Die besten Animationsfilme und -Serien auf Netflix

Animationsfilme sind schon lange nicht mehr bloß Unterhaltung für Kinder. Spätestens seitdem die Studio Ghibli-Kultfilme vom Anime-Großmeister Hayao Miyazaki die ganze Welt begeistern, wächst auch hierzulande das Interesse an Zeichentrickfilmen für ein erwachsenes Publikum.

Ursprünglich leitet sich der Begriff „Animation“ aus den lateinischen Wörtern „Anima“ (Seele) bzw. „animare“ (zum Leben erwecken) ab. Im Kern ist es genau diese Idee, die die besten Filmemacher*innen dieses Genres antreibt: mit Kunstfertigkeit und gestalterischen Mitteln eine gute Geschichte lebendig werden lassen. Zum Start der Anime-Serie Thermae Romae Novae gibt es hier fünf Empfehlungen für Animationsfilme und -Serien, in denen die Kunst des Seele-Einhauchens perfektioniert wurde.

The House (2022)

Das Motiv des Spukhauses hat in der Gruselfilmgeschichte einen festen Platz und auch in dieser Netflixproduktion wohnt in jedem Haus ein Mysterium. Ein Pakt mit dem Teufel, eine biblische Plage und die drohende Sintflut – das sind die narrativen Grundbausteine des Episodenfilms The House. Wir begegnen menschlichen und tierischen Bewohner*innen des Hauses und reisen mit ihnen durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der verfluchten vier Wände.

Zu dieser Idee haben drei unterschiedliche Regie-Teams jeweils eine halbstündige Episode in aufwendiger Stop-Motion-Technik entworfen. Die erste Episode erzählt beispielsweise von einer Filzfiguren-Familie, die in bescheidenen Verhältnissen lebt, bis eines Nachts ein ominöser Architekt dem frustrierten Familienvater ein Haus schenkt. Doch im Innern des imposanten Gebäudes geschehen seltsame Dinge. Der Film beeindruckt dabei nicht bloß durch die minutiös gestalteten Bildwelten, sondern erzählt auch eindringlich von seinen Figuren, die geradezu wahnhaft einem Lebensentwurf nacheifern und dabei ihr reales Umfeld aus den Augen verlieren.

Ich habe meinen Körper verloren (2019)

Die grenzenlose Freiheit im Animieren lädt immer auch zu surrealen Ideen ein, die mit Schauspieler*innen kaum umsetzbar wären – so auch bei der Romanadaption Ich habe meinen Körper verloren. Hier ist eine abgetrennte Hand auf der Suche nach ihrem verlorenen Körper. Was nach Body-Horror klingt, stellt sich schnell als poetische Reise und verträumte Coming-of-Age-Erzählung heraus. Während die Finger filigran durch die Straßen tänzeln und dabei auf unzählige Widrigkeiten stoßen, lernen wir in Rückblenden die Zeit kennen, in der der Protagonist Naoufel noch beide Hände besaß. Sein Leben war schon zuvor von einem Verlust überschattet, als er jedoch beim Pizza ausliefern Gabrielle kennenlernt, scheint er wieder aufzublühen.

An der perforierten Linie abreißen (2021)

In Italien ist Zerocalcare der vielleicht größte Star der Comic-Szene und seine erste Netflix-Serie drängte in seinem Heimatland sogar Squid Game von der Nummer 1. Hierzulande dürfte An der perforierten Linie abreißen für viele nun der erste Berührungspunkt mit der bunten Welt von Zerocalcare sein. Darin erzählt er vom Leben eines jungen Comic-Zeichners im römischen Außenbezirk Rebibbia. Sein Alltag besteht aus Punkkonzerten, Demonstrationen und einer heimlichen Schwärmerei. Doch sein Gewissen, verkörpert durch ein Gürteltier, holt ihn immer wieder auf den Boden der Realität.

Die 15-minütigen Episoden handeln von der Unstetigkeit des Lebens, von unerwarteten Wendungen, Brüchen und Umwegen. Die Serie ist dabei nicht nur raffiniert konstruiert und fantasievoll erzählt, sie ist zudem angereichert mit vielen verschiedenen popkulturellen Referenzen und politischen Randnotizen. So entsteht ein lebhaftes Portrait einer Jugend, die im Schatten der Finanzkrise aufgewachsen ist.

