Uhtred von Bebbanburg: Diese historische Figur steckt hinter dem Last Kingdom-Held

„Ich suche nicht die Schlacht, sie sucht scheinbar nach mir.“ Uhtred von Bebbanburg hat es wirklich nicht leicht. In den fünf Staffeln von The Last Kingdom vergeht keine Folge, ohne dass er in ein Gemetzel verwickelt ist. Seven Kings Must Die, das Finale des Historiendramas, ist da keine Ausnahme.

Doch war der echte Uhtred so draufgängerisch und kampflustig wie der Serienheld? Der Reality Check zeigt: Die wahre Geschichte kann es durchaus mit der Serie und dem Spielfilm aufnehmen.

Das ist Uhtreds Geschichte in The Last Kingdom

In The Last Kingdom ist Uhtred der Sohn eines englischen Adligen und wird nach dem Tod seines Bruders zum Erben von Bebbanburg. Als sein Vater auf dem Schlachtfeld stirbt, wird der Junge von Wikingern adoptiert und somit zu Uhtred Ragnarsson.

Das friedliche Leben hält ein paar Jahre. Doch dann wird seine Familie kaltblütig ermordet – und die Tat Uhtred angehängt. Auf der Flucht beschließt er, Bebbanburg zurückerobern, denn im Zuhause seiner Kindheit herrscht inzwischen sein machtbesessener Onkel.

Die Suche nach Verbündeten führt den jungen Krieger nach Wessex – das letzte Königreich in England, das noch nicht von Wikingern besetzt ist. Durch sein Bündnis mit dessen Herrscher, Alfred dem Großen, gerät Uhtred in einen Strudel politischer Intrigen, kämpft in epischen Schlachten, erfährt Liebe und Verlust und hadert mit seiner Identität, die irgendwo zwischen Sachse und Däne liegt.

Fakt vs. Fiktion: Uhtred der Kühne lebte rund ein Jahrhundert später

Die Idee für die Uhtred-Saga, die Buchvorlage für The Last Kingdom, kam Autor Bernard Cornwell, als er erfuhr: Der wahre Uhtred ist einer seiner Vorfahren.

Dieser hat einen ähnlich spektakulären Lebenslauf wie der Wikinger-Ziehsohn aus der Serie. Doch wurde Uhtred von Bamburgh – wie er eigentlich hieß – weder von Wikingern adoptiert, noch hat er an ihrer Seite gekämpft.

Tatsächlich hat er nicht mal zur gleichen Zeit wie die fiktive Figur gelebt, sondern rund ein Jahrhundert später. Auch die Geschehnisse in Seven Kings Must Die, die nach dem Tod König Edwards stattfinden, spielen sich Jahrzehnte vor seiner Zeit ab.

Alexander Dreymon als Uhtred

Der echte Uhtred, Sohn des Ealdorman Waltheof, stammte aus einer adligen Familie, die damals schon seit Generationen in Northumbria herrschte. Der Familiensitz Bamburgh war der Ort einer alten bretonischen Festung, die von den Angelsachsen erobert und um 600 von König Æthelfrith seiner Frau Bebba vermacht wurde. Im Laufe der Zeit wurde aus der Bebbanburg dann Bamburgh.

Nachdem „Uhtred, der Kühne“ Northumbria erfolgreich vor den Schotten verteidigt hatte, wurde er zum Dank von König Æthelred II. zum Earl von Bamburgh ernannt, obwohl sein Vater noch am Leben war. Von 1006 bis zu seinem Tod um etwa 1016 war er sogar der Earl von ganz Northumbria.

Wie in der Serie hat der echte Uhtred ebenfalls nach dem Sieg über die Schotten deren abgetrennte Köpfe vor den Wänden von Durham ausstellen lassen.

Ein Tod wie in einem Staffelfinale

Als 1013 der dänische König Sweyn ins Land einfiel, sah sich Uhtred schnell zur Kapitulation gezwungen und schwor ihm die Treue. König Æthelred II. floh ins Exil, wo er bis zum Tod des neuen Herrschers blieb – denn Sweyn starb schon im Jahr nach seiner Machtübernahme. An seine Stelle rückte Sweyns Sohn Knut.

