Kurz und gut: Die besten Miniserien auf Netflix

Nichts gegen den guten alten tagelangen Binge-Marathon. Aber es hat auch etwas, an nur einem Abend ein komplettes Serienuniversum zu durchdringen. Dafür empfehlen sich diese Miniserien auf Netflix.

Das Damengambit (2020)

Das hätte vor zwei Jahren wohl niemand für möglich gehalten: eine Serie übers Schachspielen, die einen riesigen Hype auslöst. Und dann kam Das Damengambit. Die siebenteilige Serie über den Aufstieg des Waisenmädchens Beth Harmon zur größten Schachspielerin der Welt, die sich unterwegs fast in der Drogenhölle verliert, mag am vermeintlichen Zeitgeist vorbei erdacht worden sein. Aber sie ist eben auch ganz großes Storytelling, mit fabelhafter Ausstattung und grandioser Schauspielkunst. Insbesondere Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy liefert in der Serienadaption des gleichnamigen Romans von Walter Tevis eine brillante Performance ab. Kein Wunder, dass die Netflix-Serie insgesamt über 30 Preise gewonnen hat. Fun Fact: Was sich in der Serie in der Sowjetunion zuträgt, wurde zu großen Teilen in Berlin gedreht.

When They See Us (2019)

Die Serie When They See Us umfasst gerade mal vier Folgen – doch diese treffen bis ins Mark. Es geht darin um die wahre Geschichte einer Vergewaltigung, die 1989 im New Yorker Central Park stattgefunden hat. Fünf nicht-weiße Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren, die sich zum Tatzeitpunkt im Park aufhielten, werden daraufhin festgenommen. Vier davon bekennen sich schuldig, nachdem sie von der Justiz massiv unter Druck gesetzt werden. Doch schnell wird klar: Die Jungs waren es nicht. Für Justiz und Medien scheinbar kein Grund, ihre Voreingenommenheit zu revidieren. Für sie steht fest, dass die Jungs die Schuldigen sein müssen. Selma-Regisseurin Ava DuVernay ist mit When They See Us eine erschütternde Dramaserie gelungen, die dem rassistischen System der USA den Spiegel vorhält.

Godless (2017)

Auch das Western-Genre kann mit der einen oder anderen Miniserie aufwarten. Eine der besten ist Godless. In deren Zentrum steht der durchtriebene Outlaw Frank Griffin, der auf seinem Rachefeldzug gegen seinen einstigen Partner Roy Goode eine Spur der Verwüstung hinterlässt. Roy versteckt sich in der Stadt La Belle, die nahezu ausschließlich von Frauen bewohnt wird, weil die Männer der Stadt bei einem Minenunglück ums Leben kamen. Als der Ganove Frank eines Tages ebenfalls in La Belle aufschlägt, eskaliert die Situation. Die Neo-Western-Serie besticht durch gnadenlose Brutalität genauso wie durch makellose Schönheit, vor allem in den Landschaftsaufnahmen. Zudem verpasst sie dem Genre dank der hohen Frauenquote eine angenehm feministische Note, die der Western als Genre dringend nötig hat. Schöpfer Scott Frank ist übrigens auch für Das Damengambit verantwortlich.

Midnight Mass (2021)

Miniserien können auch Horror. Bestes Beispiel: Midnight Mass von Mike Flanagan. Im Zentrum der Serie steht Riley Flynn (Zach Gilford), den es aus einem Fischerdorf nach Chicago zieht, um dort das große Geld zu machen. Als er dort betrunken ein junges Mädchen überfährt, wandert er für vier Jahre in den Knast. Doch nach Ablauf seiner Haftstrafe und der Rückkehr in sein Heimatdorf ist plötzlich alles anders. Die Inselgemeinde wird von Krisen und Katastrophen heimgesucht und ein neuer Priester vollbringt Wunder. Zumindest scheinbar. Denn irgendwas stimmt mit dem Priester nicht, Bewohner*innen der Insel verschwinden spurlos. Mike Flanagan hat schon einige Projekte mit Stephen King umgesetzt, und man merkt Midnight Mass den Einfluss des King of Horror voll und ganz an. Ein absolutes Miniserienmeisterwerk über religiösen Fanatismus.

Unbelievable (2019)

Die Teenagerin Marie (Kaitlyn Dever) wird vergewaltigt – zumindest mutmaßlich. Denn der Polizei kommen Zweifel an ihrer Anzeige, weil sie sich in Widersprüche verstrickt. Der Fall wird zu den Akten gelegt. Als zwei Polizistinnen (Toni Colette und Merritt Wever) an der Aufklärung eines anderen Vergewaltigungsfalls arbeiten, ergeben sich jedoch Verbindungen zum Fall Maries. Ist sie also doch keine Hochstaplerin, sondern sowohl Opfer eines geschickt vorgehenden Serienvergewaltigers, als auch Opfer der Behörden? Die True-Crime-Serie Unbelievable beruht auf dem Artikel An Unbelievable Story Of Rape, für den die Journalisten T. Christian Miller und Ken Armstrong im Jahr 2015 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurden. Nicht nur, dass die Serie die Hintergründe von Vergewaltigungsfällen ehrlich und ungeschönt darstellt, auch die Apathie im überwiegend von Männern besetzten Justizsystem wird schonungslos aufgedeckt. Mitreißend und erschütternd.

Unorthodox (2020)

Die vierteilige deutsche Miniserie Unorthodox von Maria Schrader behandelt nicht gerade ein Mainstream-Thema – und wurde dennoch zu einer der erfolgreichsten Netflix-Serien des Jahres 2020. Lose auf dem gleichnamigen Roman von Deborah Feldman beruhend, erzählt Schrader darin die Geschichte der jungen Esty (Shira Haas), die in der ultra-orthodoxen jüdischen Religionsgemeinschaft der Satmarer in New York aufwächst und dort eine arrangierte Ehe eingehen muss. Weil auch ihre Mutter der Sekte einst entflohen ist, tut Etsy es ihr gleich. Sie flieht nach Berlin, sucht ihre Mutter und findet dabei in erster Linie sich selbst. Unorthodox ist eine spannende Ermächtigungsgeschichte im Setting einer hermetisch abgeriegelten Welt, die gleichzeitig so nah und doch so fremd ist.

Netflixwoche Redaktion

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