Devilman Crybaby (2018)

Selbstverständlich gibt es unzählige sehenswerte Anime-Filme und -Serien auf Netflix, daher fällt es schwer, ein einzelnes Werk herauszugreifen. Neben den wunderschönen Studio Ghibli-Filmen tummeln sich auf der Plattform beispielsweise der virtuos erzählte Körpertauschfilm Your Name, die dystopische Erfolgsserie Neon Genesis Evangelion oder der Sci-Fi-Klassiker Cowboy Bebop. An dieser Stelle soll jedoch auf einen der herausragendsten und provokantesten Titel im Genre verwiesen werden.

Kult-Regisseur Masaaki Yuasa adaptierte vor wenigen Jahren Gō Nagais Devilman (1972), der als ein Meilenstein der Mangaliteratur der 70er Jahre gilt und zu seiner Zeit mit expliziten Splatter-Szenerien schockierte. Devilman Crybaby knüpft nun an die Radikalität der Vorlage an und liefert eine bildgewaltige Interpretation der Geschichte von Akira und den in ihm schlummernden Dämonen. Mit Sicherheit ist Devilman Crybaby kein Animationsfilm für Kinder, aber für Liebhaber*innen kompromissloser, unkonventioneller Animes ein atemberaubendes Filmerlebnis.

If anything happens I love you (2020)

 „If anything happens I love you“ („Falls etwas passiert, ich liebe dich“). Im gleichnamigen Film erscheinen diese Worte auf einem Smartphone, in dem sich die rot-blauen Sirenen des Polizeiwagens spiegeln. Sie sind das letzte Lebenszeichen eines Mädchens.

Im Zentrum des Films steht die Trauer von Eltern, die ihre Tochter bei einem Amoklauf verloren haben. Der emotionale Graben, der sich daraufhin zwischen ihnen auftut, wird in Scherenschnitt-Figuren dargestellt. Ob ein Kleidungsstück in der Waschmaschine oder das Lieblingsgericht ihrer Tochter – alles erinnert an Momente mit ihrem Kind.

Der Film verzichtet auf Dialoge, stattdessen erzählen die skizzenhaften Animationen, wie wunderbar aufregend es ist, ein Kind aufwachsen zu sehen und wie schmerzhaft, es zu verlieren. Dieses Wechselbad aus Schmerz und glücklichen Erinnerungen entfaltet eine emotionale Intensität, der man sich kaum entziehen kann.

Räuber und Gendarm (2020)

Der Kurzfilm Räuber und Gendarm generierte zunächst auf Social Media breite Aufmerksamkeit. Der Broadway-Star Timothy Ware-Hill stellte ein emotional vorgetragenes Gedicht in Gedenken an Ahmaud Arbery online, der im Februar 2020 aus rassistischen Motiven ermordet wurden. Nachdem das kurze Video, in dem Ware-Hill seine Zeilen auf offener Straße rezitiert, viral ging, kontaktierte ihn der Produzent Arnon Manor mit der Idee für einen Kurzfilm. Darin versammeln die beiden diverse Künstler*innen, die unterschiedlichste Animationsstile miteinander kombinieren, sodass ein filmisches Mosaik aus Knetfiguren, Graphic Novel und dreidimensionalen Animationen entsteht.

Der Titel des Films bezieht sich auf ein Kinderspiel und genau diese angstfreie Verspieltheit kontrastiert der Film mit der todernsten Realität von Polizeigewalt und Rassismus. Die unschuldigen Animationen spielender Kinder kippen immer wieder in Bilder vom Ku-Klux-Klan, BLM-Protesten oder auch von Colin Kaepernick, dessen Kniefall als antirassistische Geste weltberühmt wurde.

Vorfreude auf Guillermo Del Toro’s Pinocchio

Animations-Fans warten dieses Jahr sehnsüchtig auf eine Verfilmung, über die schon seit Jahren spekuliert wird. Der mexikanische Regisseur Guillermo Del Toro, Meister moderner Märchenwelten, hat Carlo Collodis einzigartige Erzählung aus dem Jahr 1881 als Stop-Motion-Musical verfilmt - Pinocchio. Im Dezember erscheint der Film auf Netflix.

Netflixwoche Redaktion

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