Axel Stein im Gespräch: „Social Media ist überhaupt nicht mein Ding“

Als 17-Jähriger hatte Axel Stein eine Hauptrolle in Harte Jungs. 23 Jahre später ist er nun auch im Nachfolge-Film Hammerharte Jungs zu sehen. Ein Gespräch über die Jugend von Heute, Penis-Witze und Humor im Wandel.

Hammerharte Jungs – ein Film, bei dem es wie in den Vorgängern um das Erwachsenwerden geht. Bei den Dreharbeiten für den ersten Film waren Sie selbst gerade mal 17 Jahre alt. Wie war das bei Ihnen mit der Aufklärung, den ersten sexuellen Erfahrungen?

Axel SteinIch habe, wie wir wohl alle, ganz witzige, lustige Sachen erlebt. Im Detail möchte ich da nicht drüber sprechen (lacht). Nur so viel: Aufklärung war in meinem Elternhaus so ein bisschen Tabuthema. Meinen Eltern war das Thema wohl eher unangenehm. Die wollten, glaube ich, auch gar nicht wirklich wissen, was ich in der Richtung so mache. Ich musste mir das alles mit meinen Kumpels selbst erarbeiten. Das war dann aber auch gut so.

Warum war das gut so?

Ich bin total froh, dass meine Jugend noch ohne Internet, Social Media und immer verfügbaren Pornos abgelaufen ist. Wenn man als 14-, 15-Jähriger seine ersten Erfahrungen macht, ist man ja eh schon total überfordert. Und ich glaube, das Internet tut da nicht immer nur gut. Die Natur hat sich ja auch was dabei gedacht, dass Menschen sich treffen und sehen und riechen und nicht nur online sehen.

Sind Sie selbst viel online?

Ich bin da total Oldschool. Social Media ist überhaupt nicht mein Ding. Ich finde es noch toll, Leuten in die Augen zu gucken und jemanden kennenzulernen, wie er tatsächlich ist und nicht hinter einer digitalen Maske versteckt.

Also sind die Probleme beim Erwachsenwerden heute größer geworden. In Hammerharte Jungs schafft ja auch TikTok einige peinliche Situationen.

Ach, ich denke die Probleme sind grundsätzlich die gleichen. Es gibt wenig Bezugspersonen in dem Alter. Und man denkt natürlich als Jungbulle, dass man schon total erwachsen ist und geradeaus denken kann. Die Lehrer nimmt man eh nicht ernst und die Eltern sagen ja meist nur, was man alles nicht machen soll. Die einzigen Bezugspunkte sind dann ältere Geschwister oder halt die Kumpels.

Sie sind jetzt 41 und spielen einen Vater. Wie nah dran sind Sie an der jungen Generation?  

Ich verstehe die oft nicht mehr. Die hängen alle an ihrem Handy, sitzen im selben Raum und unterhalten sich trotzdem über einen Chat. Als 41-jähriger alter weißer Mann sitz ich daneben und denke, ich bin auf einem anderen Planeten.

Wie war das beim Dreh mit ihren Teenager-Co-Stars?

Bei den Dreharbeiten zu den Hammerharten Jungs gab es auch die ein oder andere Party von den jüngeren Kollegen und Kolleginnen. Da war ich jetzt nicht mehr zwingend dabei, meine Rekonvaleszenzzeit ist länger als früher. Bei den Filmen früher war ich der Erste, der auf der Party war und der Letzte, der den Laden abgeschlossen hat. Aber was die junge Generation angeht: Ich mache ziemlich viel mit meinem Neffen, der ist 17. Den nehme ich ein bisschen mit an die Hand und geh mit ihm zum Beispiel in den Wald, damit er mal Bildschirm-Freizeit bekommt.

In Hammerharte Jungs sind die Eltern manchmal so kindisch wie die Teenager und kämpfen auch mit Liebesproblemen. Wird's denn auch im Alter nie besser?

Nö, das wird sich auch in den nächsten 1.000 Jahren nicht ändern. Erstmal wollen wir uns alle fortpflanzen, dann ein Nest bauen und wenn wir das geschafft haben, alles dafür tun, dass dieses Nest auch bestehen bleibt. Jede Veränderung, die dann von außen kommt, wirbelt erstmal Staub auf und wir verhalten uns dann nicht anders als Teenager.

Lassen Sie uns über eine ernste Sache sprechen. Die Deutschen und ihr Humor. Penis-Witze finden sich schon auf den Mauern von Pompeii. Was finden wir Menschen daran eigentlich so lustig?

Ich denke, weil alles, was mit Penis und Sex zu tun hat, immer noch tabuisiert ist. Und bei Tabus ist eine menschliche Reaktion das Lachen.

Sie sind seit 25 Jahren im Comedy-Geschäft. Wie würden Sie den Unterschied beim Humor zwischen den Harten Jungs vor rund 25 Jahren und den Hammerharten Jungs heute beschreiben?

Damals waren die Gags plumper und mehr auf die Zwölf. Heute geht man sensibler vor, will niemandem auf die Füße treten, der Humor ist vielschichtiger. Und damals war es natürlich noch etwas Besonderes, wenn man da mal jemand mit einem erigierten Penis gezeigt hat. Das war was ganz Außergewöhnliches, dass man so was im Kino gesehen hat. Heute sind die Leute eher überflutet von sexuellen Reizen. Internet, Werbung, was auch immer. So eine Gesellschaft verändert sich natürlich. Und mit ihr der Humor. Ich finde aber, gerade wir Deutschen sollten dann doch ein bisschen mehr über uns selber lachen können. Durch Humor kann man auch unheimlich viel verarbeiten.

Würden die Gags aus Harte Jungs heute noch funktionieren?

Ich glaube nicht. Deshalb haben wir ja einen neuen Film gemacht. Allein von der Schnelligkeit des Films und vom Schnitt her ist das ein anderes filmisches Erzählen. Und natürlich ist der Humor in Hammerharte Jungs mehr dem heutigen Zeitgeist entsprungen.

Wie sehr konnten Sie sich als mittlerweile erfahrener, gestandener Schauspieler mit einbringen beim Dreh zu den Hammerharten Jungs?

Ich habe mich auch damals als Teenager schon mit eingebracht, Vorschläge für Rolle und Dialog gemacht, wenn ich der Meinung war, dass es die Figur besser trifft. Ich habe das immer als Aufgabe von Schauspielern und Regie gemeinsam gesehen, das rund zu machen, stimmig. Bei den Hammerharten Jungs war die Frisur meine Idee. Ich kannte ja den Tobi (Tobias Schäfer), der meinen Sohn spielt und Locken hat. Da habe ich vorgeschlagen, dass meine Rolle auch Locken haben sollte, um ein visuelles Merkmal zu haben, dass wir Vater und Sohn sind. Für die Locken saß ich dann jeden Tag eine Stunde extra in der Maske.

Netflixwoche Redaktion

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