Mit König Æthelreds Sohn Edmund Eisenseite zog Uhtred in einer Offensive gegen Knut und seine Verbündeten durch die West Midlands. Daraufhin verwüstete der Däne Uhtreds Heimat Northumbria. Der Konflikt endete in einem kurzen Waffenstillstand – und manchen historischen Quellen zufolge mit dem blutigen Tod von Uhtred dem Kühnen.

Laut dem historischen Bericht De Obsessione Dunelmi hat Knut Uhtred zu Friedensverhandlungen einbestellt, wo Uhtred und seine Männer überwältigt und ermordet wurden. Der Hinterhalt war demnach von Thurbrand eingefädelt worden, einem wohlhabenden Dänen aus York. Der Mord soll der Auftakt einer jahrelangen Blutfehde zwischen den Nachkommen Uhtreds und Thurbrands gewesen sein – ein Ende, das auch aus der Fantasie der Serienmacher*innen hätte stammen können.

Auch wenn ein Knut in The Last Kingdom vorkommt, hat dieser nichts mit dem Sohn Sweyns zu tun, der später als Knut der Große, Herrscher über England, Dänemark, Norwegen und Südschweden, in die Geschichte einging.

Die wahren Ehefrauen von Uhtred

Der wahre Uhtred von Bamburgh war wie die Serienfigur mehrmals verheiratet. So konnte er seinen Einfluss ausweiten und festigen. Ob er in eine seiner Frauen so verliebt war wie in der Serie in Isolde, Gisela oder Æthelflæd ist nicht bekannt.

Seine erste Frau Ecgfrida war die Tochter des Bischofs von Durham. Durch die Ehe bekam er Land von der Kirche – was er jedoch zurückgab, um Ecgfrida für seine zweite Frau Sige zu verlassen.

Siges Vater, Styr Ulfson, war ein einflussreicher Däne aus York oder Durham – und angeblich ein Erzfeind von Thurbrand, also dem reichen Dänen, dessen Intrige für Uthreds Tod verantwortlich sein soll.

Damit Uthred Sige zur Frau nehmen konnte, soll ihr Vater Ulfson ihm eine Bedingung gestellt haben: Der Earl sollte den unliebsamen Konkurrenten umbringen. Das hat Uhtred entweder nicht getan oder es ist ihm misslungen.

Wie viel davon wahr ist und inwiefern die Fehde später mit seinem Tod zusammenhing, ist Gegenstand von Spekulationen unter Historiker*innen. Fest steht: Uhtred verließ Sige bald für eine aus politischer Sicht noch bessere Partie: Ælfgifu, die Tochter von Æthelred II.

Nicht alles ist Fiktion

Der wahre Uhtred mag mit den Geschehnissen aus The Last Kingdom wenig zu tun haben, doch kommen in der Serie noch viele weitere echte Personen und Ereignisse aus der englischen Geschichte vor. Sowohl König Alfred der Große als auch seine Kinder Edward und Æthelflæd gab es wirklich. Und die Schlacht von Edington aus dem Finale der ersten Staffel hat tatsächlich stattgefunden.

Natürlich gab es auch das Große Heidnische Heer, also die Wikinger-Streitmacht, die 865 im Osten des Landes einfiel. Das Kommando unterlag Halfdan Ragnarsson und Ivar dem Knochenlosen, die womöglich den Mord an ihrem Vater Ragnar Ragnarsson rächen wollten – ein Name, der vielen aus der Serie Vikings bekannt ist. Dieses Heer eroberte ein Jahr nach der Invasion Northumbria.

Bamburgh Castle steht dort übrigens heute noch. Die normannische Festung wurde 1095 auf der Ruine der ursprünglichen Burg errichtet, die 993 von den Wikingern zerstört worden war. Wer dieses Jahr zufällig in der Gegend ist, kann sich bis Anfang November sogar eine Ausstellung zu The Last Kingdom ansehen.

Netflixwoche Redaktion

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