Fünf Episoden, in denen Black Mirror die Zukunft vorhergesagt hat

Killer-Roboter-Hunde, die ihre Opfer zerfleischen. Dating-Apps, die das Liebesleben von der Partnerwahl bis zur Trennung diktieren. Oder ein Pop-Star (gespielt von Miley Cyrus), deren Bewusstsein in einer Puppe gefangen wird. Die Sci-Fi-Anthologieserie Black Mirror zeichnet meist ein eher düsteres Bild von der Zukunft, die neue Technologien uns bescheren könnten.

Viele dieser Geschichten sind zum Glück satirische Überzeichnungen. (Miley Cyrus ist zumindest unseres Wissens nach, anders als in der Folge Rachel, Jack und Ashley Too aus Staffel 5, nicht in einer Puppe gefangen.) Andere Episoden sind jedoch erschreckend realistisch.

Wie zum Beispiel die Pilotfolge von Black Mirror: Wer hätte gedacht, dass der Plot – ein britischer Premierminister hat Sex mit einem Schwein – ein paar Jahre später im echten Leben Schlagzeilen schreiben würde?

Doch dann erschien 2015 die unautorisierte Biographie Call me Dave über den damaligen britischen Premierminister David Cameron. Darin behauptet der Autor, Cameron habe während seiner Studienzeit „einen privaten Teil seiner Anatomie“ in den Mund eines toten Schweins gesteckt, als Teil einer Initiation der studentischen Piers Gaveston Society.

„Ein kompletter Zufall, wenn auch ein ziemlich bizarrer.“

Black-Mirror-Schöpfer Charlie Brooker über #Piggate

Das Gerücht wurde natürlich nie bestätigt, ganz Großbritannien diskutierte trotzdem wochenlang über „Piggate“. Und Black-Mirror-Schöpfer Charlie Brooker, der die Pilotfolge geschrieben hatte, bekam einige Anrufe von der Presse. Brooker bestritt, von den Vorwürfen vorab gewusst zu haben, und nannte die Situation „einen kompletten Zufall, wenn auch einen ziemlich bizarren.“

Die Geschichte mit dem Schwein ist nicht die einzige bizarre Parallele zwischen Black Mirror und der Realität – und nicht einmal die gruseligste. Denn in ein paar Folgen hat die Sci-Fi-Serie sogar die Zukunft vorausgesehen. Hier sind fünf Prophezeiungen aus Black Mirror, die wahr geworden sind.

1. Dank Künstlicher Intelligenz mit Verstorbenen sprechen

Aus: Wiedergänger (Staffel 2, Episode 1)

Erschienen: 2013

In Wiedergänger chattet die junge Witwe Martha (Hayley Atwell) mit einer Künstlichen Intelligenz, die ihrem plötzlich verstorbenen Partner Ash (Domhnall Gleeson) immer ähnlicher wird. Die KI hat aus allen Posts, E-Mails und Fotos, die Ash je gepostet hat, seine Persönlichkeit erfasst. Und imitiert ihn nun fast perfekt: seinen Humor, seinen Stil, seine Gedanken. Bis Ash sogar als Androide wieder aufersteht. Und anfängt Martha unheimlich zu werden.

Ganz so hyperrealistische Androiden wie Ash gibt es noch nicht – KI-Programme, die Tote imitieren, allerdings schon. 2015 startete der portugiesische Softwareentwickler Henrique Jorge ein soziales Netzwerk namens ETER9. Die Firma verspricht ihren Usern, ihre eigenen KI-Klone zu erschaffen. Das Programm verarbeitet alle auf ETER9 geposteten Beiträge und lernt dadurch, die Persönlichkeit des jeweiligen Users nachzuahmen.

Amazon ging sogar noch weiter: 2022 enthüllte Amazon eine neue Alexa-Funktion, die es dem KI-Assistenten ermöglicht, die Stimmen verstorbener Verwandter der User zu imitieren. Und mit Chat-GPT und ähnlichen Tools kann heute jede*r selbst einen Chatbot trainieren und dazu bringen, den Sprechstil und Charakter der Liebsten zu imitieren.

Mit KI-Kopien von Toten reden, wie Martha (Hayley Atwell) mit Ash (Domhnall Gleeson) in der Episode Wiedergänger? Das ist bereits möglich.

2. Killer-Roboter und Roboter-Hunde

Aus: Metallkopf (Staffel 4, Episode 5)

Erschienen: 2017

Killer-Roboter gehören zu den Sci-Fi-Klassikern schlechthin, von den Daleks aus Doctor Who bis zum Terminator. Was die Roboter aus der Folge Metallkopf so besonders angsteinflößend macht, ist ihr Aussehen: Die Roboter-Hunde sehen aus wie die bösen Zwillinge von „Spot“, dem Roboter-Hund von Boston Dynamics. Nur dass sie keine lustigen Tänzchen aufführen, sondern Hauptfigur Bella (Maxine Peake) und ihre Mitstreiter jagen.

