines der profitabelsten Kartelle der Geschichte aufgebaut hat“, sagt die ausführende Produzentin und Hauptdarstellerin Sofía Vergara.

Die Miniserie wurde von Eric Newman mitentwickelt und produziert und vom ausführenden Produzenten Andrés Baiz (beide von NarcosNarcos: Mexico) inszeniert. Sie stellt die Anfänge des Kokainrausches – und des neuen Reichtums – im Miami der späten 70er- und frühen 80er-Jahre nach.

„Es geht nicht um ein glamouröses Leben. Es war oft blutig und erschreckend“, sagt Vergara. Diese Dualität zwischen Extravaganz und Gewalt ist in jedem Element der Serie präsent – von den modernen Häusern aus der Mitte des Jahrhunderts bis hin zu den Lamé-Wickelkleidern.

Hier erzählen Cast und Team von Griselda, wie sie ein Miami geschaffen haben, das einer rücksichtslosen Jefa angemessen ist.

Achtung, ab hier gibt es Spoiler!

Haare und Make-up: Sofía Vergara musste in der Rolle der Griselda Blanco „verschwinden“

„Es war mir sehr wichtig, den Look richtig hinzubekommen“, erzählt Vergara. In ihrer Rolle als Drogenboss sieht man weder Vergaras charakteristische Augenbrauen noch irgendwelche Spuren der Gloria Pritchett aus Modern Family. Da Vergara in fast jeder Szene zu sehen ist, war ihr Aussehen einer der schwierigsten Aspekte.

„Wir haben beschlossen, dass sie anders aussehen sollte als Sofía. Aber wir sollten Griselda Blanco nicht imitieren“, sagt der Serienregisseur Baiz. Nach täglichen Stunden im Make-up-Trailer, hatte niemand am Set Vergara jemals als sie selbst gesehen. „Sie war Griselda.“

Sofia lobt ihr Haar- und Make-up-Team, das ihr den aufgetakelten Look der späten 70er-Jahre verpasst hat. Dazu gehören die falschen Augenbrauen, eine Nasenprothese und eine Zahnplatte, die leicht verbogen und ein wenig vergilbt ist, weil Griselda in der Serie Zigaretten raucht.

Mit jeder Zeitebene der Serie wechselt Vergara die Perücke. Sie verändert ihre Körperhaltung und die Art, wie sie ihre Hände hält, um das Wesen der Patin einzufangen. Griseldas Macht war zu einem großen Teil darauf zurückzuführen, wie sie sich bewegte. „Das ist ein großer Anknüpfungspunkt zwischen ihr und Sofía“, sagt Co-Schöpfer und Co-Showrunner Doug Miro.

Griseldas Macht liegt unter anderem darin, wie sie sich bewegt.

„Verdammt sexy“: Mode im Miami der 70er- und 80er-Jahre

„Die 70er-Jahre waren verdammt sexy“, sagt Kostümdesignerin Sarah Evelyn. Um tief in dieses Milieu der aufgeknöpften Hemden und großen runden Sonnenbrillen einzutauchen, hat das Team Dokumentarfilme, alte Zeitungen und Vintage-Kataloge nach Inspirationen durchforstet.

Den historischen Hintergrund erfuhr das Team direkt von der Kostümbildnerin Angelina Trivino. Ihre Mutter ist in derselben kolumbianischen Stadt aufgewachsen, in der Griselda lebte. Sie sahen sich auch klassische Filme aus dieser Zeit an, wie Scarface und Der Pate, ein besonderer Prüfstein. „Ich habe viel darüber nachgedacht – was würde der Pate tun? Was würde Griselda tun?“, sagt Evelyn.

Die Abteilung hat sich auch an die Schauspielerin Juliana Aidén Martinez gewandt, die die Polizeibeamtin June Hawkins spielt. Sie hatte viele Gespräche mit der echten June und ihrem Sohn. Martinez hat Fotos, die June mit ihr geteilt hat, zur Anprobe mitgebracht. Dadurch hatte das Team Aufschluss über viele Details – so trägt June zum Beispiel oft eine Sonnenbrille in den Haaren. Für Sadowa Bright Bitzelberger, die Kostümdesignerin, war es auch hilfreich zu verstehen, dass sich der Stil der Gesetzeshüter in der Serie nicht so sehr verändert hat wie der des Kartells, weil diese Leute keine Millionäre sind.

Für die 80er-Jahre-Looks hat Bitzelberger sich auf ihre eigenen Erinnerungen an das Aufwachsen in dieser Ära und den Stil ihrer schicken Mutter besonnen. Außerdem ließ sie sich von Serien wie Miami Vice und Der Denver Clan beeinflussen.

