Fürs Leben: Die tollsten Serienfreundschaften auf Netflix

Achtung, steile These: Richtig gute Serienfreundschaften können noch den seichtesten Plot retten. Kaum etwas ist schöner, als zwei Menschen dabei zuzusehen, wie sie gemeinsam durch dick und dünn gehen. Die Popkultur ist entsprechend voll von herzerwärmenden Freundschaften. Alleine in der Sitcom-Welt gibt es unzählige Beispiele, auch Jahrzehnte nach Seinfeld und Friends funktioniert das klassische Bestie-Setting ganz hervorragend.

Friends wird sogar nachgesagt, das westliche Verständnis von Freundschaft und Familie wesentlich beeinflusst zu haben. Das zeigt, wie wichtig eine vielseitige Darstellung von Freundschaften in Film und Serie ist. Lange nämlich waren die Beziehungen eher eindimensional, die Rollen klar verteilt. In den vergangenen Jahren hat sich da viel getan: Unter Frauenfiguren geht es inzwischen weniger um Frenemies – also vermeintliche Freundinnen, die sich eigentlich hassen und deswegen gegenseitig sabotieren –, sondern um Solidarität und Unterstützung. Auch die Männer dürfen längst mehr freundschaftliche Zuneigung zeigen als den extra-maskulinen Schulterklopfer beim Sportgucken und Biertrinken. Und wer sagt überhaupt, dass Frauen nur mit Frauen und Männer nur mit Männern befreundet sein dürfen?

Von Sandkasten-Friends über späte Zufallsbegegnungen bis hin zur Schicksalsgemeinschaft: Wir haben zehn interessante, rührende, lustige und insgesamt tolle Freund*innen-Konstellationen zusammengestellt.

Pose (2018): Blanca und Pray Tell

Die Drama-Serie Pose ist angesiedelt in der queeren Ballroom-Szene im New York der achtziger Jahre, also inmitten der Aids-Epidemie. Immer wieder kämpfen die Charaktere gegen Diskriminierung, immer wieder stehen sie vor existenziellen Problemen. Die Protagonist*innen Blanca (MJ Rodriguez) und Pray Tell (Billy Porter) knüpfen währenddessen eine enge Bande, die schonungslose Ehrlichkeit und Loyalität garantiert. Die Freundschaft der beiden ist ein bewegender Beweis dafür, dass Blut nicht immer dicker istals Wasser.

Sex Education (2019): Amy und Maeve

Bei Sex Education denken viele erstmal an Otis (Asa Butterfield) und Eric (Ncuti Gatwa). Die Freundschaft zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Teenagern ist der Star der Coming-of-Age-Serie, ganz klar. Weniger laut und auffällig, aber umso schöner hat sich die Freundschaft zwischen der gutherzigen Schul-Schönheit Aimee (Aimee Lou Wood) und der taffen Einzelgängerin Maeve (Emma Mackey) entwickelt. Eher zufällig haben sie sich angenähert, waren in schweren Momenten füreinander da und kitzeln das Beste aus der anderen heraus. Eine wärmende Symbiose zweier Frauen, die sich zwar nicht gesucht, aber zum Glück schnell gefunden haben.

Unbreakable Kimmy Schmidt (2015): Kimmy und Titus

Klingt nicht nach klassischem Comedy-Stoff: In Unbreakable Kimmy Schmidt von der unvergleichlich komischen Autorin Tina Fey gelingt es Kimmy (Ellie Kamper) und ihren Schwestern, aus einem Bunker auszubrechen, in den sie vor 15 Jahren eingesperrt wurden. Kimmy beginnt ihr neues Leben in Freiheit zufällig an der Seite des vereitelten Musicalstars Titus (Tituss Burgess). Der kann mit Kimmys unerschütterlichem Optimismus und ihrem unaufgeregten Kleidungsstil erstmal wenig anfangen. Über vier Staffeln werden sie aber zu einem Dream-Team aus Egozentrik und Naivität. Sie knallen sich schonungslose Wahrheiten an den Kopf und singen trotzdem gemeinsam am Times Square „Circle of Life“. Das muss wahre Freundschaft sein.

After Life (2019): Tony und Anne

Tonys (Ricky Gervais) Leben in einer britischen Kleinstadt scheint ziemlich in Ordnung zu sein, bis seine Frau Lisa an einer Krebserkrankung stirbt. Der Zeitungsredakteur fällt in eine schwere Depression, will sich das Leben nehmen. Zwar kratzt er in letzter Sekunde die Kurve, führt ab sofort aber ein Leben im absoluten Nihilismus: Alles, wirklich alles, ist Tony ab jetzt scheißegal. Zumindest will er sich das weismachen. Immer wieder begegnet er in der Serie einzigartigen, skurrilen Menschen, die ihn daran erinnern, wofür es sich zu leben lohnt. Eine davon ist die Witwe Anne (Penelope Wilton), mit der er immer wieder ergreifende Gespräche über das Leben und den Tod führt. Eine trostspendende Bindung voller Dialoge zum Mitschreiben.

