„Mann aus Florida kaut einem anderen Mann das Gesicht ab.“
„Mann aus Florida bricht ins Gefängnis ein, um mit Freunden abzuhängen.“
„Mann aus Florida hat genug von der Wartezeit im Krankenhaus, stiehlt einen Krankenwagen und fährt nach Hause.“
Dank solcher Schlagzeilen wurde der „Florida Man“ zum Internetphänomen. „Florida Man“ steht für Männer, die laut Medien- und Social Media-Berichten angeblich in alle möglichen absurden Ereignisse im Sunshine State verwickelt sind. Bei der Verbreitung dieser Meldungen wird mit kreativer Interpretation aus vielen ein einziger „Florida Man“ – quasi der dümmste, chaotischste, wahnwitzigste Anti-Superheld des Universums. Der legt sich gerne mit der Polizei an, ist betrunken, angst- und schmerzbefreit oder stellt sich einfach nur unfassbar dämlich an. Oft spielen Alligatoren eine Rolle.
„Mann aus Florida verhaftet, weil er versucht hat, einen Alligator betrunken zu machen.“
„Mann sitzt zwei Tage in einem Schrank fest, der nicht abgesperrt ist.“
„Mann aus Florida verhaftet, weil er den Notruf gewählt hat, nachdem seiner Katze der Eintritt in einen Stripclub verweigert wurde.“
Dabei entbehren die meisten der haarsträubenden Geschichten natürlich jeglicher Grundlage und halten keinem Faktencheck stand. Erst recht nicht, seit eine immer größere Florida-Man-Fangemeinde das Netz füttert mit immer neuen Florida-Man-Eskapaden.
Nun hat Florida Man sogar seine eigene Netflix-Miniserie bekommen: Edgar Ramírez spielt in Florida Man den spielsüchtigen Ex-Cop Mike Valentine. Mike kehrt nur widerwillig in seinen Heimatstaat zurück, als ihn der Mafiaboss Moss (Emory Cohen) beauftragt, seine verschwundene Freundin Delly (Abbey Lee) zu finden.
Zurück in Florida wird Mike in Situationen verwickelt, die einige der besten Florida-Mann-Memes in den Schatten stellen würden. Mike muss feststellen, dass er den Wahnsinn seiner alten Heimat nie ganz hinter sich lassen kann.
Was zur Hölle ist in Florida los?
Aber warum kommen die absurdesten Schlagzeilen häufig aus diesem US-Bundesstaat? Dazu gibt es mehrere Theorien.
Theorie 1: Das Wetter ist schuld.
„Die hellste Sonne wirft die dunkelsten Schatten“, sagt Florida-Man-Showrunner Donald Todd, selbst ein Mann aus Florida. „Also können sich die Menschen im Schatten verstecken. All das schafft ein Ethos, das perfekt für eine helle und noirige Kriminalgeschichte ist.“
Andere machen ebenfalls die Sonne in Florida verantwortlich, allerdings mit weniger poetischen Begründungen: Weil es in Florida das ganze Jahr über heiß und hell ist, sind die Leute immer draußen unterwegs und geraten da, genervt vom schwülen Wetter, aneinander.
„Irgendwann jagen sie sich eben gegenseitig mit Macheten und streiten sich darüber, wessen Hund auf den Rasen gekackt hat“, sagt Craig Pittman, ein Journalist aus Florida, der ein Buch über „Amerikas seltsamsten Staat“ geschrieben hat.
„Mann aus Florida stirbt nach Kakerlaken-Wettessen.“
„Mann aus Florida bricht in Haus ein, klaut Alkohol, schläft auf dem Sofa ein.“
„Mann aus Florida tanzt auf Streifenwagen, um Vampiren zu entkommen.“
Kann gutes Wetter wirklich Schlagzeilen wie diese erklären? Wenn Hitze und Sonne schon reichen, warum lesen wir dann nicht mehr Nachrichten über Texas-Man oder California-Man?
Theorie 2: Die große und diverse Bevölkerung Floridas
Florida hat 21 Millionen Einwohner*innen, das ist mehr als in ganz Rumänien leben. Obwohl Florida auch flächenmäßig ein großer Staat ist, leben die meisten Menschen an der Küste oder in der Nähe der großen Freizeitparks. So viele unterschiedliche Menschen auf wenig Raum, da kann schon mal was Verrücktes passieren.
Aber auch das allein reicht nicht, um das Phänomen Florida Man zu erklären. CNN erklärt in einem Artikel über das Meme eine dritte These:
Theorie 3: Die Polizeiinformationen sind leicht zugänglich
Florida hat strenge Transparenz-Vorschriften – bekannt als Sunshine Laws – die es Journalist*innen ermöglichen, an polizeiliche Berichte heranzukommen.
Journalisten wie er können Informationen über Verbrechen fast in Echtzeit abrufen, sagt Pittman gegenüber CNN. Und daraus aufmerksamkeitserregende Schlagzeilen basteln.
Auch die zentrale Frage der Serie Florida Man lautet: Wie sind wir hier gelandet? „Die Leute lachen über die Fahndungsfotos und die Schlagzeilen“, sagt Showrunner Todd, „aber was ist die Geschichte hinter dem Meme?“ In den sieben Episoden der Miniserie (seit dem 13. April auf Netflix) erzählt er seine eigenen Thesen zum Phänomen.
Netflixwoche Redaktion