Heartstopper: Warum wir uns bei Coming-of-Age-Formaten so wohl fühlen

Charlie und Nick kommen aus völlig unterschiedlichen Welten. Da ist einmal der strubbelköpfige Nerd Charlie, der neben seiner verschworenen kleinen Clique kaum Kontakt zu den Mitschülern an seiner High School hat. Und dann ist da das beliebte Rugby-Ass Nick, der neu an der Schule ist und quasi aus dem Stand allseits bejubelt und geachtet wird. Was sollen diese beiden schon miteinander zu tun haben?

Die Antwort im neuen achtteiligen Netflix-Format Heartstopper beginnt mit einem zarten „Hi“. Das lächelt Charlie (Joe Locke) scheu zu Nick (Kit Connor, bekannt aus His Dark Materials) hinüber, als sie recht zufällig in ihrer Klasse in einer gemeinsamen Bank landen. Dieses “Hi” ist nicht nur der Auftakt zu einer unerwarteten Freundschaft – es ist auch der Beginn einer herzwärmenden Liebesgeschichte. Zahllose kleine Schritte aufeinander zu und wieder voneinander weg und eine Menge Gefühlschaos inklusive.

Damit behandelt Heartstopper die Klassiker der Coming-of-Age-Filme: Liebe und Selbstfindung – und liefert direkt den Grund, warum wir alle uns in diesem Genre immer wieder so herrlich verlieren können. Coming-of-Age-Formate wecken ein Gefühl der Nostalgie aus der Zeit, als man selbst gerade an der Schwelle zum Erwachsensein stand. Jede*r hat einmal die kleinen und großen verletzlichen Momente des ersten richtigen Verliebtseins erlebt; sich gefragt, ob man denn cool genug, schlank genug, hübsch genug ist; sich als Nicht-mehr-Kind-und-noch-nicht-Erwachsene*r mächtig verloren gefühlt.

Die Geschichte von Charlie und Nick ist irgendwie auch die eigene Geschichte der Zuschauer*innen. Dabei ist es beim Mitfühlen und -leiden kein Thema, dass sich in Heartstopper zwei Jungs ineinander verlieben. Denn auch das ist ein Kennzeichen des Coming-of-Age-Genres: Es ist egal, wie weit von der eigenen Lebensrealität entfernt die Filmhandlung spielt. Man findet immer einen Anknüpfungspunkt zum eigenen Erwachsenwerden. Wenn sich in Harry Potter ein paar halbwüchsige Hexen und Zauberer filmelang anschmachten – siehe Ron und Hermine, Harry und Ginny –, ist der Gedanke an die eigene, eher nicht in Hogwarts erlebte, Schulliebelei sofort wieder da.

Wer also für ein Weilchen aus der mitunter frostigen Realität flüchten möchte, wird sich in Heartstopper sehr schnell zu Hause fühlen. Und wer nach dem auf einer mehrteiligen Graphic Novel von Alice Oseman basierenden Achtteiler Lust auf noch ein bisschen mehr Realitätsflucht hat, der und die findet bei Netflix noch eine Menge weitere Coming-of-Age-Formate. Drei Highlights zu Liebe, Intimität und menschlichen Abgründen:

Netflixwoche Redaktion

Drücke ESC, um die Suche zu schließen.