Was ihr verpasst, wenn ihr auf „Skip Intro“ klickt: Die zehn besten Vorspänne bei Netflix

Ein guter Vorspann für eine Serie ist die Eintrittskarte in eine neue Welt oder wie ein tolles Cover für ein Musikalbum: Etwas an das man sich erinnert, wenn man an die Band oder eben die Serie denkt. Ursprünglich ging es bei Vorspännen hauptsächlich darum, die Credits für die Mitwirkenden unterzubringen, das wird natürlich immer noch gemacht, aber mittlerweile haben sich die Vorspänne zu echten kleinen Kunstwerken gemausert.

Wir haben für Euch zehn unvergessliche Vorspänne gesammelt, die sich für immer in das kollektive Gehirn der Popkultur eingebrannt haben. Die alle mit dem nackten Baby mithalten können, das auf dem Cover von Nirvanas Nevermind im Pool dem Geldschein hinterher taucht.

Dringende Empfehlung: Bei diesem zehn Meisterwerken nicht auf „Skip Intro“ klicken!

Dark (3 Staffeln)

Über eine Minute nehmen sich die Macher der deutschen Erfolgsserie Dark Zeit für ein Intro, das auf die düstere Atmosphäre des Zeitreise-Mystery-Thrillers einstimmt. Spiegelungen dehnen Gesichter und Gliedmaßen, Handlungsorte der Serie werden kopfüber gezeigt, es gibt alles zweimal und nichts ist, wie es scheint. Raum und Zeit schieben sich ineinander, wie in der Serie. Unterlegt wird das Ganze von einem bedrohlich-ruhigen Track der Band Apparat.

Better Call Saul (6 Staffeln)

30 unvergessliche Sekunden: Psychedelisch-bunte, funky-freshe Bilder mit einem Gitarren-Snippet, das den Wesenskern der Hauptfigur Jimmy McGill perfekt einfängt: Lässig, taumelnd, irgendwie ulkig, abgründig und extrem einprägsam. Der Vorspann von Better Call Saul zeigt nicht immer dieselben Bilder, sondern wechselnde kleine Szenen oder Gerätschaften, die im Verlauf der Serie wichtig werden. Wie das Nummernschild des halbseidenen Anwalts Slippin’ Jimmy McGill mit den Buchstaben LWYRUP (Lawyer Up), ein hüpfendes Telefon oder Taranteln, die in der Wüste über eine verlorene Krawatte krabbeln. Erst ganz am Schluss der sechs Staffeln, wenn das sonnige Gemüt Jimmy die Wandlung zum Halbwelt-Hustler Saul Goodmann vollzogen hat, versteht man, was man da die ganze Zeit schon im Vorspann gesehen hat. Ein dramaturgischer Vorgriff par excellence.

Peaky Blinders (6 Staffeln)

Rockig, rotzig, dreckig. Wie das Birmingham der 1920er-Jahre, wo die Saga rund um die Shelby-Familie spielt. Der Vorspann von Peaky Blinders ist in die Serie eingebettet: Die Eröffnungssequenz zeigt meist Tommy Shelby, wie er durch seine verrußte, verrostete Stadt reitet, sich einen seiner maßgeschneiderten Anzüge zurechtrückt oder eine Zigarette raucht. Immer zu dem perfekt passenden Titeltrack Red Right Hand des großen Nick Cave - oder Coverversionen desselben Songs. Tommy Shelby, der Tall Handsome Man, mit seinem Dusty Black Coat und seiner Red Right Hand. Dann in bildschirmfüllenden Lettern, in einer Typo, die auch über einem Kohlebergwerk stehen könnte, der Serientitel PEAKY BLINDERS. Los gehts, Tommy, bring wen um, ich bin sowas von ready!

Midnight Diner: Tokyo Stories (2 Staffeln)

Hypnotische, ruhige Kamerafahrten durch die Mega-City Tokio, dazu ruhige Gitarrenklänge und japanischer Gesang. Ganz unaufdringlich mischen sich die Geräusche der Stadt unter das Lied. Man will auf der Stelle das nächste Flugzeug besteigen und Teil des nächtlichen Tokio werden, sich durch die Straßen, die Neonlichter und die Leuchtreklamen treiben lassen, in dieser magischen Metropole. Gleichzeitig wird man ganz ruhig und fühlt sich gleich ein bisschen weniger allein, egal, wo man gerade ist. Ein zum Heulen schöner Vorspann einer einzigartigen Serie.

