Schauspieladel verpflichtet – Die vielen Gesichter von The Crown

Seit nun fünf Jahren zeichnet The Crown das Bild der britischen Krone unter ihrer Langzeit-Regentin Queen Elizabeth II: historisch fast immer akkurat, manchmal dramatisiert, immer unterhaltsam und vor allem sensationell gespielt. Die Besetzung war, über alle Staffeln und Generationen hinweg, gespickt mit Schauspiel-Hochadel. Bevor sich das Karussell der Darsteller*innen mit der fünften Staffel abermals dreht, werfen wir einen Blick zurück auf den Cast vergangener Generationen – und geben einen Ausblick auf das, was uns mit der kommenden fünften Staffel erwartet.

Es hat schon seinen Grund, warum die britische Serie von Schöpfer Peter Morgan seit 2016 einen Nerv trifft. Mit seinen jahrhundertealten Traditionen und festen Hierarchien vermittelt der Adel ein Gefühl von Ordnung in ungeordneten Zeiten. Dazu kommt der Glamourfaktor: Wie kämen wir als Angehörige des einfachen Volks sonst an solchen Prunk, solche Dramen, solche Schicksalsgeschichten? The Crown ist damit auch so etwas wie das Jetztzeit-Äquivalent der mittelalterlichen Dichtung oder der Tragödien Shakespeares, die ebenfalls oft Herrschende und höfische Intrigen zum Inhalt hatten – und damit ein sensationslüsternes Publikum fütterten. Vor allem aber ist The Crown eine richtig gute Serie, mit richtig guten Schauspieler*innen. Zeit für einen kurzen Rückblick.

Jugendjahre einer Königin – Die erste Generation

Von den Anfängen als junge Regentin bis zum Jahr 1964 leiht Claire Foy der Queen ihr Gesicht. Historische Rollen sind nicht neu für die Britin: 2015 war Foy für die sechsteilige Hillary Mantel-Adaption Wölfe in die Rolle der Anne Boleyn geschlüpft. Aber erst ihre Verkörperung der innerlich zerrissenen Elizabeth II. öffnete ihr den Weg an den Hof von Hollywood, mit u.a. einem Golden Globe (2017) und zwei Emmys (2018, 2021). Seitdem war sie unter anderem in Steven Soderberghs Unsane, dem mehrfach für den Oscar nominierten Aufbruch zum Mond und als Lisbeth Salander in einer neuerlichen Verfilmung von Verschwörung zu sehen.

Der Mann an ihrer Seite ist Matt Smith, der elfte Doctor Who aus der immens populären, gleichnamigen Science-Fiction-Serie. Für seine Interpretation des linkischen Prinz Phillip war er 2018 für den Emmy nominiert. Auf Netflix kann man seine Schauspielkunst (und sein markantes Gesicht) u.a. in Terminator: Genisys und im verstörenden Horror-Thriller His House erleben.

Vanessa Kirby darf in den ersten zwei Staffeln als Elizabeths Schwester Margaret die Gefühle ausleben, die der Queen verwehrt bleiben. Sie kam damals frisch von einer Hauptrolle in The Frankenstein Chronicles und wurde für ihre Darstellung in The Crown ebenfalls mit einer Emmy-Nominierung belohnt. Als Weiße Witwe eroberte sie mit ihrer Rolle in Mission Impossible: Fallout (und anschließend als Teil des Hobbs & Shaw-Ensembles) Hollywood, bevor 2020 der Darstellerinnenpreis in Venedig zur vorläufigen Krönung ihrer Karriere wurde. Das dort prämierte Meisterwerk, Pieces of a Woman, ist als Original auf Netflix zu sehen.