Gilmore Girls (2000): Paris und Rory

In Staffel eins schien noch unumgänglich, dass Paris (Liza Weil) und Rory (Alexis Bledel) für alle kommenden Staffeln im Feindschaftsmodus bleiben würden. Umso aufregender, dass sie sich über die sieben Staffeln hinweg angenähert haben – bis hin zur Freundschaft. Nach diversen Schulfehden, Eifersuchtsdramen und Konkurrenzkämpfen haben sie bemerkt, dass sie sich an manchen Stellen vielleicht ähnlicher sind, als sie dachten, und sich irgendwie richtig gut ergänzen. Am Ende von Gilmore Girls gilt Paris als engste Verbündete von Rory. Ein guter Grund, die sieben Staffeln nochmal durchzubingen.

Lovesick (2014): Dylan, Luke und Evie

Es ist das klassische Sitcom-Setting: Ein paar junge Erwachsene suchen sich selbst, verlieben sich, entlieben sich, dies das. Dabei werden sie von ihren allerbesten Freund*innen begleitet. In der Romcom Lovesick ist das genauso, die Freund*innen Dylan (Johnny Flynn), Luke (Daniel Ings) und Evie (Antonia Thomas) sitzen aber nicht bloß in einer Kneipe rum und unterhalten sich über ihre ach so schwerwiegenden Probleme. Sie müssen unerfreuliche Dinge erledigen, denn Dylan erhält die Diagnose Chlamydien. Er muss nun alle seine Sexualpartner*innen abklappern, um ihnen Bescheid zu geben. Lovesick verfolgt diese Odyssee zwischen (Ex-)Liebschaften auf verschiedenen Zeitebenen, die alle eines gemein haben: die unerschütterliche Freundschaft zwischen Dylan, Evie und Luke – die (Achtung, Spoiler) an manchen Stellen auch Potenzial für die ganz große Liebe bereit hält.

Grace and Frankie (2015): Grace und Frankie

Was braucht man, wenn das gewohnte Leben wie ein Kartenhaus zusammenfällt? Man braucht Menschen, die einen verstehen. In Grace and Frankie werden beide Frauen von ihren langjährigen Partnern verlassen. Klingt nach Steilvorlage für Schwesternschaft auf ewig. Das Problem daran? Grace (Jane Fona) und Frankie (Lily Tomlin) könnten kaum unterschiedlicher sein. Die Serie zeigt den Weg zweier Frauen, die vor vielen Herausforderungen stehen und immer wieder merken, worauf es wirklich ankommt: ein offenes Ohr und persönliche Größe, mit der man über die ein oder andere Macke einfach hinwegblicken kann.

Pretend it’s a City (2021): Fran Lebowitz und Martin Scorsese

Na gut, an dieser Stelle muss der Serienbegriff  etwas gedehnt werden. Diese Liste wäre aber einfach nicht vollzählig ohne die Traumkonstellation aus der Doku-Reihe Pretend it’s a City: Die Autorin Fran Lebowitz, die sich selbst in die DNS von New York City hineingelebt hat, und der Star-Regisseur Martin Scorsese unterhalten sich in sieben Folgen über das Leben in der Metropole, die Menschen und die sonderbaren Eigenheiten dieser Stadt. Scorsese ist dabei eine Art Cheerleader: Durch die richtigen Fragen und sein dauerhaftes Kichern bringt er Lebowitz zur Höchstform. Sie feuert ein Bonmot nach dem anderen heraus und macht die Serie damit zum absoluten Kameragold, das uns zum Lachen bringt, wie gute Freund*innen das eben tun.

Breaking Bad (2018): Walter und Jesse

Ob man die Beziehung der beiden wirklich als Freundschaft bezeichnen kann? Vielleicht ist es eher Hassliebe, vielleicht eine Zwangsneurose. So genau erfahren Zuschauende das während der fünf Staffeln Breaking Bad nicht. Der desillusionierte Lehrer Walter White (Bryan Cranston) pflegt jedenfalls ein sehr besonderes Verhältnis zu seinem ehemaligen Schüler Jesse Pinkman (Aaron Paul), mit dessen Hilfe er zum Crystal Meth-Gott wird. Egal wie krachend ihre Streits, wie handgreiflich ihre Auseinandersetzungen, immer wieder ziehen sie sich gegenseitig an wie zwei Magneten. Sie können nicht ohne einander. Eine Beziehung, so dramatisch, dass sie im Serienkosmos einzigartig bleibt.

Brooklyn Nine-Nine (2013): Jake und Rosa

Eigentlich hätte die gesamte Brooklyn Nine-Nine-Gang einen Freundschaftsorden verdient. Die Mitarbeitenden des Polizeireviers in New York kennen scheinbar nichts als Zuneigung füreinander. Besonders zwischen Jake (Andy Samberg) und Rosa (Stephanie Beatriz) stimmt die Chemie. Jake, der vielleicht albernste Typ im gesamten Netflix-Kosmos, und die introvertierte Rosa ergänzen sich auf eigenartige Weise. Die beiden kennen sich seit der Polizeiakademie und stehen füreinander gerade – was dem Quatsch-Humor der Serie die genau richtige Dosis emotionaler Tiefe verleiht.

Netflixwoche Redaktion

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