Stranger Things (4 Staffeln)

Retro Pur: Synthie-Wave-Klänge, Achtziger-Jahre-Typo, gruseliger, roter Schimmer, Gänsehaut vor Vorfreude. Der Schriftzug funktioniert genau wie ein Albumcover: Unvergesslich, ikonisch, Stranger Things. Am Ende des etwa 40-sekündigen Nostalgie-Meisterwerks wird das jeweilige Kapitel inklusive Titel eingeblendet. Wie die erste Seite eines Buchs, das man aufschlägt, nachdem man vom Cover begeistert war. Noch einmal ordentlich ins Popcorn greifen und dann ab ins Upside Down.

Beef (1 Staffel)

So geht kurz und gut: Nach der Eröffnungssequenz der jeweiligen Folge haut einem in Riesenbuchstaben der Vorspann den Titel ins Gesicht wie einen Faustschlag: Jetzt gibt's auf die Zwölf. Jetzt gibt's wieder BEEF. Mit einem Sound, der an das Horn eines Monster-Frachtschiffs erinnert, das hupt, und man weiß, jetzt ist es eh schon zu spät. Dann wird vor einem chaotischen, brutalen Gemälde der jeweilige Titel der Folge eingeblendet, zum Beispiel: Vögel singen nicht, sie schreien vor Schmerz. Noch Fragen?

Narcos (3 Staffeln)

Der Vorspann zeigt auf einer Karte alle Orte von Cali bis New York, über die die Leute von Pablo Escobar das kolumbianische Kokain liefern. Dazu der Theme Song, der alles hat, was Pablo ausmacht: Eine gesetzte Stimmung, als würde sich der Song auf der Couch zurücklehnen und beide Arme über der Lehne ausbreiten. Und die Arroganz, die es braucht, um zum mächtigsten Drogenboss aller Zeiten aufzusteigen. Auf der Bildebene hinter der Weltkarte werden Bilder aus Kolumbien eingeblendet, vom Fußballstadion bis zu Escobars Nashorn-Herde, brennende Haufen Geldscheine und Doku-Aufnahmen von Special-Forces-Einheiten und Spitzenpolitikern der Escobar-Ära. Ein Musterbeispiel des Vorspann-Genres Collage.

Bojack Horseman (6 Staffeln)

Cartoon-Grandezza bei Bojack Horseman: Schon im Vorspann kommt man dem Helden ganz nah, ein Zoom auf seine Villa in den Hollywood Hills und dann auf sein langes Gesicht. Der Pferdemann Bojack, ein Star alter Schule, wacht groggy auf und surft durch den Tag, durchfeiert die Nacht, landet im Pool, erholt sich auf der Luftmatratze. Bluesige Saxophontöne verleihen dem Intro eine glamouröse Nostalgie, und schon nach 30 Sekunden liebt man BoJack Horseman. Ein ganzes Leben in einer Titelsequenz.

Mindhunter (2 Staffeln)

Collage, Teil II. Aber ganz anders als bei Narcos. Bedrohliche, entsättigte Nahaufnahmen des Kassettenrekorders, auf dem in der Serie Mindhunter zu Studienzwecken Gespräche mit Serienmördern aufgezeichnet werden – die ersten Profiler lernen ihr Handwerk. Verstörende, blitzlichtartige Bildausschnitte von übel zugerichteten Leichen und Körperteilen flackern dazwischen, und schon ist man optisch im Werk von David Fincher, dem Regisseur der Serie, verortet. Subkutan, depressiv, fies. Und das ist vollständig positiv gemeint.

Guillermo Del Toro’s Cabinet of Curiosities (1 Staffel)

Ein Vorspann, als würde man das Gehirn des verschrobenen Meisterregisseurs Guillermo Del Toro aufmachen und reinschauen, wie es da so aussieht. Sperrig, antik, lustvoll unheimlich. Der Maestro persönlich lässt es sich nicht nehmen, die einzelnen Folgen der Anthologie-Horrorserie anzumoderieren. Und zwar im Stil von James Brolin bei der legendären Serie X-Factor: Das Unfassbare. Del Toro schraubt an Kuckucksuhren herum, präsentiert rostige Schlüssel und andere Leitsymbole der nächsten Folge, spricht ein paar einleitende Worte, und schließlich setzt eine Symphonie der Schreckensbilder mit 1A-Grusel-Score ein, und man ist verortet in der Welt des wohligen Schauers, der Welt des Sich-ein-Auge-Zuhaltens, des Quiekens vor Erschrecken. Und das alles in zwei Minuten!

Netflixwoche Redaktion

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