Eine Reise durch Italien in sechs Filmen

Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh’n? Ja, na klar! Seit Goethe tun die Germanen doch nichts anderes, als Italien zu erkunden. Manche von ihnen, so heißt es gerüchteweise, in Socken und Sandalen. Zum Abschied dann einfach Münzen werfen und bald wieder kommen. Warum? Weil Italien sich nicht auserzählen lässt. Und das wissen auch Regisseur*innen wie Paolo Sorrentino oder Luca Guadagnino, die in ihren Filmen von Bergseen in Norditalien, Villen auf sizilianischen Inseln und den Katakomben in der ewigen Stadt erzählen – und einen ohne stundenlange Autofahrten über den Brenner bringen.

Wir haben sechs Filme für alle mit Italien-Fernweh gesammelt, die eine cineastische Reise von der Lombardei bis nach Sizilien unternehmen wollen.

1. Love and Gelato

Die 17-jährige Lina nutzt keine sozialen Medien und auch sonst mangelt es an sozialen Kontakten im Leben der Amerikanerin. Doch als ihre Mutter stirbt, reißt deren letzter Wunsch Lina aus der selbst auferlegten Isolation: Lina fliegt alleine nach Rom. In die Stadt, in der ihre Mutter einen Sommer ihrer Jugend verbracht hat – und in der sie den leiblichen Vater von Lina kennenlernte. Am Flughafen wird Lina von Francesca, einer alten Freundin der Mutter, stilecht im Fiat 500 abgeholt. Lina lernt die Stadt direkt von ihrer römischsten Seite kennen: Zwischen Colloseum und Vatikan wird schnell gefahren und noch schneller geredet, zur Begrüßung gibt es Spaghetti alla Puttanesca auf der Terrasse und Chianti hilft gegen den Jetlag. Ausgestattet mit dem alten Tagebuch und der analogen Kamera ihrer Mutter liegt vor Lina ein Sommer voller Erkundungen der Stadt, aber auch der Geheimnisse ihrer Familie – und natürlich des perfekten Gelatos.

Neben wilden Orangengärten und ebenso wilden Vespa-Fahrten durch enge Gassen bietet Love & Gelato Insider-Tipps, wie man sich als Touristin in Rom am besten assimilieren kann: Man tausche College-Pullover gegen Sommerkleidchen, trage roten Lippenstift und Lidstrich und mache aus der wilden Mähne eine gezähmte Frisur. Ecco!

2. Unter der Sonne Ricciones

„Sotto il sole di Riccione“ singt Tommaso Paradiso, Sänger der italienischen Band Thegiornalisti, im Vorspann. Genau dort spielt der Film: Unter der Sonne Ricciones. In dem Strandort bei Rimini treffen sich Ciro, Mara, Vincenzo, Furio und Co – Jugendliche aus ganz Italien, dem Norden und dem Süden – um gemeinsam Volleyball zu spielen, Aperol Spritz aus Plastikbechern zu trinken, sich zu verlieben. Und sich am Ende gegenseitig die Herzen zu brechen.

Als Kulissen dienen dabei die typisch italienischen Bagni, die Strände, auf denen sich dicht an dicht ein bunter Sonnenschirm an den nächsten reiht. Darunter liegen Mädchen in neonfarbenen Bikinis und vorne am Meer die roten Boote der Bagnini, der Rettungsschwimmer – die für ihren Sommerjob keine besonderen Qualifikationen mitbringen müssen. Einer der Freunde wird kurzerhand zum Bagnino befördert, weil er ja sowieso schon eine rote Badehose trägt. Wer bisher bloß in den türkisfarbenen Buchten vor Sardinien angelegt hat, kann im Film Unter der Sonne Ricciones lernen, wie richtiger Badeurlaub auf Italienisch geht.

3. The Hand of God

Neapel der 1980er Jahre. Arbeitslosigkeit, Beziehungskrisen, tratschsüchtige Nachbarinnen, aber auch: Sommerhäuser an der Küste, riesige Familienessen, frische Wassermelone, Bootsausflüge und barbusige Tanten. In The Hand of God erzählt der italienische Regisseur Paolo Sorrentino seine vielleicht persönlichste Geschichte: von der Kindheit des 17-jährigen Fabietto in der rauen Hafenstadt Neapel. Eine Kindheit, die nicht nur geprägt ist vom frühen Tod der Eltern, sondern auch von einer Dauerkarte für den SSC Neapel – dem Verein, bei dem der Weltklassespieler Diego Armando Maradona zu der Zeit gerade einen Vertrag unterschrieben hat.