Die Kostümabteilung hat sich bei der Suche nach Vintage-Stücken wie Hosen mit hoher Taille und anderen Stilmitteln unter anderem an die Anbieter Kiki Stash, Liz Baca und Torso Vintage gewandt. Viele von Griseldas Kleidungsstücken wurden jedoch nach Maß angefertigt. Dazu gehörten sogar die Reproduktion und der Digitaldruck einzigartiger Stoffe und Drucke, damit sie mehrere Exemplare auf Lager hatten. Für die Herstellung von Button-Down-Hemden haben sie Qiana verwendet – ein spezielles Nylonmaterial, das „wirklich schwer zu finden ist, weil es nicht mehr hergestellt wird“, sagt Evelyn.

Verdammt sexy – die Mode der 70er- und 80er-Jahre wurde sorgfältig nachgestellt.

Die Kostümabteilung hat gemeinsam mit Vergara an der Entwicklung von Griseldas Stil gearbeitet

Griseldas Modestrecke reicht von den späten 70er-Jahren in Miami bis in die 80er-Jahre. Daher ließ sich das Kostümteam von Ikonen wie Cher, Gena Rowlands, Catherine Deneuve und Diana Ross sowie von Michelle Pfeiffer und Al Pacino in Scarface inspirieren.

Zu den Referenzen der Designerinnen gehörten Diane von Furstenberg, Versace, Givenchy, Thierry Mugler, Jean-Paul Gaultier, Bob Mackie und andere. Aber Vergara wollte auch ihrem eigenen Instinkt folgen. Sie wollte wissen, was wirklich zu Griselda passte, die nicht gerade den Finger am Puls aller Trends ihrer Zeit hatte.

Von der ersten Anprobe an war es klar, dass Vintage Griseldas Lieblingslook sein würde. Außerdem wusste sie, dass eine Hose, ein 70er-Jahre-Rayon-Hemd und eine Wickel-Silhouette ihr sehr gut stehen würden. Und Vergara hatte die Idee, dass Griselda auf der Jacht eine schwarze Strumpfhose zu ihrem goldenen Disco-Kleid trägt. In dem Moment, in dem sie die Strumpfhose anhatte, „war es wie ein Bumm! Da ist sie“, sagt Evelyn.

Griselda bleibt La Jefa, auch im weißen Spitzenkleid.

Die große Menge an maßgeschneiderten Kleidern war notwendig, weil Griselda sich am Anfang buchstäblich die Hände schmutzig macht, um das zu bekommen, was sie will. „In den ersten Episoden ist viel los. Sie ist in eine Schießerei verwickelt, sie zertrümmert jemandem die Knie“, sagt Bitzelberger.

Das ändert sich jedoch am Anfang von Episode 5, als die Serie in die 80er-Jahre wechselt und Griselda im Nachtclub Mutiny das Sagen hat. „Anstatt dass sie dorthin geht, um mit dem König zu reden, ist sie jetzt die Königin“, sagt Bitzelberger. Sie trägt mehr weiße Kleider – und das liegt nicht daran, dass ihr Nachname Blanco lautet. Jetzt, auf dem Höhepunkt ihrer Macht, hat Griselda andere Leute, die die Drecksarbeit für sie erledigen.

„Ich mochte diese Polarität. Sie trägt eine helle, leuchtende Farbe, aber gleichzeitig ist sie immer noch Griselda und hat diese dunkle Macht in sich.“ Bitzelberger wollte auch betonen, dass Griselda nicht unbedingt einen dunklen Anzug tragen muss, um La Jefa zu sein. Sie kann genauso rücksichtslos sein, wenn sie in einem weißen Spitzenkleid auf ihrem Thron sitzt.

Griseldas Schmuck

Der Rubinring, mit dem Griselda immer spielt, wenn sie Pläne schmiedet oder gestresst ist, ist Vergaras eigener. Die Serie hieß ursprünglich „Emerald“ – eine Anspielung darauf, dass Griselda mit ihren Kindern, Kokain und ein paar Juwelen aus Kolumbien geflohen ist. Das bedeutete, dass es beim Entwurf von Griseldas Smaragd-Ohrringen und den Halsketten, die sie im Finale für ihre Söhne anfertigen ließ, zu akribischen Diskussionen kam.

Die meisten von Griseldas Halsketten und Schmuckstücken waren nicht zierlich oder filigran. Sie waren eher dick und eine „echte Flex“, sagt Evelyn. Denn die Statement-Pieces der 80er-Jahre hatten vor allem echtes Gewicht und Größe.

Der Schmuck von Griselda ist eine „echte Flex“.

