Lockwood & Co: Das sind die größten Unterschiede zwischen den Büchern und der Serie

Lucys erster Einsatz für die junge Geisterjäger-Agentur Lockwood & Co. endet mit einem Haus in Flammen, einem Sprung aus dem zweiten Stock und einem zornigen Geist, der ihr nach Hause folgt. Und dann verklagt ihre Klientin auch noch die junge Agentur um 60.000 Pfund Schadensersatz. Hätte besser laufen können.

Lucy Carlyle (gespielt von Ruby Stokes, bekannt aus Bridgerton) ist eine der Hauptfiguren der neuen Netflix-Fantasy-Serie Lockwood & Co. In der Welt der Serie wird Großbritannien seit gut 50 Jahren von einer tödlichen Geisterplage heimgesucht.

In dieser Welt gelten drei Regeln:

1. Wenn du einen Geist siehst, lauf so schnell du kannst.

2. Lass dich von einem Geist nicht berühren, sonst bist du tot.

3. Teenager spüren Geister viel früher als Erwachsene.

Darum müssen Teenager mit besonderen Gaben – Teenager wie Lucy – auf Geisterjagd gehen. Sie arbeiten für Agenturen, die meist von Erwachsenen geführt werden. Doch nach einem schrecklichen Unglück (mehr dazu später) schließt sich Lucy dem einzigen Geisterjäger*innen-Startup an, das nur von Teenagern geführt wird: Lockwood & Co.

Neben Lucy hat die Agentur nur zwei Mitglieder: Gründer und Anführer Anthony Lockwood (Cameron Chapman) und George Karim (Ali Hadji-Heshmati). Gemeinsam müssen die drei nicht nur Geister mit Degen und Eisenketten abwehren. Sondern auch den nach dem Brand geschädigten Ruf der Agentur wiederherstellen, einen Mord aufklären und eine große Verschwörung aufdecken.

Vielen Fantasy-Fans wird dieser Plot bekannt vorkommen: Die Serie Lockwood & Co. basiert auf der Bestseller-Reihe des britischen Autoren Jonathan Stroud (auch bekannt für die Bartimäus-Buchreihe).

Wie immer bei Buchverfilmungen waren die Fans etwas nervös, als die Netflix-Serie angekündigt wurde: Wird sie der Buchvorlage gerecht? Darum hier der Vergleich: So unterscheidet sich die Lockwood & Co.-Verfilmung von den Büchern.

Auf welchen der Bücher basiert Staffel 1 von Lockwood & Co.?

Die erste Staffel der Serie greift den Plot der ersten beiden der insgesamt fünf Bände auf: Die seufzende Wendeltreppe und Der wispernde Schädel.

Autor Jonathan Stroud war übrigens stark in die Verfilmung involviert: Er hat alle Drehbücher gesehen und freigegeben, kam oft zu Besuch ans Set und hat Showrunner Joe Cornish bei allen Fragen zur Geisterwelt von Lockwood & Co. beraten.

Und Stroud hat Cornish geholfen, eine seiner Filmnerd-Neurosen auszuleben. Wie Cornish im Interview mit Forbes erzählt: „Eine meiner Obsessionen ist, dass jedes Detail im Bild akkurat sein muss. Besonders in einer Welt, in der die Leute in 4K fernsehen. Wenn jemand in der Serie eine Zeitung aufschlägt, möchte ich, dass der Text der Geschichte, die er liest, korrekt ist – auch wenn man ihn nur zwei Sekunden lang sieht. Denn die Leute können das Bild einfrieren und die Artikel lesen.“

Darum hat er Stroud gebeten, die Texte für die vielen Zeitungen, Klatschmagazine und für das Handbuch der Elite-Agentur Fittes zu schreiben, die in der Serie zu sehen sind.

Das Filmteam hat mit Jonathan Stroud auch alle wichtigen Änderungen abgesprochen – denn obwohl die Verfilmung dem Original sehr treu bleibt, gibt es natürlich ein paar Änderungen. Hier sind die vier wichtigsten.

1. Georges Nachname

George ist neben Lockwood und Lucy Mitglied Nummer drei von drei der Geisterjäger-Agentur. Jemanden zu finden, der diesen gleichzeitig mürrischen und doch liebenswerten Charakter spielen kann, war nicht leicht. „Doch dann kam Ali und hatte genau die richtige Chemie für die Figur“, hat Showrunner Joe Cornish im Netflix-Interview erzählt.

„Er ist zufällig britisch-iranisch, was die Figur im Buch nicht ist.“ Im Buch ist George blond. „Aber wir dachten, das ist eine wirklich großartige Chance, die Figur mit all den verschiedenen Merkmalen aufzuwerten, die später in der Serie eine Rolle spielen.“

Mit dem Casting von Ali Hadji-Heshmati entschied das Team, auch den Nachnamen der Figur zu ändern: George heißt im Buch Cubbins, für die Serie suchten sich sein Schauspieler und Autor Stroud gemeinsam den Nachnamen Karim aus.t.

In den Büchern lernen wir ihn zuerst aus Lucys Perspektive kennen – die keinen besonders schmeichelhaften Eindruck von ihrem neuen Kollegen schildert. Lucy beschreibt George als „attraktiv wie eine frisch geöffnete Packung Margarine und so charismatisch wie ein nasses Geschirrtuch, das zerknautscht auf dem Boden liegt.“

In der Serie bekommen auch die Zuschauer*innen Georges Mangel an sozialer Kompetenz sofort zu spüren: George prophezeit Lucy, dass sie eh nicht lange bleiben wird, und muss vom deutlich charmanteren Lockwood zweimal darauf hingewiesen werden, dass er Lucy doch bitte eine Tasse Tee und ein paar Kekse anbieten soll.