Der Film ist eine Hymne an Neapel mit all seinen Sonnen- und Schattenseiten, der einem die süditalienische Stadt näherbringt, ausnahmsweise mal gänzlich ohne Italien-Klischees. Und wer es noch authentischer mag: Im Originalton fehlt es dem Film natürlich nicht an echtem neapolitanischem Dialekt.

4. Call Me by Your Name

Elio (Timothee Chalamet) ist 17 Jahre alt und verbringt die Sommerferien im Landhaus seiner Eltern in der Lombardei. Mit dabei ist dieses Jahr auch der sieben Jahre ältere Forschungsassistent seines Vaters, Oliver (Armie Hammer), der ihn den Sommer über bei seiner wissenschaftlichen Arbeit unterstützen soll. Während der heißen und trägen Tage im Landhaus wächst zwischen dem pubertierenden Elio und Oliver eine Verbindung, die nur die beiden so recht verstehen können. Und aus dem Sommer, der für Elio so eintönig begonnen hat, wird für ihn eine Entdeckungsreise zu den eigenen Gefühlen.

Die Atmosphäre, die Luca Guadagninos Film Call Me by Your Name erzeugt, ist der Inbegriff eines italienischen Sommertraums: Ein riesiges Haus, in dem Freund*innen ein- und ausgehen, Mittagessen im Schatten der Obstbäume, alte Fahrräder, um in das nächstgelegene Dorf zu kommen, und Nachmittage mit Freunden am See. Und natürlich die erste Verliebtheit.

5. Maria, ihm schmeckt’s nicht!

Maria, ihm schmeckt’s nicht! ist der Filmklassiker über eine deutsch-italienische Liebe und alles, was dazu gehört. In diesem Fall: die Familie. Weil Saras Vater Antonio beschließt, die kirchliche Trauung mit ihrem deutschen Verlobten Jan müsse in seiner Heimatstadt Campobello in Apulien stattfinden, wird das auch so gemacht. Dort unten treffen sie auf eine sehr süditalienische Verwandtschaft und damit auf Verständigungsprobleme, die nicht ausschließlich an der Sprache liegen. Zwischen Ankunft und geplanter Hochzeit liegen Tage, in denen Jan die kleinen Dinge kennenlernt, die das Leben in einem apulischen Bergdorf ausmachen: Die hölzernen Kinderbetten für Nicht-Verheiratete, die Plastikstühle vor jeder Haustür und die Ahnen-Bilder in den Wohnungen. Er lernt sie kennen – aber nicht lieben.

Auch als Zuschauer*in bekommt man in Maria, ihm schmeckt’s nicht! praktische Tipps für die nächste Apulienreise: Dass man sich besser an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten sollte, da sonst ganz schnell sonnenbebrillte Carabinieri an das Autofenster klopfen. Und, dass man in Apulien überall Freundschaften schließt, indem man einfach ruft: „Ho fame!“, also: „Ich habe Hunger!“

6. Chef's Table: Corrado Assenza

Die vierte Ausgabe der Netflix-Serie Chef's Table ist eine besondere: Bei Süße Kreationen geht es ausnahmsweise mal nicht um Herzhaftes, sondern um Schokomousse, Karamellbonbons, Vanillecreme und natürlich Eis. Und für dieses ist Corrado Assenza aus der kleinen Stadt Noto in Sizilien berühmt. In seinem Caffé Sicilia soll es die beste Granita Siziliens geben, deren Geheimnis in ihren frischen und regionalen Zutaten liegt.

Die Folge begleitet Corrado in seine Obstgärten und auf die Gemüsefelder, wo Kirschen, Mandeln, Orangen und Pistazien wachsen, die er für seine Dolci persönlich auswählt. In dieser Intensität gibt es sie nur auf der süditalienischen Insel. „Wenn man Corrados Speisen probiert, bekommt man ein Gefühl für diese Region“, sagt die Autorin Faith Willinger über Corrados Granita und das Gelato. Schade also, dass es noch kein Geschmacksfernsehen gibt. Aber ein Grund mehr, diese Netflix-Filme vielleicht als Inspiration zu nehmen – und am Ende doch eine richtige Italienreise zu unternehmen.

Netflixwoche Redaktion

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