Sturm und Drang – Die zweite Generation

Die zweite Generation: Helena Bonham Carter, Tobias Menzies und Olivia Colman

Die Staffeln 3 und 4 folgen den Geschicken der britischen Queen in den Jahren 1964 bis 1990.  Diesmal wird sie verkörpert von einer, die für ihre darstellerischen Leistungen längst gekrönt wurde: Olivia Colman. Dreimal war sie für ihre Leistungen in international Aufsehen erregenden Serien für einen Emmy nominiert: dem britischen Broadchurch-Original (an der Seite eines anderen Doctor Who übrigens, David Tennant), The Night Manager und Fleabag; für ihre Rolle als Queen Anne in Yorgos Lanthimos‘ The Favourite erhielt sie neben dem Darstellerpreis bei den Filmfestspielen von Venedig u.a. den Europäischen Filmpreis, den Golden Globe und sogar den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Schon einmal hatte sie zuvor mit dem griechischen Meister zusammengearbeitet: Die schräge und ebenfalls vielfach preisgekrönte Dystopie The Lobster ist aktuell auf Netflix zu sehen – genauso wie die Trickfilm-Meisterwerke Unten am Fluss und Die Mitchells gegen die Maschinen, bei denen immerhin Colmans Stimme zu hören ist.

Der Philipp mittleren Alters zu Colmans Elizabeth ist der Brite Tobias Menzies, der für diese Rolle ebenfalls einen Emmy erhielt. Zuvor war er in historischen Dramen mit deutlich weniger Geschichtstreue zu sehen: als Edmure Tully in Game of Thrones zum Beispiel sowie in einer Doppelrolle als Claire Randalls Ehemann Frank und dessen eigenen Ahnen im Serienphänomen Outlander.

Fehlt Prinzessin Margaret. Und vermutlich gibt es tatsächlich niemanden, die besser geeignet wäre als die legendär exzentrische Helena Bonham Carter. Die konnte schon früh Aristokratenluft schnuppern, in zahlreichen Dramen von James Ivory, wurde aber vor allem für ihre Rollen in Fight Club, diversen Klassikern von Tim Burton und den Harry Potter-Filmen bekannt. Zuletzt war sie in Enola Holmes zu sehen, wo sie als Eudoria Holmes die Mutter von Sherlock, Mycroft und eben Enola verkörperte. Für ihre Darstellung der Prinzessin Margaret wurde sie zweimal in Folge für den Emmy nominiert.

Die Jahrhundert-Queen – Die dritte Generation

Die fünfte Staffel, die 2022 starten wird, setzt Anfang der 1990er Jahre ein. Darin erleben wir also zahlreiche Windsors, wie die meisten von uns sie aus der jüngeren Zeitgeschichte kennen. Diesmal übernimmt Imelda Staunton. Die für Vera Drake vielfach ausgezeichnete Schauspielerin ist aus dem britischen Kino der letzten 35 Jahre nicht wegzudenken und international aus Ang Lees Sinn und Sinnlichkeit, den Kinofilmen zu Downton Abbey und als Dolores Umbridge in den Harry Potter-Filmen bekannt. 

In der Rolle ihres Mannes Phillip erleben wir diesmal Jonathan Pryce: ikonische Hauptfigur in Terry Gilliams Brazil, Bond-Gegenspieler in Der Morgen stirbt nie und eines von zwei Kirchenoberhäuptern in Die zwei Päpste. Dritte im ewig komplizierten Bunde ist Lesley Manville als Prinzessin Margaret. Sie war als Puffmutter in Harlots zu sehen und hat in Paul Thomas Andersons Der seidene Faden für Furore gesorgt – und nennt ebenfalls eine Oscar-Nominierung ihr Eigen.

Besondere Aufmerksamkeit erhalten in der fünften Staffel – natürlich – Prinz Charles und Prinzessin Diana. Ihr tragischer Tod, der einst die Welt erschütterte, dürfte einer der Momente der Serie werden. Passenderweise wird Charles von Dominic West verkörpert, der sich zumindest in The Affair schon als notorischer Fremdgänger gezeigt hat. Diana wird von der Australierin Elizabeth Debicki gespielt. Sie war u.a. in Der große Gatsby, Steve McQueens Widows und zuletzt in Tenet zu sehen.

Netflixwoche Redaktion

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