Schumacher: Das waren Michaels große Rivalen

Die Dokumentation Schumacher zeichnet ein detailliertes Porträt des Formel-1-Rekordweltmeisters Michael Schumacher. Sie zeigt seine Anfänge auf der Kartbahn, das erste Rennen in der Königsklasse, den ersten Weltmeistertitel, den Wechsel zu Ferrari – und wie er in diesem mit Mythen und Erwartungen schwer beladenen Wagen endgültig zu Legendenstatus raste.

Neben Michaels Frau Corinna und seinen Kindern Gina und Mick kommen auch einige von Schumachers größten Rivalen zu Wort. Sie waren es, die den ewigen Perfektionisten zu seiner berüchtigt akribischen Arbeit hinter den Kulissen antrieben. Und sie waren es, die seine Siege letztlich umso mehr strahlen ließen. Wer also sind diese Menschen?

Ayrton Senna

Als der 22-jährige Michael Schumacher 1991 in die Formel 1 einstieg, war Ayrton Senna da Silva bereits ein Held, der Weltmeister von 1988 und 1990, ein Superstar in seiner Heimat Brasilien. In Schumachers Debüt-Saison folgte der dritte WM-Titel. Drei Jahre später verstarb Senna nach einem Unfall beim Grand Prix in San Marino.

Er gilt als einer der besten Rennfahrer aller Zeiten und ist in seiner Heimat Brasilien Nationalheld und Ikone. Nach seinem schrecklichen Unfalltod wurde eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. In seiner Heimatstadt São Paulo nahmen mehr als drei Millionen Menschen am Trauerzug teil und erwiesen ihm die letzte Ehre.

1994 war Ayrton Senna gerade wieder zurück ins starke Williams-Team gewechselt und hätte sich vermutlich mit Michael Schumacher (der am Ende dieser Saison erstmals Weltmeister wurde) ein hartes Duell um den Titel geliefert. Schumacher zeigt die Fassungslosigkeit, die Sennas tödlicher Unfall im Fahrerfeld – und insbesondere bei Michael Schumacher – auslöste.

Ein Moment aus der Doku bleibt besonders im Gedächtnis: Beim Großen Preis von Italien im Jahr 2000 fährt Michael Schumacher seinen 41. Grand-Prix-Sieg ein und zieht in der ewigen Bestenliste mit Ayrton Senna gleich. Als er auf der Sieger-Pressekonferenz gefragt wird, ob ihm dieser Rekord etwas bedeute, bricht er in Tränen aus: „Ja, das bedeutet mir sehr viel.“

Später erinnert sich Schumacher an diesen Moment im Buch The Official Ferrari Opus: „Die Nachricht, dass ich Ayrtons Anzahl an Siegen egalisiert hatte, brachte das Fass dann zum Überlaufen. Für mich war er immer der Beste. Ich habe mich nie auf eine Stufe mit ihm gestellt. Und auf einmal war da dieser Beleg.“

Damon Hill

Mit dem Briten Damon Hill, Sohn des zweifachen Formel-1-Weltmeisters Graham Hill, lieferte sich Schumacher im Jahr 1994 ein hartes Duell um den WM-Titel. Nach Ayrton Sennas Tod zu Saisonbeginn trennte die beiden Konkurrenten vor dem letzten Rennen, dem Großen Preis von Australien, lediglich ein einziger Punkt in der Fahrerwertung. Auf der Strecke kam es zum Crash, und sowohl Schumacher als auch Damon Hill schieden aus – was dem Deutschen seinen ersten WM-Titel bescherte.

In Schumacher erinnert sich ein entspannt wirkender Damon Hill an die damaligen Ereignisse und den Zusammenstoß. Mit einem Lächeln im Gesicht zeigt Hill Verständnis für Michael Schumachers hartes Fahrmanöver, das ihm letztlich den Titel kostete – und denkt laut darüber nach, ob er nicht das Gleiche getan hätte.

In den Folgejahren jedenfalls lieferten sich die Dauer-Konkurrenten weiter erbitterte Duelle. 1995 kam es sowohl in Silverstone als auch in Monza zu weiteren Zusammenstößen. Nachdem Michael Schumacher dann 1996 zu Ferrari gewechselt war und zunächst noch nicht über ein konkurrenzfähiges Auto verfügte, errang Damon Hill seinen ersten und einzigen WM-Titel als Fahrer.

