Der Auserwählte: Wenn ein Zwölfjähriger plötzlich zum Heiland wird

In Der Auserwählte gilt ein Junge mit übernatürlichen Kräften als der Abgesandte Gottes. Die Geschichte der neuen Netflix-Fantasy-Serie basiert auf den Comics von Mark Millar.

Lässig wie James Dean schlendert er über den Platz. Die Haare leicht nach hinten gegelt, sein Grinsen süffisant. Die Menschen jubeln, wenn sie ihn sehen. „Hi Jodie“, rufen die Kids. Mit Drinks stoßen die Teenager auf ihn an. Lichterketten leuchten, an einigen Feuerstellen wird gegrillt. Die ersten Mädchen lauern schon. Mit Zuckerstangen und Zungenküssen wollen sie Jodie verführen. Dazu ertönt von der deutschen Popsängerin Sandra: „I'll never be Maria Magdalena.

Trouble im Paradies naht – das könnten die Macher*innen der neuen Fantasy-Serie Der Auserwählte an dieser Stelle nicht deutlicher zeigen. Wird ihr zwölfjähriger Jesus widerstehen können?

Der Auserwählte basiert auf der dreiteiligen Comic-Buch-Reihe American Jesus von Mark Millar und wurde von dem mexikanischen Autorenteam um Jorge Dorantes adaptiert. Unter der Regie von Everardo Gout sind so sechs Folgen entstanden, die seit dem 16. August in der ersten Staffel auf Netflix zu sehen sind.

Im Zentrum der Geschichte steht wie beim ersten Comic-Band Jodie (gespielt von Bobby Luhnow), ein Junge, der um 1985 mit übernatürlichen Kräften geboren wird. Als Baby lassen seine Schreie Glas zerspringen, als Kind schaltet er ohne Fernbedienung den Fernseher ein.

Mit Psychopharmaka die Kräfte schwächen

Überfordert von seiner Macht – und aus Angst, dass die Polizei ihn ihr wegnehmen könnte – stellt Jodies Mutter Sarah (Dianna Agron) den Jungen mit Psychopharmaka ruhig. Die Tabletten zeigen allerdings kaum Wirkung. Und spätestens als Jodie alle in seiner Schulklasse zwingt, ihre Engelszeichnungen anzuzünden, müssen Mama und Sohn aus den USA wegziehen.

Jodie (Bobby Luhnow) und seine Mutter Sarah (Dianna Agron) wollen ein ruhiges Leben in Mexiko führen ...

Mexiko soll die neue Heimat werden. Ein kleines Dorf mit wenig Einwohnern. Jodie bleibt cool, findet Freund*innen und Gefallen an den weißen Sandstränden, den leckeren Fischgerichten. Aber dann trifft ihn kurz vor seinem 13. Geburtstag ein Laster – und alles ändert sich:

Jodie überlebt ohne einen einzigen Kratzer. Die Dorfgemeinde glaubt, er hat Superkräfte. Die Freunde zwingen ihn, seine Macht zu demonstrieren: Er soll Wasser in Wein verwandeln, einen fast blinden Jungen wieder sehen lassen. Und als er sogar einen Mann aus dem Koma zurückholt, ist klar: Jodie ist der Heiland.

Vom Spider-Man zum Mann Gottes

Mark Millar ist eine Comic-Buch-Legende. Er hat für DC’s Flash und Superman gearbeitet und auch an Marvel's Ultimate X-Men, Marvel Knights Spider-Man und Ultimate Fantastic Four. Seine Reihe Wanted wurde 2008 sogar verfilmt – mit Morgan Freeman und Angelina Jolie in den Hauptrollen.

Für American Jesus hat sich Millar mit Zeichner Peter Gross zusammengetan und die Frage gestellt: Was würde eine Gesellschaft – die ihren eigenen Untergang durch Gier sowie Raub an der Umwelt vorantreibt –  tun, wenn ihnen ein Erlöser geschenkt wird? Und wie verhält sich ein neu geschaffener Heilsbringer in so einer Welt?

Ein Auszug aus dem Comic. Quelle: Panini Verlag
Das Cover zum ersten Teil. Quelle: Panini Verlag

Der erste Band heißt: Der Auserwählte (hierzulande 2020 im Panini Verlag erschienen). Es ist die Geschichte um Jodie, die ähnlich wie in der Netflix-Serie verläuft. Band 2 trägt den Namen Der neue Messias und handelt von der 14-jährigen Jungfrau Luciana, die in den 70er-Jahren mit einem mächtigen Wesen schwanger sein soll. In Band 3 (Die Offenbarung, 2023) wird Jodies Herrschaft ausgebaut – das Weiße Haus lässt grüßen ...

Der Auserwählte neben dem Wohnwagen

So weit wie in Band 2 und 3 ist Der Auserwählte auf Netflix aber noch lange nicht. Auch ist unklar, inwieweit die Autor*innen der Comicvorlage folgen werden. Mark Millar sagte sogar einmal, dass er es besser findet, wenn Verfilmungen ihn noch überraschen können.

Der Auserwählte: Jodie hat seinen Platz.
Und die Dorfbewohner*innen huldigen ihrem neuen Heiland.

In der ersten Staffel der Serie bleibt die Erzählung noch dicht an der Entstehung von Jodie und seiner Macht. Der Junge muss sich unter anderem mit seinem neuen Dasein zurechtfinden. Da wäre der zum Thron umgebaute Sessel neben einem abgeranzten Wohnwagen. Die Menschen, die plötzlich zu ihm pilgern. Nicht zu vergessen, all die lüsternen Mädchen. Und der Pfarrer, der eine neue Religion für ihn gründet: „Gelobt sei Jodie!“

Seine Mutter Sarah ist derweil skeptisch. Sie fürchtet, dass jemand hinter Jodie her ist. Ein Geheimnis, das mit ihrer damaligen Schwangerschaft zu tun hat ... Und natürlich kommt es zu einer Jagd, zu neuen Entdeckungen – und am Ende der sechs Folgen zu einem Cliffhanger.

Für weitere Einzelheiten empfehlen wir eine*n Hellseher*in – oder den Blick in Serie und Comics.

Netflixwoche Redaktion

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