Sex Education
Sex Education ist so besonders, weil die Serie wie keine andere den Spagat zwischen schmutzigen Witzen, abgedrehten Sex-Szenen und intelligenten Gesprächen über Sexualität und Identität schafft.
Die Serie spielt in der britischen Moordale Secondary School. Hauptfigur Otis (Asa Butterfield) startet hier gemeinsam mit seiner eigenwilligen Mitschülerin Maeve (Emma Mackey), die in Geldnöten steckt, eine Beratungsstelle für Sex. Einfühlsam nehmen sich die beiden der zahlreichen sexuellen Probleme ihrer Mitschüler*innen an – natürlich ohne das Wissen der Schulleitung oder ihrer Eltern.
Obwohl Otis in der „Sex Clinic” professionelle Tipps gibt, ist er privat alles andere als erfahren und selbstsicher. Das Einzelkind lebt mit seiner Mutter Jean Milburn (Gillian Anderson), einer offenherzigen Sex-Therapeutin, in einem malerischen Haus und träumt davon, bald keine Jungfrau mehr zu sein. Dass er heimlich in Maeve verliebt ist, weiß nur sein extravaganter schwuler bester Freund Eric (Ncuti Gatwa). Der wiederum geht ein Verhältnis mit seinem Mobber Adam (Connor Swindells) ein. Teenagersein ist eben kompliziert.
Sex Education überzeugt mit viel Humor und vielschichtigen Figuren. Während es in der Serie vordergründig um sexuelle Probleme geht, kommen dahinter stets die komplexen Emotionen, Ängste und Wünsche zum Vorschein, die Teenager durchleben.
Gleichzeitig ist die, zuweilen tragikomische, Serie bunt, charmant und stilsicher. Sex Education steht für Sex-Positivät, Inklusion und Selbstakzeptanz.
The End of the F***ing World
The End of the F***ing World von Serienschöpfer Jonathan Entwistle (I Am Not Okay with This) besticht durch schwarzen Humor und starke Charaktere. Die beiden misanthropischen Protagonist*innen James und Alyssa, die zu Beginn schockieren, stellen sich im Serienverlauf schlicht als zwei Teenager heraus, die anders sind und nicht im gleichgültigen Strom ihrer Altersgenossen mitschwimmen wollen.
Die Comedy-Serie beginnt mit einer makabren Prämisse: Der 17-jährige James (Alex Lawther) hält sich für einen Psychopathen und hat schon zahlreiche Tiere auf dem Gewissen. Nun möchte er zum ersten Mal einen Menschen ermorden. Seine Wahl fällt auf seine rebellische und krankhaft-ehrliche Mitschülerin Alyssa (Jessica Barden).
Alyssa hat mit ihrem sexuell übergriffigen Stiefvater zu kämpfen und beschließt wegzulaufen. James willigt ein, sie zu begleiten, hat dabei doch nur vor, Alyssa früher oder später umzubringen. Nach einigen absurden Ereignissen werden die beiden Außenseiter*innen von der Polizei gesucht und setzen ihren Roadtrip im Stil von Bonnie und Clyde fort.
Getragen wird die Handlung von den Performances der beiden charismatischen Hauptdarsteller*innen Jessica Barden (Pink Skies Ahead) und Alex Lawther (The French Dispatch). The End of the F***ing World ist stylish und cool: Musik, Kleidung, Autos und Interieurs umweht hier ein melancholisches Retro-Hipster-Gefühl.
Chilling Adventures of Sabrina
In der Horror-Teenie-Serie Chilling Adventures of Sabrina dreht sich alles um die 16-jährige Sabrina Spellman. Halb Hexe, halb Sterbliche, besucht Sabrina in ihrem Heimatort Greendale sowohl die normale Highschool als auch die magische Akademie der Unsichtbaren Künste, wo sie zur Hexe ausgebildet wird. Sabrina-Darstellerin Kiernan Shipka kennen wir bislang hauptsächlich als Don Drapers Tochter aus der Kultserie Mad Men.
