Ed Gein: Der reale Mörder hinter Leatherface aus Texas Chainsaw Massacre

Sie dreht und dreht und dreht sich, die Kettensäge des berüchtigten Leatherface. Mit Texas Chainsaw Massacre ist gerade der achte Film im Texas Chainsaw-Universum erschienen, exklusiv auf Netflix. Der neue Teil ist als direkte Fortsetzung des Originalfilms von 1974 angelegt – und setzt erneut Standards in Fragen des exzessiven Blutvergießens. Was vielleicht nicht alle wissen: Leatherface, die Kettensägen-schwingende Hauptfigur der Slasher-Reihe, hat eine real existierende Vorlage: den Massenmörder und Leichenschänder Ed Gein. 

Der trieb in den Fünfziger und Sechziger Jahren in der Gegend seines US-amerikanischen Heimatdorfs Plainfield sein Unwesen, was ihm in den Medien die Spitznamen “Butcher of Plainfield” und “Plainfield Ghoul” einbrachte. Aber wer war Ed Gein genau? Was hat er verbrochen? Und wie viel Ed Gein steckt in Leatherface?

Wie wurde Ed Gein zu einem der berüchtigsten Massenmörder der Welt?

Wie so oft, wenn Menschen extrem asoziales und gefährliches Verhalten entwickeln, ist die Ursache dafür in der Kindheit zu suchen. So auch hier: Ed Geins Vater war alkoholkrank und sehr gewalttätig. Eds Mutter wiederum war eine religiöse Fanatikerin, die ihren Sohn ebenfalls mit Gewalt züchtigte und Sexualität in jeglicher Ausprägung verabscheute. Schon früh waren sowohl Ed als auch sein älterer Bruder Henry verhaltensauffällig und gewalttätig.

In der Abgeschiedenheit von Plainfield versuchte die Mutter, ihre Söhne vor Erzählungen von Unzucht und Ehebruch fernzuhalten. Sie predigte ihnen die Sündhaftigkeit menschlicher Sexualität und las ihnen täglich die finstersten Kapitel aus der Bibel vor. Logisch, dass Ed bereits früh auffällig wurde. So soll er als Teenager bereits eine übertriebene Faszination für das Schlachten von Schweinen entwickelt haben. Er begann außerdem, sich für Anatomie zu interessieren. Und für Kannibalismus.

Im Jahr 1940 starb Eds Vater mit gerade mal 66 Jahren. Vier Jahre später kam es auf der Familienfarm zu einer Feuerkatastrophe, bei der Eds Bruder Henry ums Leben kam. Obwohl Ed der Polizei später zu Protokoll gab, er habe seinen Bruder im Rauch aus den Augen verloren, konnte er die Beamten direkt zu dessen Leichnam führen. Es stellte sich heraus, dass Henry weder an Verbrennung noch Erstickung starb, sondern an einem Schädelhirntrauma. Es ließ sich nicht nachweisen, aber vieles spricht dafür, dass Henry das erste Opfer von Ed Gein gewesen ist.

Welchen Anteil hatte Eds Verhältnis zu seiner fanatischen Mutter?

Der Einfluss, den Eds Mutter auf die Fehlentwicklungen ihres Sohnes hatte, war immens. Die religiöse Fanatikerin gab ihren Hass auf Sexualität und andere Frauen nachdrücklich an ihre beiden Söhne weiter, bezeichnete alle anderen Frauen als Huren und ließ sowohl Henry als auch Ed regelmäßig schwören, dass sie niemals in ihrem Leben Geschlechtsverkehr haben würden. Nicht verwunderlich, dass sie ihre Söhne nie aufklärte. Wann immer sie Ed beim Onanieren erwischte, drehte sie durch und steigerte sich in Gewaltexzesse hinein. Trotz all dem ließ Ed Gein nichts auf seine Mutter kommen. Für ihn war seine Mutter eine Heilige.

Was genau hat Ed Gein denn eigentlich verbrochen?