„Spot“ wird bisher nicht zum Töten eingesetzt. Im Oktober 2022 unterzeichnete Boston Dynamics eine Erklärung, in der das Unternehmen versicherte, dass es keine Bewaffnung seiner Roboterkreationen unterstützen würde. Andere Unternehmen haben weniger Hemmungen: Unbemannte Flugkörper, Drohnen und andere Tötungsmaschinen mit Namen wie „Predator“ (auf deutsch: Raubtier oder Räuber) und „Reaper“ (Sensenmann) werden bereits im Krieg eingesetzt. Dagegen sehen sogar die blutrünstigen Robo-Hunde aus Metallkopf niedlich aus.

3. Mit Drohnen gegen das Bienensterben

Aus: Von allen gehasst (Staffel 3, Episode 6)

Erschienen: 2016

Um mal ein positives Beispiel zu nennen: Wissenschaftler*innen haben Drohnen entwickelt, die die schwindende Bienenbevölkerung bei der Bestäubung unterstützen sollen. Die Robo-Bienen werden auch zur Überwachung der Gesundheit von Bienenstöcken eingesetzt. Neuere Modelle können zum Beispiel Bienenköniginnen dazu anregen, mehr Eier zu legen, indem sie der Königin das richtige Futter zur richtigen Zeit geben.

Von einer ähnlichen Technik hat bereits 2016 die Black-Mirror-Episode Von allen gehasst erzählt: Hier bestäuben Nano-Roboter Blumen, um dem Bienensterben entgegenzuwirken. Bleibt nur zu hoffen, dass die echten Robo-Bienen nicht wie in Von allen gehasst Mordlust entwickeln …

4. Ein Horror-Spiel, das deine schlimmsten Albträume wahr werden lässt

Aus: Erlebnishunger (Staffel 3, Episode 2)

Erschienen: 2016

Ein amerikanischer Tourist (Wyatt Russell) meldet sich aus Geldnot für ein Experiment an: Er soll ein revolutionäres Augmented-Reality-Spiel testen. Das Horrorspiel interagiert über ein Implantat im Gehirn direkt mit den Gedanken des Spielers – und lässt seine schlimmsten Ängste wahr werden.

Wer schon beim Plot von Erlebnishunger Gänsehaut bekommt, der sollte jetzt aufhören zu lesen: Game Developer arbeiten bereits an Spielen, die die Gedanken und Gefühle der Spieler*innen erkennen und verarbeiten können. Wie die User ihren Kopf neigen, wie schnell ihr Herz schlägt, wie ihre Haut reagiert – mit Sensoren, die zum Beispiel in ein VR Headset eingebaut werden können, lassen sich diese biometrischen Reaktionen erfassen. Erste Spiele wie das Horror-Game Nevermind nutzen bereits solches Biofeedback: Mit den Stresswerten der Spieler*innen steigt der Schwierigkeitsgrad des Spiels.

Etwas weniger gruselig: Virtual-Reality-Sex – wie in dem Videospiel in Striking Vipers (Staffel 5, Episode 5) – ist heutzutage ebenfalls bereits möglich.

5. Ein pöbelnder TV-Star, der als populistischer Kandidat erfolgreich wird

Aus: Die Waldo-Kandidatur (Staffel 2, Episode 3)

Erschienen: 2013

Ein frustrierter Comedian (Daniel Rigby) lässt seine TV-Figur – ein vulgärer Cartoon-Bär namens Waldo – für ein politisches Amt kandidieren. Was als Gag beginnt, gerät schnell außer Kontrolle: Die Wähler*innen feiern Waldo. Sie lieben, dass Waldo die anderen Kandidat*innen beleidigt, sie lieben seine Schimpftiraden, seinen enthemmten Populismus, seinen ausgestreckten Mittelfinger.

Hört sich vertraut an?

Charlie Brookers Inspiration für das Drehbuch zu Die Waldo-Kandidatur war Boris Johnson (2013, als die Episode erschien, noch nicht Premierminister.) Drei Jahre später wurde die Waldo-Episode aber oft in Zusammenhang mit einem anderen Namen zitiert: Donald Trump.

Wie der offizielle Black-Mirror-Account twitterte: „Das ist keine Episode. Das ist kein Marketing. Das ist Realität.“

Netflixwoche Redaktion

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