Jacques Villeneuve

Der Kanadier Jacques Villeneuve war eine schillernde Figur im Formel-1-Zirkus, außerdem echter Motorsport-Adel. Sein Vater Gilles fuhr für Ferrari, wurde 1979 Vize-Weltmeister. 1982 verstarb er nach einem Unfall beim Großen Preis von Belgien. Noch heute verehren ihn die italienischen Fans abgöttisch. Sohn Jacques fiel durch sein (für damalige Verhältnisse) extravagantes Auftreten auf, mit ständig wechselnden Haarfarben und weiten 90er-Jahre-Klamotten, und mit gezielt eingesetztem Trash-Talk gegen Michael Schumacher. Doch auch auf der Rennstrecke machte Jacques Villeneuve von sich Reden und errang 1997 im Williams den WM-Titel.

Schumacher zeigt ausführlich das Herzschlagfinale dieser Formel-1-Saison. Beim Großen Preis von Europa, dem Renn-Finale, überholt Villeneuve Schumacher, der daraufhin Villeneuves Wagen rammt. Schumacher kann nicht weiterfahren und fällt aus. Jacques Villeneuve wird der neue Weltmeister.

In der Doku verrät Schumachers langjähriger Weggefährte Ross Brawn, dass Schumacher zunächst glaubte, Jacques Villeneuve sei in ihn hineingefahren. Das Team musste ihm Aufnahmen zeigen, erst dann erkannte er, was wirklich geschehen war.

Mika Häkkinen

Mika Häkkinen ist zweimaliger Formel-1-Weltmeister. Besonders ab 1998 war der Finne der härteste Konkurrent von Michael Schumacher und Ferrari, was nicht zuletzt an seinem leistungsstarken McLaren-Mercedes lag.

Zwischen 1998 und 2000 machten drei Fahrer die vorderen Plätze in der Fahrerwertung unter sich aus: Schumacher, Häkkinen und dessen McLaren-Teamkollege David Coulthard. Mika Häkkinen war am besten in der Lage, die Leistung seines McLaren auch auf die Rennstrecke zu bringen. So fuhr der Sympathieträger in den Jahren 1998 und 1999 zur Doppel-Weltmeisterschaft. Erst in der Formel-1-Saison des Jahres 2000 konnte sich Schumacher dann gegen seinen Dauer-Konkurrenten durchsetzen und den ersten Titel mit Ferrari erringen.

Auch Mika Häkkinen erzählt in Schumacher eine Story, die hängen bleibt: 1983 trafen die beiden späteren Weltmeister zum ersten Mal in einem Rennen aufeinander – und zwar bei einem Kart-Rennen auf Michael Schumachers Heimstrecke, dem Erftlandring in Kerpen-Manheim. Häkkinen schwärmt im Rückblick von Schumachers damals schon deutlich erkennbarem Können: „Er hatte einen völlig anderen Fahrstil als andere Fahrer. Sehr kontrolliert. […] Bei anderen Fahrern war eine Runde gut, in der nächsten Runde machten sie wieder Fehler. Aber Michael war immer beständig, sehr kontrolliert. Als ich das sah, war es mir sofort klar. Dieser Typ ist richtig gut.“

David Coulthard

David Coulthard wurde als einziger in dieser Liste niemals Formel-1-Weltmeister. Sein größter Erfolg war ein zweiter Platz in der Fahrerwertung hinter Michael Schumacher im Jahr 2001.

Zwischen Schumacher und dem Schotten wurde es nicht nur auf der Rennstrecke hitzig. So zeigt die Doku den legendären Regen-Crash, als Michael Schumacher in Spa 1998 auf Coulthards McLaren auffuhr und sein Ferrari ein Vorderrad verlor. In der Boxengasse stürmte Schumacher dann sofort in die McLaren-Box, um seinen Konkurrenten zur Rede zu stellen. Nur die jeweiligen Teams konnten die beiden auseinanderhalten.

Aller Konkurrenz zum Trotz verbrachten David Coulthard und Schumacher viele Abende zusammen, tranken Bacardi-Cola und sangen sogar beim Karaoke Arm in Arm ein Duett. Wobei man laut Ehefrau Corinna in Schumachers Fall nicht unbedingt von Singen habe sprechen können... In solchen Momenten, so David Coulthard in der Doku, hätte nichts an den „kompromisslosen und harten Rennfahrer“ erinnert. Schumacher sei dann schlicht „ein ganz anderer Mensch“ gewesen.

Netflixwoche Redaktion

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