Broadway fürs Wohnzimmer: Das sind die besten Musicals auf Netflix

Musicals auf der Leinwand haben eine lange Geschichte. Sie reicht zurück bis an die Anfängen des Tonfilms. Seitdem waren verfilmte Musicals immer wieder kommerzielle Erfolge und Oscar-Material – man denke nur an Chicago oder La La Land.

Dieser Tage steht das Genre wieder hoch im Kurs. Steven Spielbergs West Side Story-Remake ist ein Beispiel, tick, tick... BOOM! mit Andrew Garfield ein anderes. Zum aktuellen Boom: Eine Reise durch die Geschichte des Genres mit einigen der wichtigsten Musicals auf Netflix.

Grease (1978)

Auch Grease geht auf eine Broadway-Vorlage zurück. 1971 warf der Film einen fast schon parodistischen Blick auf junge Liebe, Rock ’n’ Roll und Gangrivalitäten und wurde im Kino zum Sensationserfolg. Vor allem Hauptdarsteller John Travolta brachte es mit gegeltem Haar und geölter Stimme zu Weltruhm. An seiner Seite: Country-Sängerin Olivia Newton-John. Bei den Academy Awards reichte es allerdings nur für eine Nominierung – ausgerechnet für „Hopelessly Devoted To You“, einen Song, der heute nicht mehr unbedingt mit Grease verbunden wird.

Bester Song: Natürlich das weltweit auf Nummer eins chartende Duett „You’re The One That I Want“.

Mamma Mia! und Mamma Mia! Here We Go Again

Schon mal den Begriff „Jukebox-Musicals“ gehört? Damit meinen Genre-Kenner*innen Musicals ohne Originalsongs oder -partituren, also Stücke, in denen fremdes Songmaterial verarbeitet wird. In Mamma Mia! sind es die Songs von Benny Andersson und Björn Ulvaeus, die als zwei Viertel von ABBA Popgeschichte geschrieben und 1999 mit Mamma Mia! das Popmusical miterfunden haben.

Neun Jahre später folgte die mit Meryl Streep, Amanda Seyfried, Pierce Brosnan und Colin Firth hochkarätig besetzte Verfilmung. Nachdem diese zum Welterfolg wurde, kam auch ein Prequel dazu – Mamma Mia! Here We Go Again. Getragen von den Evergreens der Schwed*innen erzählt der Film die Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung. Eine Art Best-Of-ABBA-Karaoke, aufgeführt von einem Weltstarensemble.

Bester Song: Schwierig, bei der Riesenauswahl an Hits. Konsensentscheidung wäre wohl der ESC-Sieger von 1974, „Waterloo“.

Crazy Ex-Girlfriend (2015)

In Deutschland hat es dieses Dramedy-Format nie über den Status eines Geheimtipps hinaus geschafft. Schade, denn hier werden kontroverse Themen mit viel Empathie verarbeitet. Die zwei, drei Songs pro Folge werden meist in den Traumsequenzen der Hauptfigur Rebecca gesungen, die es auf der Suche nach ihrer Jugendliebe aus New York nach Kalifornien zieht. Darüber hinaus punktet Crazy Ex-Girlfriend mit gut geschriebenen Figuren, noch besseren Dialogen und einem selbstironischen Grundton, der selbst Musical-Skeptiker*innen überzeugen dürfte.

Bester Song: „The Sexy Getting Ready Song“, der bereits in der allerersten Episode ein Gefühl davon vermittelt, wohin die Reise geht.

Roald Dahl’s Matilda – Das Musical

Wer sagt, dass man seine Träume nicht in die Realität umsetzen kann? Genau das ist die Aufgabe von Matilda Wormwood (Alisha Weir) in der Verfilmung des beliebten Bühnenstücks nach Roald Dahls Geschichte.

Matilda ist zu Hause bei ihren schrecklichen, vernachlässigenden Eltern (Stephen Graham und Andrea Riseborough) und in Crunchem Hall unter der furchterregenden Fuchtel der Schuldirektorin Miss Trunchbull (Emma Thompson) gefangen. Matildas einzige Rettung sind ihre nette Lehrerin Miss Honey (Lashana Lynch), ihre Mitschüler*innen und ihre Fantasie. Sie verleihen ihr mehr Macht, als sie je für möglich gehalten hätte.

Bester Song: „Revolting Children“ – die Tanzkünste von Red Beret Girl gingen sogar viral.

