Von Gossip Girl bis Miseducation: Wie wird man ein It-Girl?

Like, Likes, Like! Mbali Hadebe (gespielt von Buntu Petse) ist Südafrikas It-Girl. Sie sieht gut aus, kennt fast nur Prominente und haust in einer schicken Villa. Ihren 19. Geburtstag feiert die Teenagerin entsprechend: Mit einem Outfit, das fast nur aus Glitzersteinen besteht und an Beyoncé erinnert. Mit einer Band, die Hunderte Fans offline und Tausende online begeistert. Mit einem Hashtag, der im Netz trendet.

Als sie jedoch auf die Bühne steigt und mit Champagner anstoßen will, kommt ihre Mutter angestürmt. Mama ist bankrott, die Vollstreckungsbehörde gleich da. #MbaliPleite.

Die neue Young-Adult-Serie Miseducation erzählt von Mbalis Fall und erneutem Aufstieg. Wie sich die junge Frau ihren It-Girl-Status erkämpft und wie politisch die Wahl einer Freundschaft sein kann.

Die Serie lässt an Clueless (1995), Girls Club (2004) und Gossip Girl (2007-2012) denken und hat tatsächlich viel Ähnlichkeit mit den Teen-Produktionen: Denn „it“ möchten darin alle Teenagerinnen sein. Doch was macht ein It-Girl überhaupt aus?

Das „Mädchen mit dem gewissen Etwas“

Laut dem Filmlexikon der Uni Kiel ist ein It-Girl meist eine jüngere Frau, „die durch stetige Medienpräsenz auffällt.“ Mit dem It in der Bezeichnung sei „das gewisse Etwas“ gemeint – Sexappeal, Ausstrahlung und Auftreten.“ Der Begriff ließe sich als „Mädchen mit dem gewissen Etwas“ übersetzen.

Zum ersten Mal kam die Bezeichnung in den USA auf. Stummfilm‑Star Clara Bow spielte 1927 die Hauptrolle in dem Film It (zu deutsch: Das gewisse Etwas). Die deutsche Wochenzeitung Die Zeit berichtet, dass seither „Zeitungsmacher, Modedesigner, Künstler und Fotografen der jeweiligen Zeit entschieden, welches Girl über jenes gewisse Etwas verfügte.“ Denn „die umjubelte Anziehungskraft ergab sich, klar, aus dem männlichen Blick“.

Im Nachrichtenmagazin Stern heißt es hingegen: It-Girls „prägten nicht nur ihre Zeit, sondern ganze Generationen“. „Sie sind nicht zu unterschätzen“, sagte Medienprofessor Franco Rota der Deutschen Presse-Agentur ergänzend. „It-Girls haben Intuition, Gespür für medienträchtige Atmosphäre, eine Nase für Menschen und Momente“.

Paris Hilton, die Mutter der It-Girls

Zu den prominentesten It-Girls gehört noch immer die Hotelerbin Paris Hilton. 2003 wurde sie mit der TV-Show The Simple Life bekannt. Darin leben sie und Freundin Nicole Richie als Stadtmädchen auf einer Farm. Es folgten ein Sex-Video-Skandal, zahlreiche Party-Paparazzi-Fotos, enthüllende Bücher, unzählige Kooperation. Die Süddeutsche Zeitung nennt Hilton eine „gnadenlose Geschäftsfrau und Mutter aller Influencer“. Die österreichische Tageszeitung Der Standard schreibt: „Das It-Girl verfügte über das schlechthin ultimative Gespür für alle Gangarten im Neokapitalismus: weltweit.“

2009 schaffte es das It-Girl in den Duden. Die Definition lautet: „Junge oder jüngere Frau, die durch ihr häufiges öffentliches Auftreten in Gesellschaft prominenter Personen und ihre starke Medienpräsenz einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist.“ Dasselbe gilt für den It-Boy. In puncto Influencer*in grenzt sich die It-Person laut Duden aber ab: Für Influencer spielen vor allem soziale Netzwerke, Reichweite und Werbebotschaften eine Rolle. Wenn auch heutzutage das eine von dem anderen nicht weit entfernt ist.

Mbali Hadebe von Miseducation macht etwa keine offensichtliche Werbung, weiß jedoch ihre Social-Profile einzusetzen. Um die Jugendlichen an einer neuen Uni zu begeistern, ist sie als Moderatorin hin und wieder bei einem Livestream dabei. Auf Partys wird ein cooles Selfie geschossen und mit dem heißen Ruder-Boy ist der perfekte Kandidat gefunden, der die Likes nach oben treibt – als Freund und Projekt versteht sich. Denn Sivu (Lunga Shabalala) will Präsident der Student*innen werden. Und Mbali hat die Social-Skills.

Ihre Freundin Natalie (gespielt von Micaela Tucker) ist obendrein eine perfekte Makeover-Kandidatin. Menschen lieben Makeover, das ist der nächste It-Girl-Streich. Dumm nur, dass Natalie der immer durchgestylen Mbali zuvor kommt und selbst Scheere und Make-up anlegt …

Die Regeln der It-Girls

Die It-Girls des Serien-und Filmuniversums haben interessanterweise immer dieselben, teils absurden Regeln. Und nicht selten enden sich im RomCom-/Komödien-Kosmos:

1. Sei immer top gestylt
Sport, gesundes Essen, glänzendes Haar – It-Girls müssen strahlen.

2. Freunde dich mit den coolen Kids an
Die Freund*innen sind der Spiegel der Seele, sie müssen genauso viel „it“ repräsentieren. Das gilt sowohl für den engen Kreis als auch für den oder die feste Partner*in.

3. Feuere deine Beliebtheit an

Einmal It-Girl, immer It-Girl? Nicht ganz. Der Status muss befeuert werden. Ganz gut eignen sich dafür soziale Projekte. Und im It-Girl-Universum gehört dazu auch ein Makeover von angeblich weniger schönen Menschen.

4. Wenn nichts geht, gehen Intrigen

Was wäre ein It-Girl-Status ohne Feinde? Intrigen gehören wie Make-up zu der Tagesroutine. Und die besten It-Girls wissen: Kenne deine Feinde wie deine Freunde. Je nach Fall, sind diese manchmal die Außenseiter*innen und manchmal die bösen It-Girls.

Die besten It-Filme auf Netflix

Auf Netflix finden sich zahlreiche Serie- und Filme, die mit diesen It-Regeln spielen. In Einer wie keiner (das Remake von Eine wie keine) geht beispielsweise It-Girl Padgett (Addison Rae Easterling) eine Wette ein und macht aus dem Außenseiter Camron (Tanner Buchanan) einen It-Boy.

In der Teen-Serien Gossip Girl kämpfen Serena van der Woodsen (Blake Lively) und Blair Waldorf (Leighton Meester) wiederum um den It-Status an der Upper East Side – mit jede Menge Drama, intrigen und Geheimnissen.

In dem Spielfilm Do Revenge tut sich It-Girl Drea Torres (Camila Mendes) mit Außenseiterin Eleanor (Maya Hawke) zusammen, um sich an ihrem Ex-Freund zu rechnen und ihren Ruf wiederherzustellen. Ob das gelingt?

Am Ende sind es natürlich die It-Girls, die die Regeln schreiben – und auch Ausnahmen machen.