Die wahren Barracuda Queens: Diese Einbrecher waren das Vorbild für die Serie

Gab es wirklich eine Gang von Mädchen aus gutem Hause, die in den 1990ern ihre reichen Nachbarn ausgeraubt und Champagner-Gläser am Tatort zurückgelassen haben? Das ist die wahre Geschichte hinter der Netflix-Serie Barracuda Queens.

Nach einer wilden Partynacht erwartet vier Freundinnen ein schwerer Kater. Lollo, Mia, Klara und Frida haben das Wochenende in der schwedischen Stadt Båstad verbracht. Ihre Eltern glauben, sie seien brav beim Tennistraining. Tatsächlich bestand das Wochenende der vier jungen Frauen aus Champagner, Rhythm is a Dancer und One-Night-Stands mit Typen, an deren Namen sie sich nicht einmal mehr erinnern. Und Klara ist bei laufendem Wasser in der Badewanne eingepennt. Das Zimmer ist überschwemmt, das Wasser tropft ein Stockwerk tiefer schon von der Decke.

Das Hotel schickt die Rechnung: 75.000 Kronen. Als wäre das nicht schon zu viel, kommt auch noch die Kreditkartenabrechnung: Die vier Mädchen haben 100.000 Kronen versoffen.

Ihre Schulden entsprächen heutzutage rund 15.000 Euro. Die Eltern der jungen Frauen (außer Mia) sind reich – sie halten ihre Töchter für brave Studentinnen. Das Party-Wochenende zu beichten, kommt für die heimlichen Party-Girls nicht infrage. Doch wie sollen sie nur das Geld herbeischaffen?

Als Klara auf einer Familienfeier eine Rolex mitgehen lässt, bringt das die Clique auf eine Idee: Ihre Nachbarn und Bekannten sind reich – warum brechen sie nicht einfach bei denen ein? Die Barracuda Queens (ein Spitzname aus Kindheitstagen) begeben sich auf Raubzug. An ihren Tatorten lassen sie immer ein besonderes Markenzeichen zurück: Sie trinken Champagner, um den Einbruch zu feiern, und hinterlassen die leeren Gläser und Champagnerflaschen.

So beginnt die neue Netflix-Serie Barracuda Queens. Die Serie spielt im Schweden der 1990er. Und ist inspiriert, so verspricht es der Vorspann, von wahren Begebenheiten. Doch gab es die „Barracuda Queens“ wirklich? Hier ist der Reality Check.

Die wahre Geschichte hinter Barracuda Queens

Eine Gang, die in den Neunzigern Stockholms High Society ausgeraubt hat, gab es wirklich. Aber mit einem wichtigen Unterschied: Die wahren Einbrecher waren keine Mädchen aus gutem Hause. Sondern – soweit bekannt – nur Männer aus weniger begüterten Verhältnissen.

Die wahre Gang ist bekannt als die Lidingöigan (auch: Lidingö League), benannt nach dem Stockholmer Vorort, aus dem die meisten der Diebe stammen.

Wie in der Serie hatten auch die echten Diebe Geschmack und einen Blick für Qualität: Sie raubten nicht nur Geld, sondern vor allem Antiquitäten, edle Vintage-Weine, Juwelen und Werke von Künstlern wie Chagall und Picasso. Wie die jungen Frauen aus Barracuda Queens feierte auch die Lidingö-Gang gelungene Einbrüche noch vor Ort mit Champagner und ließ die leeren Gläser und Flaschen zurück.

Zu ihren Opfern gehörten berühmte schwedische Persönlichkeiten wie Jan Carlzon, der ehemalige Chef der Scandinavian Airline und der Schriftsteller Jan Guillou. Letzterer ließ sich übrigens von der Gang für einen seiner Romane inspirieren: In Tjuvarnas marknad (übersetzt: „Markt der Diebe“) erzählt Guillou die Geschichte einer Gang von Töchtern und Söhnen aus reichen Familien, die ihre ebenso reichen Bekannten ausrauben.

Wurden die echten Diebe gefasst?

Die schwedische Polizei geht davon aus, dass etwa 50 Einbrüche und 20 Autodiebstähle von dieser Gruppe begangen wurden. Umgerechnet über 23 Millionen Euro sollen sie erbeutet haben.

Ein paar der Diebe wurden Anfang der 2000er festgenommen und verurteilt. Doch bis heute weiß die Polizei nicht, ob sie alle Mitglieder der Lidingöigan erwischt hat.

Die Barracuda Queens, von links nach rechts: Mia (Tea Stjärne), Klara (Tindra Monsen), Lollo (Alva Bratt), Amina – die sich den Mädchen anschließt, nachdem sie versucht haben, bei ihr einzubrechen – und Frida (Sandra Zubovic).

Tea Stjärne spielt in Barracuda Queens Mia, das einzige Mädchen in der Clique, das nicht aus der Oberschicht stammt. Sie sagte der schwedischen Zeitung Aftonbladet, dass ihr gefällt, wie die Serie von der wahren Geschichte abweicht.

„Es macht Spaß, Mädchen in dieser Krimi-Soap zu sehen. Es ist nicht so üblich, dass Mädchen diese Rollen spielen, dass sie Alarmanlagen durchschneiden und Fenster einschlagen.“

Und dieser Spaß überträgt sich auf die Zuschauer*innen. Wenn die Barracuda Queens auf Raubzug gehen, ist man unweigerlich auf ihrer Seite – schließlich sind ihre Opfer noch dekadenter als die Diebinnen.

Netflixwoche Redaktion

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