Eds Mutter starb kurz nach dem Brand auf der Familienfarm an den Folgen zweier Schlaganfälle. Ed war damals 39 und Junggeselle. Er besuchte regelmäßig die Kneipe im Ort und ertränkte dort seinen Kummer in Alkohol. Er freundete sich mit der Inhaberin an, die seiner Mutter optisch ähnelte. Allerdings flirtete sie nicht nur mit Ed, sondern auch mit anderen Gästen. Zu viel für Ed. Er erschoss die Frau in der Bar und nahm die Leiche im Auto mit nach Hause.

Der zweite Mord folgte drei Jahre später. Das Opfer war auch diesmal weiblich. Ed glaubte, dass sie ihren Mann einer anderen Frau ausgespannt habe. Auch ihre Leiche nahm Ed mit auf seine Farm. Am nächsten Tag machte die Polizei eine Hausdurchsuchung bei Ed Gein, weil der Sohn des Mordopfers ihn als Verdächtigen nannte. Und die Polizei fand die Leiche: Sie war wie ein Stück Wild in Geins Schuppen aufgehängt worden. Ohne Eingeweide und ohne Kopf. Doch das waren noch längst nicht alle schrecklichen Funde auf der Gein-Farm.

Warum ist Ed Gein so berühmt berüchtigt?

Die zwei Morde sind nur ein Teil der Legendenbildung. Stärker noch fällt ins Gewicht, was bei der Hausdurchsuchung der Polizei am 17. November 1957 neben dem Mordopfer auf dem Anwesen von Ed Gein gefunden wurde. Es waren verschiedene Leichenteile von mindestens 15 weiteren Menschen (vorwiegend Frauen), die von Leichendiebstählen von Friedhöfen stammten. Diese Körperteile waren verarbeitet worden. So befand sich unter den Fundstücken ein Anzug aus menschlicher Haut, verschiedene Masken aus menschlichen Gesichtern, eine Schachtel mit weiblichen Geschlechtsteilen sowie eine Sammlung von menschlichen Nasen. In Geins Kühlschrank lagerte außerdem menschliches Fleisch. Die Schädel seiner Opfer hatte Gein zu Fressnäpfen für seine Hunde und Katzen umfunktioniert. Geins Biograf, der Richter Robert Gollmar, bezeichnete Gein in seinem Buch Edward Gein: America's Most Bizarre Murderer als den „bizarrsten Mörder, Grabräuber und Hersteller exotischer Haushaltsgegenstände Amerikas, Besitzer exklusiver Bekleidung (aus menschlicher Haut) und ohne Zweifel den Besitzer der erlesensten Privatsammlung weiblicher Köpfe, Vaginas und Vulvas sowie ohne Frage die berüchtigtste Person, die mir jemals vor Gericht begegnet ist“. Dem muss hier nichts mehr hinzugefügt werden.

Was geschah mit Ed Gein nach dessen Verhaftung?

Ed Gein gestand die beiden Morde, ohne dabei sonderlich aufgewühlt zu sein. Gein wurde als psychisch krank eingestuft, weshalb er nicht ins Gefängnis kam, sondern in das Mendota Mental Health Institute in Wisconsin. Dort blieb er 27 Jahre lang, bis er 1984 an Lungenversagen in Folge einer Krebserkrankung starb.

Inwiefern war Ed Gein Vorbild für Leatherface aus The Texas Chainsaw Massacre?

Die auffälligste Inspiration für die Filmfigur ist natürlich die Maske aus Menschenhaut, die Leatherface trägt und die ihm auch seinen Namen gab. Von solchen Masken wurden einige auf Ed Geins Farm gefunden. Doch auch der aus den Knochen der Opfer gefertigte Schmuck, der im Haus der Mörderfamilie in The Texas Chainsaw Massacre zu sehen ist, geht auf die Erzählungen über die Einrichtung der Gein-Farm zurück. Parallelen gibt es außerdem beim Thema des Kannibalismus, obwohl Ed Gein nie Kannibalismus nachgewiesen werden konnte.

Übrigens: Ed Gein war nicht nur cineastisches Vorbild für Leatherface, sondern auch für einige andere, durchaus berühmte Gestalten aus anderen Filmen – darunter Norman Bates aus Psycho und Buffalo Bill aus Das Schweigen der Lämmer.

Netflixwoche Redaktion

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