Neben typischen Teenager-Problemen bekommt es Sabrina mit etlichen dämonischen und magischen Widersacher*innen zu tun, wie den Unheimlichen Schwestern und den Dienern des Dunklen Lords. Zuhause wohnt sie hingegen mit ihren beiden Hexen-Tanten Hilda (Lucy Davis) und Zelda (Miranda Otto) sowie ihrem unter Hausarrest stehenden Cousin Ambrose (Chance Perdomo) zusammen.
Chilling Adventures of Sabrina ist einerseits düster und schaurig wie ein Tim-Burton-Film, aber immer wieder auch selbstironisch und humorvoll. Auch wenn das Okkulte und Übernatürliche im Mittelpunkt stehen, gibt es gleichzeitig viele Handlungsstränge, in denen es um moderne, progressive Themen wie Feminismus und Inklusion geht.
Atypical
Was für andere alltäglich ist, stellt Hauptfigur Sam (Keir Gilchrist) in Atypical vor große Probleme. Denn der 18-Jährige liegt auf dem Autismus-Spektrum. So hat er Schwierigkeiten, Emotionen korrekt zu lesen oder ein sympathisches Lächeln aufzusetzen. Das vermeintlich „normale Leben“ löst in dem jungen Mann viel Stress aus.
Trotzdem beschließt Sam, eine Freundin zu finden und in Zukunft unabhängiger leben zu wollen. Unterstützt wird er dabei von seiner fürsorglichen Familie um Schwester Casey (Brigette Lundy-Paine), Mutter Elsa (Jennifer Jason Leigh) und Vater Doug (Michael Rapaport), die ihm zur Seite stehen – wenn sie gerade nicht selbst von alltäglichen Problemen des Lebens abgelenkt werden.
Die vielschichtige Gedanken- und Gefühlswelt Sams wird in Atypical auf einfühlsame und nachvollziehbare Art dargestellt, ohne dabei die Hauptfigur bloß zu stellen. Die positive Botschaft, die am Ende hängen bleibt: Jeder Mensch ist einzigartig.
Young Royals
In der kurzweiligen, noch frischen schwedischen Serie sind die Darsteller*innen tatsächlich einmal so alt wie die Rollen, die sie spielen. So wurde Hauptdarsteller Edvin Rydin 2003 geboren. Fürs Teenie-Genre, in dem häufig über 20-Jährige die Jugendlichen verkörpern, ist das durchaus ungewöhnlich.
In Young Royals dreht sich alles um Prinz Wilhelm (Edvin Ryding), den zweitgeborenen Sohn des schwedischen Königshauses, quasi der Harry von Schweden. Zu Serienbeginn wird Wilhelm auf das renommierte Internat Hillerska geschickt. Dort herrscht ein strenges Regiment, schließlich wird hier die künftige Elite Schwedens ausgebildet.
In Hillerska angekommen, wirft der 18-jährige Prinz schnell ein Auge auf seinen Mitschüler Simon (Omar Rudberg), der aus einfachen Verhältnissen stammt. Zwischen den beiden Schülern entwickelt sich in der Folge eine zarte Liebesgeschichte.
Young Royals bietet dabei nahezu klassische Teenie-Unterhaltung mit vertrauter Figurenkonstellation, wobei das edle Internatssetting gelegentlich an die Zauberschule Hogwarts aus der Harry-Potter-Reihe erinnert. Die Elite Schwedens schlägt sich in der authentisch erzählten Serie mit Partys, erste Küssen und Intrigen herum – halt den ganz typischen Erlebnissen und Sorgen Heranwachsender. Und die beste News dazu zum Schluss: Soeben wurde bekannt, dass die Liebesgeschichte von "Wilmon" und ihre Klassenkamerd*innen mit einer zweiten Staffel fortgesetzt wird!
Netflixwoche Redaktion