Szenen im Miami der 70er- und 80er-Jahre wurden in Los Angeles gedreht

Überraschung! Nichts in Griselda wurde tatsächlich in Florida gedreht. Dies geschah jedoch aus dem Bestreben heraus, die Produktion dem Retro-Miami näher zu bringen. „Authentizität ist alles für uns“, sagt Newman. „Miami sieht nicht mehr so aus wie das Miami vor der Kokainexplosion, in dem unsere Geschichte spielt. Deshalb mussten wir es in Los Angeles nachbauen, und das haben wir sehr akribisch gemacht.“

„Nichts schreit so sehr nach Exzess wie goldene Riesenschildkröten.“

Kim Leonard, Ausstatterin

Je größer das Haus, desto heimtückischer der Reichtum

Die zunehmende Größe und Stattlichkeit von Griseldas Häusern sind Monumente ihres hohlen Reichtums, ihres Einflusses und ihrer wachsenden Paranoia.

In Amilcars Penthouse befinden sich echte Schlangen, was darauf hinweist, dass sein Haus eine Grube des Verrats ist. „Es gab ein Tiermotiv bei den echten Narcos, das ich unbedingt verstärken wollte. Denn nichts schreit so sehr nach Exzess wie goldene Riesenschildkröten“, sagt Ausstatterin Kim Leonard.

Die schwarzen Jaguare, die Amilcars Eingangstür schmücken, sind Symbole für tödliche Macht, aber sie sind sehr teuer und völlig nutzlos. „Wir haben oft den Ausdruck Fuck-you-Money benutzt“, sagt der Produktionsdesigner Knut Loewe.

In dieser Zeit gab es keine Grenzen für die Zurschaustellung des eigenen Reichtums, wenn man ihn hatte. In Griseldas letzter Villa, in der sie Darios Geburtstag feiert, hat sie Fu-Hunde in ihrem Arbeitszimmer. Historisch gesehen sollen diese das Glück und die Harmonie maximieren, was Leonard ironisch findet. „Wer sonst sollte so etwas haben, wenn nicht jemand, der mächtig und ein wenig misstrauisch gegenüber allem ist?“

Tiermotive bei den echten Narcos sind Symbole für tödliche Macht.

War der Mutiny-Nachtclub ein echter Ort?

Ja! Der Nachtclub des Mutiny Hotels war ein berüchtigter Treffpunkt für die Drogenszene Miamis, um Kontakte zu knüpfen und Geschäfte zu machen.

„Beim Mutiny hatten wir ziemlich viele Freiheiten, weil es sich um einen geheimen Club handelt, der nur für Mitglieder zugänglich ist“, sagt Leonard. „Es gibt nicht viele Beweise dafür, wie er aussah. Wir wussten, wie er sich anfühlte – der Exzess von Miami in dieser Zeit – und wir haben ihn maximiert.“

Griseldas Yachtparty in Episode 2 fand ebenfalls auf einem historischen Boot statt. Das Boot gehörte früher Winston Churchill und wurde von der jungen Königin Elisabeth II. zu einer Dinnerparty besucht. „Man könnte einen Film nur auf diesem Boot drehen“, sagt Loewe.

Mutiny – der Exzess von Miami in den 70er-Jahren.

Autos und Schnaps im Miami der 70er- und 80er-Jahre

Zu Griseldas Zeiten waren Cadillacs noch elegant. Aber die amerikanische Autokultur begann gerade, europäische Autos anzuerkennen. In den 80er-Jahren galten sie als Statussymbol. Die Mentalität lautete: „In Miami wird mich jeder kennen“ – nachdem sie mit einem Auto, das sonst niemand hatte, zum Mutiny gefahren waren. Deshalb gab die Produktion Griselda die cremefarbene Mercedes S-Klasse, den 450 SEL 6.9. Dieser Wagen, der in drei Episoden auftaucht, war der teuerste Mercedes, den man zu dieser Zeit kaufen konnte.

Jedes alte Etikett, jede Werbung und jeder Kühler von Crown Liquors war für die jeweilige Zeit und Region typisch

Die Beschaffung der richtigen Marken und Auslagen der Spirituosenhersteller (wie Midori, Frangelico und Tuaca) war eine mühsame Angelegenheit. „Es war großartig, diese echten Marken aus der damaligen Zeit zu verwenden. Sie spiegeln wirklich das wider, was damals in Miami populär wurde. Und die Kultur, die in diesen Spirituosenladen kam“, sagt Leonard.

Piña Coladas waren damals das It-Getränk in Miami, und auch Mojitos kamen langsam in Mode. Sogar die Kühlbox des Ladens war etwas Besonderes, da sie sich im Laufe der Jahrzehnte verändert hatte. Es dauerte allein einen Monat, bis das Team diese Details ausgearbeitet hatte. Von der Art und Weise, wie die Getränke im Regal präsentiert wurden, bis hin zur richtigen Art und Weise, die Tür zu öffnen.

Tara Bitran und Drew Tewksbury, Tudum / Netflixwoche

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