Anfangs ist George misstrauisch und eifersüchtig auf Lucy, die er als Konkurrentin sieht. Erst im Laufe ihrer gemeinsamen Abenteuer freunden sich die beiden an.

Das Reden überlassen Lucy und George lieber Anthony Lockwood (gespielt von Newcomer Cameron Chapman). Er ist deutlich charmanter und bleibt immer ruhig. (Schönstes Zitat: „Kann ich Ihnen vielleicht einen Tee anbieten, während Sie mein Haus ausrauben?“)

2. Lucys Vorgeschichte

Die Bücher behandeln Lucys Leben vor Lockwood und George nur kurz: Darin erwähnt Lucy nur, dass sie Schwestern hat (die in der Serie keine Rolle spielen) und dass ihr Team bei ihrer ersten Agentur ums Leben kam. Ihre Mutter wird ebenfalls erwähnt, aber spielt bei Weitem keine so große Rolle wie in der Serie.

In der Serie wird Lucys Vorgeschichte dagegen so erzählt: Als sie 13 Jahre alt ist, schleift ihre Mutter sie zu einer Geisterjäger-Agentur namens Jacobs & Co. Die Agentur wird geführt von Erwachsenen, die ihre minderjährigen Mitarbeiter*innen wie Kanonenfutter behandeln.

„Ich habe vorgestern einen meiner Mitarbeiter verloren“, sagt der Leiter der Agentur beim Vorstellungsgespräch ganz beiläufig zu Lucys Mutter, „Aber er hatte ungefähr dieselbe Größe wie sie, vielleicht kann sie seine alte Uniform tragen.“

Lucys Mutter ist kaum weniger kaltschnäuzig. Seit der Vater der Familie sich totgesoffen hat, sind sie arm. Also verkauft die Mutter ihre Tochter. Die einzige Regung auf ihrem Gesicht zeigt Mrs. Carlyle, als sie sagt, dass Lucys Gehalt auf ihr Konto überwiesen werden soll – dann strahlen ihre Augen kurz.

Unter ihren jugendlichen Kolleg*innen bei Jacobs & Co. findet Lucy enge Freundschaften. Ein Mädchen namens Norrie White wird ihre beste Freundin. Die beiden schwören sich, dass sie eines Tages nach London gehen und erfolgreich und berühmt werden.

Doch so weit kommt es nicht. Ein Einsatz in einem alten Warenhaus geht schrecklich schief, Lucys Team wird von Geistern überrannt. Vier ihrer jugendlichen Kolleg*innen sterben. Und Norrie fällt in eine Art Geister-Koma.

Der Leiter der Agentur, Mr. Jacobs, hätte Lucy und den anderen helfen können. Doch er lässt sie im Stich – und gibt vor Gericht auch noch Lucy die Schuld an dem Unglück.

Als Lucys Mutter sie zwingen will, sich bei Mr. Jacobs zu entschuldigen und um ihren alten Job zu betteln, haut Lucy ab. Sie geht nach London, ohne Geld und ohne Norrie. In London wird sie bei allen Agenturen abgelehnt – bis sie eine Anzeige von Lockwood & Co. findet.

3.  Der Kampf

Wenn zwei Romane in acht Episoden à rund 40 min Laufzeit passen sollen, dann fallen ein paar Szenen und Nebenfiguren weg.

Eine erwähnenswerte gestrichene Szene ist der große Kampf zu Beginn des zweiten Buches. Im Buch kämpfen Lockwood und George auf einem Feld gegen Geister, werden aber von der Crew von Lockwoods großem Konkurrenten Quill Kipps übertölpelt. Im Buch ist diese Szene spektakulär  –  wäre damit aber auch sehr teuer zu verfilmen gewesen.

Die Szene „hat die Geschichte nicht wirklich vorangebracht, und wir hatten weder die Zeit noch das Geld dafür“, hat Showrunner Cornish im Interview RadioTimes.com erklärt. Darum nutzte er einen Trick: In der Serie sprechen die Figuren nur über den Kampf.

4. Der Schädel

Bei einer Figur werden sich Hardcore-Lockwood-Fans mehr Screentime gewünscht haben: dem Schädel.

Lucy lernt den Schädel – ein Typ-3-Gespenst in Form eines Kopfes, gefangen in einem Glasbehälter – bei ihrem Vorstellungsgespräch bei Lockwood & Co. kennen. Anders als andere Bewerberinnen rennt sie nicht davon, als der Geist sie anschreit.

Ohne das Ende der ersten Staffel zu spoilern: Dieser Geist wird noch eine wichtige Rolle für Lucy spielen.

In den Büchern aber ist der Schädel deutlich gesprächiger als in der Serie. Für die Agentur ist er wie ein Maskottchen – ein launiges Maskottchen, das die drei Geisterjäger*innen oft und kreativ beleidigt oder mit sexuellen Anspielungen aus dem Konzept bringt.

Und der manchmal versucht, Tipps zu geben. Leider ist die Lösung des Schädels für alles: Mord. Gut gelaunt empfiehlt der Schädel Lucy an einer Stelle, ein anderes Mädchen einfach mit einem Nudelholz zu erschlagen.

Vor allem auf George hat der Schädel es abgesehen – aus gutem Grund. George experimentiert gern mit dem Geist, setzt ihn unter Wasser, dem Sonnenlicht aus oder steckt ihn in den Ofen. Alles im Dienste der Wissenschaft, und sehr zum Unmut des Schädels, der sich mit sarkastischen Seitenhieben revanchiert.

Allein schon für diesen Sidekick lohnt es sich, in die Lockwood & Co.-Buchreihe reinzulesen. Stoff gibt es genug: Neben den zwei bereits verfilmten Büchern sind noch drei weitere erschienen.

Netflixwoche Redaktion

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