„Mad King George“: Die wahre Geschichte von Queen Charlottes Ehemann und seiner Krankheit

König George III hat der Geschichtsschreibung ein Rätsel aufgegeben: Der Mann, der als „verrückter König“ in Erinnerung blieb, litt wie in der Serie Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte auch in der Realität an einer mysteriösen Krankheit. Doch an welcher?

Er verwechselte den König von Preußen mit einem Baum und versuchte, dem Baum die Hand zu schütteln. Unentwegt murmelte er vor sich hin, bis ihm der Schaum aus den Mundwinkeln trat. Sein Urin war blau. König George III war krank. Anekdoten über seine Symptome gibt es zahlreiche.

Auch in Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte sehen die Zuschauer*innen den König leiden. Einen Herrscher, den Ärzte mit Gewalt versuchen, zur Vernunft zu bringen. Der ätzende Wickel, Ohrfeigen und Folter im Eiswasser über sich ergehen lässt, um seiner Wahnvorstellungen Herr zu werden. Der sich körperlichen Schmerzen aussetzt, um geistige Erleichterung zu finden.

Aus heutiger Sicht scheinen die Methoden barbarisch. Und die Krankheit? Ist in Fachkreisen immer noch umstritten. Litt der König nun an einer Geisteskrankheit? Wurde er vergiftet? Oder war eine Erbkrankheit der wahre Übeltäter?

Woran litt der echte König George?

Lange Zeit machte man die vage Diagnose „Psychose“  für die Leiden Georges verantwortlich. Halluzinationen, Ängste und Denkstörungen passen schließlich im weitesten Sinne zu den Symptomen, die der Mann von Königin Charlotte zeigte. Zu den unentwegten und kaum artikulierten Selbstgesprächen. Zu den einseitigen Unterhaltungen mit Engeln und seinen Vorfahren. Zu den gewalttätigen Ausbrüchen, bei denen sich angeblich Diener auf Georges Rücken setzen mussten, um ihn selbst und andere zu beschützen.

In den 1970er Jahren entdeckte die Psychiaterin Ida MacAlpine und ihr Sohn Richard Hunter eine Anmerkung in einem von Georges ärztlichen Berichten. Darin war von dunkelrotem Urin die Rede. So dunkel, dass es blau wirkte. Ein Symptom, das auf die Blutkrankheit Porphyrie deutet. Eine Stoffwechselkrankheit, die in Schüben auftritt und zu schwerwiegenden neurologischen Ausfällen führen kann.

Eine Theorie, die im Jahr 2003 neues Gewicht erhielt: Im Bestand eines Londoner Museums fand man eine Haarsträhne des Königs. Die Analyse des Haars ergab, dass er eine gewaltige Konzentration von Arsen im Körper trug. Das Gift gelangte vermutlich als Bestandteil seiner Medizin in sein System. Und es ist ein entscheidender Trigger für Porphyrie.

Doch es gibt gleich mehrere Haken: Wenn man sich Georges Familie ansieht, scheint die Erbkrankheit nicht vererbt worden zu sein. Und: George bekam Medizin auf Enzianbasis. Ein Stärkungsmittel, das gelegentlich den Urin blau verfärbt.

Ein neuer Hinweis: Die Analyse des Schreibstils

Auf eine alternative Diagnose deuten die handschriftlichen Briefe des Königs hin. Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Anzahl der Wörter pro Satz unterscheiden sich in Krankheits- und Gesundheits-Phasen deutlich voneinander.

Hatte der König eine Episode, war ein Satz mit 400 Wörtern und acht Verben keine Besonderheit. Ständige Wiederholungen und bunte Sprachbilder und eine komplexe Wortwahl sind typisch für Patienten, die manische Phasen durchlaufen. Vielleicht war es also doch nicht der Stoffwechsel, sondern eine psychische Erkrankung. Aus heutiger Betrachtung läge eine bipolare Störung nahe.

Eiswasser Folter ist auf jeden Fall nie die Lösung

Besser als sein Ruf

Woran König George III auch litt, eines ist klar: Eisbäder, Ohrfeigen und Heimlichtuerei waren sicherlich nicht die richtigen Behandlungsmethoden. Heute würden Ärzte oder Psychiater gemeinsam mit dem König nach einer Diagnose und Medikamenten suchen, die sein Leiden lindern. Denn langsam aber sicher lässt die geistige Erkrankung das gesellschaftliche Stigma hinter sich, dem selbst ein König vor etwas mehr als 200 Jahren nicht entkommen konnte.

Der reale König trug den gleichen Spitznamen, wie George in Queen Charlotte. Doch er gab ihn sich – anders als in der Serie – nicht selbst. Indem sie ihn „Bauer George“ tauften, machten sich Satiriker über die Liebe des Königs zu den alltäglichen Dingen lustig, der die Landwirtschaft liebte und gerne Zeit mit seiner Familie verbrachte. Und was ihn unter so ziemlich allen Monarchen doch eigentlich am meisten herausstechen lässt: Er nahm sich nie eine Geliebte.

Netflixwoche Redaktion

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