13: Das Musical

Das Erwachsenwerden ist, gelinde gesagt, ein Kampf. In Jason Robert Browns 13: Das Musical wird Evan Goldman (Eli Golden) erwachsen und erlebt dieses Spannungsfeld zwischen Kindheit und Jugend. Evan und seine Mutter (Debra Messing) ziehen von den hellen Lichtern New York Citys in ein Kaff in Indiana. Und das gerade dann, als er seine Bar Mitzwa unter der Anleitung von Josh Pecks Rabbi feiern will (und damit das klar ist: er ist nicht nur ein Rabbi, er ist ein cooler Rabbi). 13: The Musical handelt von dem Wetteifern um Beliebtheit, Loyalität und der Erkenntnis, dass man man selbst sein muss, um aufzufallen.

Bester Song: „A little more homework“ – bei dem Song fühlen sich alle angesprochen, die mal 13 waren.

Julie and the Phantoms (2020)

Showrunner Kenny Ortega konnte sich bei dem Netflix-Original Julie and the Phantoms auf eine Vorlage aus Brasilien stützen. Dort muss die junge Julie mit dem Tod ihrer Mutter klarkommen und findet Trost in den Räumen ihres Musikstudios. Tatsächlich hausen dort die Geister dreier Musiker, deren Boyband-Erfolg 1995 ein tragisches Ende fand. Mit ihnen zusammen gründet das Mädchen die Band Julie and the Phantoms, die es als vermeintliche Hologramm-Truppe mit ihren durchschimmernden Körpern tatsächlich auch auf der Bühne zu Erfolg bringt. Den Feelgood-Charakter untermauert die Serie mit Originalsongs in jeder Folge.

Bester Song: „I Got The Music“, weil Rap und Gesang hier eine besonders mitreißende Mischung ergeben.

Diana: Das Musical

Du hast bereits The Crown und alle Folgen von Harry & Meghan gesehen? Nun, um deine königliche Neugier zu befriedigen und um deine Begeisterung für Diana zu festigen, ist Diana: Das Musical hier. Das Musical feiert Dianas Leben und Vermächtnis. Es wurde live von der Bühne gefilmt, bevor es am Broadway Premiere feierte.

Und wenn du ein Fan von Emily in Paris bist, solltest du ein Auge auf den Schauspieler Roe Hartrampf richten, der Prinz Charles spielt. Er spielte auch in Staffel 1 Doug, Emily Coopers (Lily Collins) Freund aus Chicago. Das Tragen eines Revenge Dress oder eines Harvard-Pullovers während des Zuschauens ist optional, wird aber empfohlen.

Bester Song: „Underestimated“ – ein bewegender Moment, in dem Diana sich vorstellt.

The Prom (2020)

In The Prom lässt Glee-Schöpfer Ryan Murphy Mamma Mia-Star Meryl Streep in einer Art Meta-Musical auftreten, das sich über die Eitelkeiten der Musical-Szene lustig macht. Also das perfekte Musical für Menschen, die Musicals lustvoll hassen. Das Stück hatte 2016 auf dem Broadway Premiere. Der perfekte Film folgte 2020. Hier dürfen wir einer Wahnsinnsbesetzung um Streep, James Corden, Nicole Kidman und Keegan-Michael Key dabei zusehen, wie sie ihr drohendes Karriere-Ende noch einmal abzuwenden versuchen. Toll choreographierte Musicalnummern, eine starke Ausstattung und die bewusst queeren Einflüsse machen The Prom zu einem der stärksten Netflix-Originale des Jahres 2020.

Bester Song: „Love Thy Neighbor”, wegen der Ohrwurmqualitäten und der wirklich irren Choreographie.

tick, tick… BOOM! (2021)

Noch ein Meta-Musical, diesmal mit deutlich dramatischer Stoßrichtung. Für tick, tick… BOOM! hat sich Hamilton-Autor Lin-Manuel Miranda das semi-biografische Musical von Jonathan Larson vorgeknöpft, der hier von seinen Selbstzweifeln am Broadway erzählt. Angesiedelt im New York der frühen Neunziger, konzentriert sich der Film auf die Hauptfigur Jon, in deren Verkörperung Andrew Garfield eine der besten Leistungen seiner Karriere abliefert.

Bester Song: „Boho Days“, der unterstreicht, was für ein fantastischer Sänger Andrew Garfield sein kann.

Tara Bitran, Tudum/Netflixwoche

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